Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

06.12.2020, 08:00 Uhr

Was bringt uns wohl der Nikolaus? Auf jeden Fall keine Corona-Testkits – die gibt's nur bei dm (Foto: Alex Schelbert)

Was bringt uns wohl der Nikolaus? Auf jeden Fall keine Corona-Testkits – die gibt's nur bei dm (Foto: Alex Schelbert)


3. Dezember 2020 

Die Drogeriekette dm darf’s, aber die Apotheken dürfen’s nicht: den Verkauf des Probeentnahme-Kits von Cerascreen zum Nachweis von Antikörpern gegen SARS-CoV-2. Das Verkaufsverbot für Apotheken teilte das Regierungspräsidium Tübingen mit, jetzt ist’s also amtlich. Die Drogeriemarktkette darf das Testkit dagegen über ihren Internet-Shop vertreiben. Mein liebes Tagebuch, der Apotheke drohen dagegen sogar hohe Geldstrafen, wenn sie solche Probeentnahme-Kits verkaufen würde. Mehr als irritierend! Kann man das noch verstehen? Nein, nicht mit gesundem Menschenverstand. Aber ja, wir sind in Deutschland, und da regiert die föderale Bürokratie, auch wenn’s von der Sache her keinen Sinn macht. Solche Testkits unterliegen theoretisch nicht grundsätzlich der Medizinprodukte-Abgabeverordnung (MPAV). Aber praktisch: Die Einhaltung der MPAV wird auf Landesebene überprüft und da entscheidet jedes Bundesland selbst. Muss man nicht verstehen, ist aber so.

Irritiert zeigt sich auch der Landesapothekerverband Baden-Württemberg – er hakt beim Regierungspräsidium Tübingen und beim Sozialministerium von Baden-Württemberg nach, die Antwort steht noch aus. Wir sind gespannt, ob und wie die Behörden diese Widersprüchlichkeiten ausräumen. Aber, mein liebes Tagebuch, wir können den Landesbehörden ihre kleinen Freuden lassen. Der Test wird vermutlich eh kein Renner und kein Umsatzbringer, denn die Aussagekraft ist bescheiden: Selbst bei einem Nachweis von SARS-CoV-2-spezifischen Antikörpern lässt sich keine eindeutige Aussage darüber machen, ob man noch andere Menschen infizieren kann oder ob man schon immun ist.

 

It’s magic! Die digitale Welt der Apotheken startet in wenigen Tagen – versucht jedenfalls eine Internetseite des Deutschen Apothekerverbands der Community weiszumachen. Super-kryptisch wird die Seite „Mein-Apothekenportal.de" mit einem Countdown angekündigt, ohne genau zu erklären, was sich dahinter eigentlich verbirgt. Nur soviel ist im ABDA-Newsroom dazu zu erfahren: „Der Deutsche Apothekerverband hat ein Portalangebot gestartet, das Apotheken und Patienten zur Verfügung steht, wenn das E-Rezept kommt.“ Aha, mein liebes Tagebuch, der Deutsche Apothekerverband (DAV) will also irgendwie bei den E-Rezept-Apps mitmischen. Da der Gesetzgeber nämlich die Gematik-App zur offiziellen E-Rezept-App ausgerufen hat und nicht die App des DAV, muss sich unser Apothekerverband in den Reigen der Portalanbieter einreihen, die der Gematik-App nachgelagert sind. Die ABDA erklärt dazu: „Nun wird die App in ein Portalangebot eingebettet, das erstens den Apotheken ihre Arbeit erleichtert, zweitens den Patienten ihre Arzneimittelversorgung vereinfacht und drittens die Kommunikation zwischen Patient und Apotheke sicherstellt“. That’s it, oder? Mein liebes Tagebuch, da dürfen wir also noch ein paar Tage mega gespannt sein, bis der DAV die Hüllen fallen lässt, sein Apothekenportal vorstellt und wir erfahren, wie er es sich vorstellt. Fürs Apothekenportal registrieren kann man sich schon.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


5 Kommentare

Bohn

von Karl Friedrich Müller am 06.12.2020 um 20:35 Uhr

Im Vorwort zur neuesten DAZ schreibt Bohn von der (alternativlosen) Flucht nach vorne, von der man nicht weiß, was die bringt oder bringen soll, weil es nicht wirklich Genaues gibt. Der Rückweg und Ausweg bleibt verschlossen durch die (Un-) Taten von Spahn und ABDA. Bei der ABDA auch das konsequente Nichtstun.
Mit drängen sich Bilder auf aus der Zeit der Neandertaler, die Mammutherden über die Klippen trieben in den sichern Tod. Nur, dass wir saturierte Faultiere sind. Und uns eher freuen, wenn einer ..

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Ahnung? Nicht die Bohne!

von Bernd Jas am 06.12.2020 um 22:07 Uhr

Hallo Herr Müller,
schöne Bilder sind das nicht. Aber haben Sie mal gehört was auf dem WEF (Welt Wirtschafts Forum) so bestimmt wird. Ich meine das ist so ´ne Truppe die zwar von niemanden gewählt wurden, aber unser aller Schicksal bestimmen wollen. Corona als Mittel zum Zweck. Digitalisierung auf Teufel komm raus, Rationalisierung der Arbeitswelt auf Teuf.........und Nahrungsmittelsteuerung. Da passen wir einfach nicht mehr ins Bild; und nicht nur wir nicht.
Es wird wenig heiter und mehr als Wolkig.
Kleiner Trost; über den Letzten der zumacht freut sich dann keiner mehr.

AW: Bohn

von Karl Friedrich Müller am 06.12.2020 um 22:48 Uhr

Was mich zugegeben ziemlich irritiert, ist die Tatsache, dass sehr viele Übernahmen, einige Neugründungen neben ein paar Schließungen stattfinden.
Das passt nicht ins Bild, also meines. Offensichtlich sich doch viele Kollegen und Kolleginnen sehr optimistisch und sehen für sich die Möglichkeit einer guten Zukunft, die ich ihnen auch von Herzen wünsche.
Vielleicht bin ich ein zu alter Dinosaurier und zu sehr in meiner Welt verhaftet. Die Digitalisierung ist nicht meine. Das hab ich schon oft gesagt.
Doch bin ich überzeugt, dass der Weg der ABDA der grundverkehrte ist. Er basiert auf Spekulationen. Sonst nichts.

Was ist ein (Wahl-) Aufsatz wert…

von Gunnar Müller, Detmold am 06.12.2020 um 9:49 Uhr

...in dem nur ein Name steht!?!
In Deutsch bekommt man dafür ’ne glatte Sechs – bei der ABDA demnächst ein Präsidentinnen- bzw. ein Vizepräsidentenamt.

Dann wünschen wir den 34 Mitgliedern also am Mittwoch viel Spaß beim erneuen „Zettel-Falten“ - so nannte man bereits die Wahlen in der alten DDR. Vielleicht auch aus eben jener Ermangelung an wirklichen Alternativen…

Dazu kommt: Friedemann Schmidt war nun wahrlich kein Donald Trump – und Gabriele Regina Overwiening ist erst recht kein weiblicher Joe Biden!

Warum sollten wir also euphorisch auf den 9. Dezember schauen?

In ihren bisherigen Amtszeiten in Westfalen-Lippe hat Overwiening nichts unversucht gelassen, die Opposition in Münster entweder mundtot zu machen oder sie aber (bei eigener absoluter Mehrheit.... :-)) so stark mit ihrer eigenen Mehrheits-Vorstandsarbeit zu verbinden, dass eine vorausschauende, lebendige und tatkräftige Problembewältigung mit einem Lächeln abgewürgt wurde.
Die sinkenden Apothekenzahlen auch in Westfalen-Lippe und die unbefriedigenden Ergebnisse ihrer „intensiven Gespräche“ mit den Gesundheitsministern auf Landes- und Bundesebene sprechen Bände.
Und das Verhältnis zur Ärzteschaft: Zwar große mediale ‚Baumberger Gespräche’ — aber ohne nachhaltige Veränderungen an der Basis und für die Basis.
Und ihre vorgeschobenen Bekenntnisse zu Transparenz: reine Fassade. Was erfahren wir in WL von all ihren jahrelangen „Aktivitäten“ in den diversen Gremien und Ausschüssen in Berlin und über den wirtschaftenden „Konzern ABDA“ denn wirklich? Nichts.

Mit GRO als Präsidentin der ABDA wird sich weder die ABDA ändern noch die Uneinigkeit zwischen den Mitgliedsorganisationen noch die Situation der Apothekerschaft insgesamt politisch wie wirtschaftlich noch unser Verhältnis zu den vermeintlich so mächtigen Standeszertretern in Berlin - und umgekehrt.

Also, machen wir uns nichts vor:

Mit GRO ändert sich bei der Apothekerschaft allenfalls die Tonhöhe - aber nicht die Situation. Geschweige denn, dass sie sich verbessern würde.
Alles bleibt, wie es ist. Allenfalls mit mehr Trara, Tamtam - und Pathos.
Na dann viel Spaß ...
P. S. Und falls unsere anderen 33 ABDA-Heldinnen und -Helden ihr eine besondere Vorweihnachtsfreude machen wollen - ein kleiner Tip:
Sie liebt „Einstimmigkeit“ ....

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Was lohnt mehr?

von Ulrich Ströh am 06.12.2020 um 8:54 Uhr

Mit Jens Spahn beim ABDA-Talk sich brav und nett zu unterhalten ist vernünftig, hilft uns aber bei unseren aktuellen Problemen nicht weiter, besonders , wenn es nur Verabschiedungsgespräche sind.

Insofern lohnt der Besuch von www.starkeapotheke.de.
Immerhin 340 Unterstützer bereits.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.