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15. Dezember 2020
Es war eine schwere Geburt. Nach über vier Jahren tritt das Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz (VOASG) in Kraft – es ist die Antwort auf das Urteil des europäischen Gerichtshofs, der entschieden hat, dass die EU-Arzneimittelversandhäuser nicht an die deutsche Preisbindung für rezeptpflichtige Arzneimittel gebunden sind und somit ihren Kunden Rabatte gewähren dürfen. Das VOASG versucht nun, diese bestehende Schieflage zwischen EU-Versandhäusern und deutschen Vor-Ort-Apotheken mit einem Rx-Boni-Verbot zu korrigieren. Mein liebes Tagebuch, ja, eigentlich wäre ein Rx-Versandverbot das Beste gewesen. Doch damit hat sich unsere Bundesregierung mehr als schwergetan – oder besser gesagt, unser Bundesgesundheitsminister wollte es nicht. Er wollte das Risiko nicht eingehen, dass dieses Gesetz erneut vor dem EuGH landet. Doch, letztendlich wird er das nicht verhindern können, denn auch das jetzige VOASG wird nicht lange Bestand haben. Schon jetzt hat das EU-Versandhaus Doc Morris rechtliche Schritte gegen das VOASG angekündigt. DocMorris ist der Auffassung, dass EU–ausländische Apotheken durch das VOASG gegenüber den deutschen Apotheken in ihrem Zugang zum deutschen Gesundheitsmarkt benachteiligt seien. Erst die Möglichkeit, wieder Boni geben zu dürfen, stelle gleiche Wettbewerbsbedingungen im deutschen Markt her. Mein liebes Tagebuch, da kommen uns doch die Tränen, armes, armes DocMorris-Versandhaus. Ob diese Argumentation allerdings das Gericht beeindruckt, ist fraglich. Denn in einem Jahr gibt’s das E-Rezept, und dann kann doch jeder Kunde entscheiden, in welcher Apotheke, bei welchem Versandhaus er sein Rezept einlöst. Wo gibt’s da bitteschön eine Benachteiligung?
Mit dem VOASG tritt allerdings nicht nur ein Rx-Boni-Verbot in Kraft, das Gesetz bringt uns Apothekers auch die auf alle Fälle von der ABDA heiß und sehnsüchtig erwartete Möglichkeit mit, dass die Krankenkassen bestimmte pharmazeutische Dienstleistungen honorieren sollen. Allerdings gilt diese neue Regelung – und jetzt mein liebes Tagebuch, halt Dich fest – erst ein Jahr nach Inkrafttreten des Gesetzes. Und so warten wir noch einmal ein ganzes Jahr: Uns entgehen dadurch einmalig knapp 150 Mio. Euro. Mal ehrlich, so langsam kommen wir uns vergackeiert vor. Klar, so eine Dienstleistungshonorierung braucht ein bisschen Vorbereitungszeit: Die Arzneimittelpreisverordnung muss geändert werden, denn für jede verschreibungspflichtige Arzneimittelpackung wird ein zusätzlicher Zuschlag von 20 Cent erhoben, der in einen derzeit noch leerenTopf fließt, aus dem wir dann honoriert werden. Also, bis zum 15. Dezember 2021 stünde eh kein Geld für diese Leistungen zur Verfügung. Nun ja, vielleicht ist das auch ein Grund, warum es unser Deutscher Apothekerverband nicht sonderlich eilig mit diesen Dienstleistungen hat: Er muss noch die Honorare mit dem GKV-Spitzenverband aushandeln. Mein liebes Tagebuch, könnte sein, dass dies eine mehr als zähe Sache wird, zumal die Kassen schon signalisiert haben, kein gesteigertes Interesse an solchen Dienstleistungen zu haben. Also, dann warten wir mal auf den Big Bang, wenn die ABDA Anfang des kommenden Jahres ihre noch geheime Dienstleistungskiste öffnet und sie der Öffentlichkeit präsentiert. Welche Dienstleistungen werden es sein, werden sie jede Apotheke leisten können und welches Honorar darf man dafür erwarten? Und vor allem: Was sehen die Krankenkassen als sinnvoll an und was wollen sie dafür bezahlen? Oh du fröhliche, mein liebes Tagebuch, das gibt ‘ne Menge Diskussionen.
Der erste Tag der Abgabe kostenloser FFP2-Masken in Apotheken – und, mein liebes Tagebuch, wie war’s? Tja, um es kurz zu machen: Es gab alles: Ruhige Abgabe in geordneten Bahnen, ohne Andrang in Apotheken, aber auch lange Menschenschlangen; dankbare Kunden und solche, die sich beschweren über dies und das, z. B. übers Ausfüllen von Nachweisformularen; verärgerte Kunden, nachdem die eine oder andere Apotheke erklären musste, dass sie keine Masken mehr hat. Es gibt Maskenabgabe in der Offizin, Maskenabgabe an einem separaten Fenster oder an einem extra Eingang; es gibt Apotheken, die zurückhaltend mit der Maskenabgabe sind und andere, die sie eher großzügig raushauen – mein liebes Tagebuch, anything goes.
11 Kommentare
FFP2 Maskenausgabe
von Ralf Eschmann am 01.01.2021 um 13:12 Uhr
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2020
von Dr.Diefenbach am 20.12.2020 um 10:53 Uhr
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AW: 2020
von Christian Giese am 20.12.2020 um 11:27 Uhr
Verteilungsprobleme
von Karl Friedrich Müller am 20.12.2020 um 10:34 Uhr
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FFP2
von Dr. Radman am 20.12.2020 um 9:16 Uhr
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AW: FFP2
von Friedemann Ahlmeyer am 20.12.2020 um 11:23 Uhr
Maskentheater
von Ulrich Ströh am 20.12.2020 um 8:53 Uhr
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Masken-Theater
von Rudi Renn am 20.12.2020 um 8:46 Uhr
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AW: Masken-Theater
von A.Crantz am 20.12.2020 um 9:15 Uhr
AW: Masken-Theater
von Frank Haetmann am 20.12.2020 um 9:40 Uhr
AW: Masken-Theater
von Carmen Haimerl am 20.12.2020 um 11:07 Uhr
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