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17. Dezember 2020
Vielleicht mag das die eine oder den anderen Apotheker:in mit dem Maskentheater versöhnen: Der Nacht- und Notdienstfonds (NNF) teilt mit, dass die angekündigte Pauschale für die Maskenabgabe voraussichtlich noch vor den Festtagen ausgezahlt werden kann. Mein liebes Tagebuch, das ist flott. Wer jetzt schon wissen will, mit welcher Pauschalvergütung er rechnen kann, multipliziert die Gesamt-Rx-Packungsanzahl, die die Apotheke im dritten Quartal dem Nacht- und Notdienstfonds (NNF) gemeldet hat, mit dem Circa-Verteilungsschlüssel in Höhe von 2,825858034 Euro pro Rx-Packung. Was letztlich unterm Strich übrig bleibt, hängt dann davon ab, wie hoch die Rechnung für den Einkauf der Masken war…
Wie ist die Maskensituation am Tag Drei der kostenlosen Versorgung? Nach offizieller Lesart ist die Verteilung kostenloser FFP2-Masken an Risikopatienten, so die ABDA, erfolgreich angelaufen. Mein liebes Tagebuch, ja, angelaufen ist sie gut, aber in einigen Apotheken stockt der Nachschub: Laut einer DAZonline-Umfrage melden manche Apotheken bereits oder noch leere Maskenlager. Von den knapp 1.000 Umfrage-Teilnehmer:innen gaben 14 Prozent an, dass die extra beschaffte Ware schon für die ganze Woche vergriffen ist. Ganze 32 Prozent warten noch auf ihre bestellte Ware, sie haben mit der Ausgabe also noch gar nicht begonnen. Was zu erwarten war: Es soll auch einige schwarze Schafe unter den Apotheken geben: Sie wollen die Masken nicht kostenlos abgeben, aber von der pauschalen Vergütung profitieren. Mein liebes Tagebuch, wie unfair finden wir das denn! Das ist nicht nur gegenüber der Bevölkerung unfair, sondern natürlich auch gegenüber den anderen Apotheken – und obendrein extrem rufschädigend.
FFP2-Masken gibt’s derzeit bei DocMorris nicht umsonst, fünf Stück kosten dort 22,99 Euro – das Versandhaus ist, wie alle anderen EU-Versender auch, nicht in die „staatliche Schutzmaskenversorgung für Risikopatienten“ mit einbezogen. Was der Versender seinen Kunden mit Bedauern mitteilt: Leider dürfe DocMorris in Phase 1 die eigenen Kundinnen und Kunden in Deutschland nicht mit drei kostenlosen Schutzmasken versorgen, heißt es auf der Webseite. Erst im neuen Jahr sei ein Bezug möglich – versandkostenfrei, aber laut Info mit Eigenanteil. Nun, da werden die lieben DocMorris-Kund:innen wieder einmal eine Vor-Ort-Apotheke besuchen müssen, um ihre kostenlosen Masken abzuholen. Mein liebes Tagebuch, wenn wir der Maskenaktion etwas Gutes abgewinnen wollen: Vielleicht nutzen wir die Maskenabgabe auch als kleine Imagewerbung für unsere versandliebenden Kund:innen. (DocMorris präsentiert ihnen derzeit einen schnulzig herzzerreißenden Weihnachtsfilm, in dem Opa in seiner verschneiten Winterhütte Krafttraining macht, damit er dann am Heiligabend seine liebe Enkelin stemmen kann, um am Weihnachtsbaum einen Stern an die Spitze zu setzen.)
Aber ab Januar, wenn es Coupons für den Maskenbezug gibt, sind die Versandhäuser mit ausdrücklicher Zustimmung unserer Bundesregierung dabei. Dann können die Patient:innen ihre Coupons auch in die Niederlande schicken, um ihre Masken zu beziehen. Bleibt abzuwarten, wo die Kunden dann lieber ihre Masken beziehen.
Jetzt ist es soweit: Die Apothekerschaft „macht sich auf den Weg in die digitale Zukunft der Apotheke vor Ort“. Das jedenfalls verspricht das geheimnisumwobene Portal des Deutschen Apothekerverbands (DAV). Nach einem Countdown, der Spannung erzeugen und auf das DAV-Portal „Mein Apothekenportal“ aufmerksam machen sollte, erwartete die Berufsöffentlichkeit eigentlich, ein wenig mehr zu erfahren, was es mit diesem Portal auf sich hat. Doch welche Funktionen das Portal im Einzelnen bietet, bleibt auch nach dem Ende des Countdowns im Unklaren. Möglicherweise erfahren Apotheken, die sich bereits registriert haben, ein wenig mehr. Nun, immerhin, ein paar Entwicklungen werden dann doch vorgestellt: Das Portal „ist nicht nur eine Plattform, die mit Ihrer Expertise und Unterstützung beständig weiterentwickelt und komplettiert werden wird, sondern sie trägt auch dazu bei, das digitale Miteinander zwischen Ihnen und Ihren Kunden zu gestalten“. Aha, mein liebes Tagebuch, wir sind zwar noch nicht schlauer, aber klingt gut. Und dann sieht man auf der Portalseite schon zwei Module, ein Modul zum Impfprojekt und ein anderes Modul, das als Blog daherkommen wird, „von Kollegen für Kollegen quasi, denn die Sicht aus der Praxis soll hier nicht zu kurz kommen“. Und schließlich gibt es noch die Seite „News“, die, ja, News bringen will, z. B. dass es in diesen Tagen auch Post vom DAV geben soll oder ein paar Worte von unserer neuen ABDA-Präsidentin, Gabriele Overwiening, die dafür wirbt, dass wir Apothekers uns „unter der kraftvollen Dachmarke des roten A im Netz versammeln“ sollen, dann werde vieles viel einfacher. Sie schließt auffordernd: „Der Berufsstand hat es selbst in der Hand, aufs digitale Gaspedal zu treten. Es wird Zeit.“ Na, mein liebes Tagebuch, noch scheint das digitale Gaspedal ein wenig zu klemmen. Also, wer tiefer ins Portal will, muss Verbandsmitglied sein und sich registrieren – das kost’ nix.
11 Kommentare
FFP2 Maskenausgabe
von Ralf Eschmann am 01.01.2021 um 13:12 Uhr
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2020
von Dr.Diefenbach am 20.12.2020 um 10:53 Uhr
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AW: 2020
von Christian Giese am 20.12.2020 um 11:27 Uhr
Verteilungsprobleme
von Karl Friedrich Müller am 20.12.2020 um 10:34 Uhr
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FFP2
von Dr. Radman am 20.12.2020 um 9:16 Uhr
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AW: FFP2
von Friedemann Ahlmeyer am 20.12.2020 um 11:23 Uhr
Maskentheater
von Ulrich Ströh am 20.12.2020 um 8:53 Uhr
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Masken-Theater
von Rudi Renn am 20.12.2020 um 8:46 Uhr
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AW: Masken-Theater
von A.Crantz am 20.12.2020 um 9:15 Uhr
AW: Masken-Theater
von Frank Haetmann am 20.12.2020 um 9:40 Uhr
AW: Masken-Theater
von Carmen Haimerl am 20.12.2020 um 11:07 Uhr
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