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19. Januar 2021
Lieferengpässe bei Corona-Impfstoffen! Die Durchimpfung der Bevölkerung ist ins Stocken geraten! Beim Nachschub der Impfstoffe klemmt’s. Was ist da los? Wir freuten uns darüber, dass Big Pharma und Behörden in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit Impfstoffe entwickelt und zugelassen haben – und nun klappt es nicht mit Produktion und Nachschub. Oder liegt’s an unserem Chefeinkäufer? Oder an Europa? Vizekanzler Olaf Scholz und die SPD-geführten Bundesländer wollen es nun genauer wissen und haben dem Bundesgesundheitsministerium einen Fragenkatalog geschickt. Tja, mein liebes Tagebuch, aus den Antworten auf insgesamt 30 Seiten geht hervor: Es ist ein Mix aus vielem. Da gab’s wie immer Missverständnisse, da fällt einem Unternehmen ein, umbauen zu müssen und man konnte im Voraus nicht wissen, welche Impfstoffe zuerst zugelassen werden. Und dann gab es da noch die EU-Problematik. In der Tat, einfach war und ist das alles nicht. Und hellsehen konnte auch keiner. Und immerhin: Deutschland soll da noch ein Ass im Ärmel haben: Man habe eine vorvertragliche Absichtserklärung geschlossen, in der Biontech sich zur Lieferung von 30 Millionen Impfdosen an die Bundesrepublik zusätzlich zur geplanten EU-Lieferung verpflichtet habe. Also, mein liebes Tagebuch, ja, es gibt die unschönen Startschwierigkeiten, aber es soll besser werden. Hoffentlich!
Neue Idee eines Start-ups: „Arzneipost“, eine Plattform, die den Apothekenbotendienst auf digitale Beinchen stellen will. Der Verbraucher kann auf dieser Plattform nach der Eingabe seiner Postleitzahl eine Apotheke, die sich dieser Plattform angeschlossen hat, und seine Arzneimittel auswählen. Die Apotheke wird ihm dann seine Arzneimittel per Botendienst innerhalb 2 Stunden oder in einem vorgegebenen Zeitfenster zustellen. Es soll so ähnlich funktionieren wie bei einem Essenslieferdienst. Noch steckt das Unternehmen in den Anfängen, der Dienst wird derzeit erstmal in Köln angeboten. Keimzelle des Unternehmens ist die Viktoria-Apotheke. Der Bruder der Inhaberin, Daniel Kaufmann, ist Gründer und Chef dieser Internet-Plattform, die seit 1. Januar 2021 online ist. Bis Mitte des Jahres will man in allen Großstädten des Landes vertreten sein. Für beteiligte Apotheken entstehen derzeit fixe Kosten von 50 Euro pro Monat. Der Kunde zahlt für eine Zustellung 3,50 Euro, ab 19 Euro ist der Bringdienst kostenlos. Wert gelegt wird auch auf die pharmazeutische Beratung: Kunden können per Live-Chat mit ihrer ausgewählten Stammapotheke sprechen. Und wenn der Kunde ein Rezept einlösen will, dann wählt er keinen Liefer-, sondern einen Abholtermin für sein Rezept. Erst wenn das Rezept in der Apotheke vorliegt, werden danach die Arzneimittel zum Kunden gebracht. Mein liebes Tagebuch, für welche Apotheken könnte das interessant sein? Vielleicht für diejenigen, die keinen eigenen Shop im Netz haben? Oder die sich keiner anderen großen Plattform, die derzeit aufgebaut werden, anschließen wollen? Vielleicht für diejenigen, die ihren Botendienst ausbauen wollen? Andererseits, wenn eine Apotheke bereits mit einem Shop im Netz ist und click&collect anbietet, lässt sich so ein Botendienst doch auch selbst auf die Beine stellen – wenn man es denn will. Wo der Vorteil der Arzneipost liegen soll, muss sich noch zeigen.
Wiederholungsrezepte! Welche Wiederholungsrezepte? Stimmt, da war doch was! Genau, mein liebes Tagebuch, mit dem Masernschutzgesetz im März letzten Jahres wurden die sogenannten Wiederholungsrezepte beschlossen. Eigentlich sollten Ärzte schon längst Wiederholungsrezepte ausstellen, um ihre eigene Arztpraxis zu entlasten und ihren Patienten den Weg in die Arztpraxis zu ersparen. Sinn dieser gesetzlichen Regelung ist es, dass Patienten nicht mehr jedes Quartal in die Praxis gehen, nur um sich ein Medikament verschreiben zu lassen, das sie seit Jahren einnehmen. Gut gemeint, aber mit der Umsetzung dieser Regelung geht es nicht voran. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Alexander Krauß kritisiert die Blockadehaltung der Selbstverwaltung: Die Gespräche zwischen Ärzten, Apothekern und Kassen kommen nicht voran. Vor allem die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) will nicht. Aber auch der GKV-Spitzenverband mauert, er sieht noch Klärungsbedarf. Eines seiner Argumente: Es soll verhindert werden, dass Patienten die gesamte verordnete Arzneimittelmenge abholen – die Verfallsdauer der Arzneimittel könnte im Jahresverlauf überschritten oder die Wirkung der Arzneimittel durch falsche Lagerung zuhause beeinträchtigt werden. Mein liebes Tagebuch, das ließe sich doch verhindern. Als Knackpunkt wird außerdem die Art der Verordnung problematisiert: etwa auf einem Muster-16-Dokument, auf mehreren Dokumenten oder in Form einer elektronischen Verschreibung? Die Kassen präferieren dabei die elektronische Verordnung, die für unterschiedliche Einlösezeiträume ausgestellt werden könnte. Mein liebes Tagebuch, was will uns das alles sagen? Dieses Thema wird wohl noch so lange hinausgezögert, bis das elektronische Rezept da ist. So wird Politik gemacht.
4 Kommentare
Kausalitäten berücksichtigen
von Reinhard Rodiger am 24.01.2021 um 16:48 Uhr
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Wiederholungsrezepte
von Gregor Huesmann am 24.01.2021 um 12:34 Uhr
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Digital überall?
von Dr.Diefenbach am 24.01.2021 um 11:53 Uhr
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Impfprioisierung ohne Vakzine ... typisch Spahn oder nur des Ende vom Anfang? ...
von Christian Timme am 24.01.2021 um 8:42 Uhr
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