Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

24.01.2021, 07:30 Uhr

Diese Woche: Apothekers auf dem Weg zum Masken- und Digitalexperten. (Foto: Alex Schelbert) 

Diese Woche: Apothekers auf dem Weg zum Masken- und Digitalexperten. (Foto: Alex Schelbert) 


22. Januar 2021

Das ist Digitalisierung wie sie leibt und lebt. Da sind die ersten Schritte noch gar nicht vollzogen, das E-Rezept noch nicht ausgerollt, schon sind die nächsten Schritte in der Planung. Die Gematik, unsere Oberbehörde fürs Digitale im Gesundheitswesen, will die Telematikinfrastruktur (TI), die gerade mal so zum Laufen kommt, schon bald generalüberholen. In ihrem Whitepaper schwärmt die Gematik von einem Zukunftsszenario, in dem sie selbst eine neue Rolle spielt als Zulassungs- und Attestationsstelle. Und so soll’s werden: Das derzeitige System gilt als zu starr (stimmt!), es soll bis zum Jahr 2025 abgelöst werden von einem Plattformmodell und über Schnittstellen mit dem Internet von überall aus erreichbar sein – das wird die TI 2.0!. Mein liebes Tagebuch, die derzeit mühsam angeschafften Konnektoren, Kartenterminals, Heilberufsausweise und Institutionskarten können wir dann in die Tonne werfen. Was natürlich Vorteile hat, sprich, was man nicht braucht, kostet nicht und kann nicht kaputt- oder verlorengehen. Den Zugriff der berechtigten Nutzer auf die TI 2.0 werden in der Zukunft „Identity Provider“ freischalten, das sind z. B. die Apothekerkammern. Noch in diesem Jahr wird die Gematik die Vorgaben für ein „föderiertes System elektronischer Identitäten (eID-System)“ festlegen, heißt es im Gematik-Sprech. Und dann geht’s parallel zum laufenden Betrieb schrittweise mit der neuen IT-Architektur bis 2025 voran. Mein liebes Tagebuch, wenn’s denn so funktioniert wie angedacht.

 

Auf jeden Fall ist es ein interessantes Projekt, das die DAK zusammen mit der Ärztegenossenschaft Nord, drei kardiologischen Zentren, dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, einem Technologiepartner (Nambaya), einem Institut für Versorgungsforschung und Sekundärdatenaufbereitung (SmartStep Data Institute) und dem Apothekerverband Schleswig-Holstein auf die Beine gestellt hat. In dem Projekt „QT-Life“, das vom GKV-Innovationsfonds des G-BA gefördert wird, geht es darum, die seltene, aber bedrohliche Nebenwirkung der Verlängerung der QT-Zeit im EKG, die bei einigen Arzneimitteln (z. B. Amiodaron, Procainamid, Sotalol u. a.) auftreten kann, rechtzeitig zu erkennen. Solche Nebenwirkungen können zu Herzrhythmusstörungen, im schlimmsten Fall zum plötzlichen Herztod führen. Aufgabe der Apotheke ist es dabei, DAK-Versicherte, die solche Arzneimittel einnehmen, anzusprechen, aufzuklären, einen EKG-Sensor für ein 24-h-Langzeit-EKG anzubringen und die gewonnenen Daten auf einen speziellen Server zu laden. Stellt eine Software ein problematisches Ergebnis fest, fordert die Apotheke den Versicherten zum Arztbesuch auf. Apotheker:innen, die an diesem Projekt mitmachen wollen, müssen sich vorher schulen lassen. Als Vergütung für den Aufwand erhalten die Apotheken 50 Euro pro Patient als Honorar. Mein liebes Tagebuch, es ist richtig, wenn sich Apotheken in solche Projekte einbringen. Ob daraus allerdings mehr wird als ein punktuelles regionales Projekt, bleibt abzuwarten. Und ob solche Projekte Einfluss auf die geplanten pharmazeutischen Dienstleistungen haben, die die ABDA in ihrem Tresor unter Verschluss hält, steht gänzlich in den Sternen.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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4 Kommentare

Kausalitäten berücksichtigen

von Reinhard Rodiger am 24.01.2021 um 16:48 Uhr

Das Auffälligste ist, dass die entscheidenden Kausalbezüge nicht berücksichtigt werden:

- Für die Preisgestaltung ist die Auslieferung an die
Marktmechanismen schuld, nicht nur die Einzelnen,die
davon Gebrauch machen.

- Wiederholungsrezepte wird es nicht geben, weil die Ärzte
dabei zuviel verlieren oder

- Wiederholungsrezepte wird es geben, weil sie auf e-Rezept-
Basis das Zukunftsparadies für den Hollandversand sind.

- Die Berücksichtigung unserer Honorarnotwendigkeiten ist
direkt proportional zur Nachweisintensität unseres Nutzens.


- Die neue Dienstleistung QT-Life wird sich mit einem ähnlichen? Apple-Program (Applewatch) auseinandersetzen müssen und mit den erstatteten Kosten.Die Regie hat ein Datenfirma mit strategischen Absichten.

Wo sind die Antworten ist die Frage, die sich stellt. Jetzt ist die Zeit dafür, bald nicht mehr.

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Wiederholungsrezepte

von Gregor Huesmann am 24.01.2021 um 12:34 Uhr

Die Argumente der KV sind doch alle vorgeschoben. In Wirklichkeit geht es ums liebe Geld. Ich bin bei der Barmer versichert und habe mir nun mal die Abrechnungen meiner Ärzte angesehen. Für einmal Rezeptausstellen - sonst nichts gewollte, den Arzt nicht einmal gesehen - berechnet dieser der BEK zwischen 35 und 45 Euro. Da wäre ich als Arzt auch gegen Wiederholungsrezepte.

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Digital überall?

von Dr.Diefenbach am 24.01.2021 um 11:53 Uhr

Es stellt sich beim Bearbeiten der ganzen Literatur und der ganzen Infos die Frage,OB eigentlich ausser der Digitalwelt noch irgendetwas anderes zählt im Apothekenwesen?Es geht ja bloss noch um Logistik,Masken,Strukturen um sich irgendwie Marktvorteile zu verschaffen:Von Wissenschaft liest man in den Zusammenfassungen kaum noch,WEIL dies alles durch KI-Denke,Automatismen und immer globalere rein wirtschaftlich ausgerichtete Perspektiven abgelöst ist/wird,Immer neue Modelle,Konnektoren,Server, Identity-Provider,jetzt ein ja sicher sinnvolles QT-Life-Projekt,neue Modelle werden wöchentlich präsentiert ,.WAS hört man zB über Securpharm.Effizienzen?Mittlerweile ein IT-saurier!!Es sind noch nicht einmal die Zugangsausweise richtig am Laufen,teuer genug,da rückt schon das Modell 2025 in Sichtweite.Übrigens rege ich mal ein WORDING..... an, das alle diese wundervollen Fremdbegriffe katalogisiert.Das Ding muss aber zumindest monatlich aktualisiert werden.Stellt sich die Frage,wie die BASICS,also der Umgang mit unseren Patienten und Kunden in der maskenfreien Zeit, die dann zur Makelzeit werden dürfte,auf Dauer noch genug Substanz beinhalten?!Denn wenn diese Prozesse wie HOME DELIVERY ohne grosse CONSULTATION ,dafür externen PERSONAL TRAINERN,auch dem Papier 2030(PAPIER!!) jeden Rang ablaufen.:DANN ,das sieht man ja an den Entwicklungen, gibt es absehbar PERSONAL PHARMACIES erst ab mindestens drei bis vier Betrieben.Was vielerorts Probleme,auf die ICH hier nicht eingehe, aufwerfen dürfte.Wie die Zukunft aussieht,erfährt der Bürger gerade in einigen Parteiprogrammen.Da wird alles NUR noch von zu Hause geregelt, in den Städten gibt es SMART BENCHES und zur Versorgung trägt PLATOONING bei.Ob das allein selig macht?Ich stelle auch mal die Frage,OB die Schöpfer der ganzen Begriffe eigentlich selbst in der Lage sind das WORDING dem Betrachter zu erklären.Digital ist eben NICHT alles.

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Impfprioisierung ohne Vakzine ... typisch Spahn oder nur des Ende vom Anfang? ...

von Christian Timme am 24.01.2021 um 8:42 Uhr

Bankkaufmann müsste man sein ... da lernt man wenigstens das systematische Chaos gleich im Großformat. Erst der Deutschland-Test und jetzt auch EU-weit ... Spahn "liefert" ... und der Rest darf "springen" ...

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