Bei jungen Menschen kaum wirksam?

Rückschlag für AstraZeneca bei südafrikanischer Variante

Stuttgart - 08.02.2021, 16:45 Uhr

Vorläufigen Ergebnissen einer Universität-Oxford-Studie zufolge schützte der COVID-19-Impfstoff AstraZeneca bei jungen Menschen nur minimal vor leicht-moderaten COVID-19-Erkrankungen durch die südafrikanische Variante B.1.351. (Foto: IMAGO / TheNews2)

Vorläufigen Ergebnissen einer Universität-Oxford-Studie zufolge schützte der COVID-19-Impfstoff AstraZeneca bei jungen Menschen nur minimal vor leicht-moderaten COVID-19-Erkrankungen durch die südafrikanische Variante B.1.351. (Foto: IMAGO / TheNews2)


Während Südafrika vorerst nicht mit dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca impft – da die Vakzine nach vorläufigen Ergebnissen einer Studie vor mild bis moderaten COVID-19-Verläufen durch die südafrikanische SARS-CoV-2-Variante B.1.351 kaum schützte –, wirbt Großbritannien für den COVID-19-Impfstoff AstraZeneca.

Trotz zurückgehender Infektionszahlen hierzulande könnte der Lockdown auch über den 14. Februar hinaus weiter bestehen, das kündigte zumindest Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bereits an. Sorgen bereiten derzeit vor allem Varianten von SARS-CoV-2, allen voran die britische und südafrikanische, die deutlich leichter übertragbar sind. Wie gut die bislang zugelassenen Impfstoffe vor den Varianten schützen, ist abschließend nicht geklärt. Biontech/Pfizer legten erste In-vitro-Ergebnisse vor, denen zufolge die auf ihren COVID-19-Impfstoff produzierten Antikörper auch SARS-CoV-2-Varianten mit der in beiden Varianten auftretenden Schlüsselmutation N501Y im Spikeprotein neutralisierten. Allerdings wurde in der Untersuchung auch festgestellt, dass gegen die südafrikanische Variante offenbar die Antikörperantwort schwächer war, die Arbeit wurde am heutigen Montag im Fachjournal „Nature Medicine“ veröffentlicht. Klinische Daten fehlen bislang.

Südafrikanische Variante: AstraZeneca-Impfstoff wirksam bei schweren Verläufen

Auch der AstraZeneca-Impfstoff zeigte neuen Studienergebnissen zufolge lediglich eine recht begrenzte Wirkung gegen die in Südafrika entdeckte Coronavirus-Variante. Die „Financial Times“ berichtete 7. Februar darüber. Eine Mitteilung auf der Seite der Universität Oxford fasst die Ergebnisse bereits in der Überschrift zusammen: „ChAdOx1 nCov-19 bietet minimalen Schutz gegen leichte bis mittelschwere Infektion mit der Coronavirus-Variante B.1.351 bei jungen südafrikanischen Erwachsenen.“ Die etwa 2.000 Probanden waren im Schnitt 31 Jahre alt. Der Schutz vor mittelschwerer Erkrankung, Krankenhausaufenthalt oder Tod konnte in der Studie nicht bewertet werden, da die Zielpopulation ein so geringes Risiko für schwere Verläufe aufwies, erklärt die Universität Oxford. Die „New York Times“ veröffentlichte erste Daten zu der AstraZeneca-Oxford-Studie: Die etwa 2.000 Teilnehmer erhielten entweder zwei Dosen des Impfstoffs oder Placebo-Impfungen. Es habe praktisch keinen Unterschied der Anzahl der Personen in der Impfstoff- und Placebogruppe, die mit B.1.351 infiziert waren, gegeben, was darauf hindeute, dass der Impfstoff kaum vor der neuen Variante schützt. 19 der 748 Personen in der AZD1222-Gruppe waren mit der neuen Variante infiziert, verglichen mit 20 von 714 Personen in der Placebo-Gruppe.

Die Daten sind noch nicht als Preprint veröffentlicht.

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Ein Sprecher von AstraZeneca äußerte sich in der „Financial Times“: „Wir glauben, dass unser Impfstoff gegen eine schwere Erkrankung schützen kann, da die Aktivität neutralisierender Antikörper genauso funktioniert wie bei anderen COVID-19-Vakzinen, die gegen schwerere Erkrankungen wirken – besonders wenn der Abstand zwischen den beiden Dosen auf acht bis zwölf Wochen optimiert ist.“ Zur Erinnerung: Der COVID-19-Impfstoff AstraZeneca zeigte eine höhere Impfeffektivität bei längerem Dosierungsintervall (< 6 Wochen: 53,28 Prozent; 9 – 11 Wochen: 60,55 Prozent).

Auch eine an der Impfstoffentwicklung beteiligte Forscherin der Universität Oxford, Sarah Gilbert, äußerte sich zu den vorläufigen Studienergebnissen: Es sei denkbar, dass sich die Zahl der Neuinfektionen langfristig nicht so massiv reduzieren werde wie erhofft, dennoch werde man aber Todesfälle vermeiden und den Druck auf Krankenhäuser erheblich verringern können, sagte sie laut dpa in einem BBC-Interview. Zudem arbeiten AstraZeneca und die Universität Oxford bereits daran, ihren Impfstoff den kursierenden Virus-Varianten weiter anzupassen, auch andere Impfstoffentwickler forschen daran auf Hochtouren.

Südafrika stoppt Impfungen mit AstraZeneca-Impfstoff

Auch Südafrika blickt besorgt auf die vorläufigen Ergebnisse der Universität-Oxford-Studie und hat erste Konsequenzen gezogen. Nach Bekanntwerden der Daten hat Südafrika noch am selben Tag die geplanten Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff vorübergehend gestoppt. Salim Abdool Karim, der Leiter des Corona-Beratungskomitees der Regierung, erklärte, dass Studien zum AstraZeneca- sowie zum Novavax-Wirkstoff in Südafrika gezeigt hätten, dass die klinische Wirksamkeit wesentlich verringert sei: „Also muss die Einführung des AstraZeneca-Impfstoffs vorübergehend unterbrochen werden.“ In Südafrika macht die Variante B.1.351 laut „New York Times“ überwiegende Mehrheit der Fälle aus.

Großbritannien wirbt für AstraZeneca-Impfstoff

Hingegen sieht es bei der britischen Variante besser aus: Für die in Großbritannien entdeckte Variante B.1.1.7 hatten die Hersteller zuletzt vielversprechende Daten veröffentlicht. Auch die AstraZeneca-Vakzine soll gegen diese Variante eine gute Schutzwirkung bieten.

Aus diesem Grund wirbt die britische Regierung weiter für den AstraZeneca-Impfstoff, gegen die bislang in Großbritannien vorherrschenden Varianten sei die Vakzine offenbar wirksam, ebenso der Impfstoff von Biontech/Pfizer, schrieb Impf-Staatssekretär Nadhim Zahawi am Montag in einem Gastbeitrag in der britischen Zeitung „Telegraph“. Er gehe davon aus, dass der AstraZeneca-Impfstoff zumindest vor schweren Verläufen auch bei einer Infektion mit der südafrikanischen Variante schützt. „Ein Impfstoff mit verminderter Wirksamkeit bei der Verhinderung von Infektionen kann trotzdem eine gute Wirksamkeit bei der Vermeidung schwerer Verläufe, Krankenhausaufenthalten und Todesfällen aufweisen“, betonte er. Nach wie vor dominiert die britische Variante B.1.1.7 in Großbritannien, die südafrikanische Variante B.1.351 wurde bislang nur vereinzelt nachgewiesen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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