Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

28.02.2021, 08:00 Uhr

Noch keine kostenlose Tests in Apotheken, bald aber Laien-Schnelltests im Discounter – Spahns Auf und Ab (Foto: Alex Schelbert)

Noch keine kostenlose Tests in Apotheken, bald aber Laien-Schnelltests im Discounter – Spahns Auf und Ab (Foto: Alex Schelbert)


23. Februar 2021

Vollkommen richtig, mein liebes Tagebuch: Wenn die Apotheken schon so quasi über Nacht von unserem Bundesgesundheitsminister dazu „animiert“ werden, sich bei den Antigen-Schnelltests zu beteiligen, um ihren Kunden die Teststäbchen in die Nase zu schieben, dann sollte das dafür eingesetzte Apothekenpersonal prioritär, wie es so schön heißt, also mit anderen Worten sofort, gegen Covid-19 geimpft werden. Dafür machen sich jetzt auch unsere apothekerlichen Standesorganisationen stark. Der Landesapothekerverband Baden-Württemberg fordert beispielsweise mindestens eine Einstufung in Priorisierungsgruppe 2. Derzeit sieht ja die rechtliche Lage noch so aus, dass das Apothekenpersonal zur dritten Priorisierungsgruppe gehört. Arbeitet dagegen das Apothekenpersonal in einem offiziellen Sars-CoV-2 Testzentrum ist es bereits jetzt in der Priorisierungsgruppe zwei eingestuft – allerdings wird nicht jede Apotheke, die Schnelltests anbietet, letztlich als offizielles Testzentrum angesehen. Da ist also noch rechtliche Klarstellung in der im Verordnung nötig.

In Baden-Württemberg stieß der Vorstoß des Landesapothekerverbands bereits auf offene Ohren: Das baden-württembergische Sozialministerium hat zugesagt, dass man Apothekenpersonal, das Antigen-Schnelltests durchführt, in die Priorisierungsgruppe 2 der Coronaverordnung einordnet. Im Klartext heißt das, dass Apotheken, die solche Tests anbieten, bei der Impfung zweite Priorität genießen und damit Anspruch auf eine Impfung mit dem AstraZenica-Impfstoff haben, sofern sie unter 65 Jahre alt sind. Mein liebes Tagebuch, Apotheken-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter, die in die Tests eingebunden sind, können nun einen individuellen Impftermin vereinbaren. Ja, manchmal geht es doch schneller als man denkt. Hoffen wir, dass andere Bundesländer rasch  nachziehen.

 

Die aktuelle Jagd nach Corona-Impfstoffen ist das eine. Und das andere: Es gibt auch Neues von der Front der Grippe-Impfstoffe! Wenn sich demnächst Senioren ab 60 gegen Grippe impfen lassen wollen, gilt als Standard die Hochdosis-Grippeimpfung. Der Pharmahersteller Sanofi Pasteur erhielt für seinen Impfstoff Efluelda eine Zulassungserweiterung: Dieser Hochdosis-Grippeimpfstoff darf bereits ab einem Alter von 60 Jahren verimpft werden. Das gefällt auch unserer Ständigen Impfkommission: Sie rät dazu, Menschen ab 60 Jahren standardmäßig mit dem Hochdosis-Grippeimpfstoff zu impfen. Und der gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ebnete den Weg, dass Efluelda fortan Leistung der gesetzlichen Krankenkassen wird. Also, alles in Butter? Nicht ganz, mein liebes Tagebuch, so schön und fürsorglich wie diese Maßnahmen klingen: Sie haben auch einen Pferdefuß. Die Ab-60-Jährigen haben kein Wahlrecht mehr, sie dürfen und müssen ab dem nächsten Winter ausschließlich mit Efluelda gegen Grippe geimpft werden. Andere Grippeimpfstoffe werden für diese Seniorinnen und Senioren nicht erstattet. Das gefällt sichtlich nicht allen in dieser Altersgruppe, wie viele Beiträge in Diskussionsforen zeigen. Und ja, es könnte da auch noch einige Probleme geben, zum Beispiel die Frage: Was ist, wenn Sanofi Pasteur nicht liefern kann? Derzeit sieht die rechtliche Lage so aus: Gibt es nicht ausreichend Efluelda, können die Ab-60-Jährigen gar nicht gegen Grippe geimpft werden. Pech für diese Versichertengruppe in der GKV, dann gibt’s für sie keinen Grippeimpfstoff, einen „normalen“ Grippeimpfstoff zahlt die Kasse nicht. Mein liebes Tagebuch, fraglich, ob sich das rechtlich halten lässt. Nun, Sanofi ist sich, wie es eine Unternehmenssprecherin sagte, seiner Verantwortung bewusst. Und schiebt den Schwarzen Peter an die Ärzte und Apotheker. Denn jetzt kommt es darauf an, wie viel Impfstoff Ärzte und Apotheken vorbestellen. Denn nur eine rechtzeitige und ausreichende Vorbestellung sichert die Versorgung in der Saison – sagt Sanofi. Da kommt was auf uns zu.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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4 Kommentare

Spahn

von Karl Friedrich Müller am 28.02.2021 um 13:02 Uhr

hat Spahn keinen guten Freund, der ihn mal bremst? Ihn hindert, ständig haltlose Ankündigungen von sich zu geben?
Impfung
Schnelltests
Krankenhäuser nicht überlastet
Masken
die Liste ist endlos. Nun musste ihn schon die Kanzlerin bremsen....
Merkt er nicht, wie sehr er sich schadet zu seinen Skandalen dazu,, die immer mehr werden?
Essen für 9999€, damit nicht anzeigepflichtig (Rent-a-Minister?), bei dem er wohl schon eine Coronainfektion hatte
seine undurchsichtigen Immobiliengeschäfte mit Freunden und Bekannten, die auch noch gute Stellen bekamen
in dem Zusammenhang das Ausforschen von Journalisten....oh weh
Die Realitätsferne ist atemberaubend. Er denkt sich die Welt nach seinen Träumen....
nun sind schon Discounter besser als Apotheken...
Kanzlerkandidat, ernsthaft?

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AW: Spahn

von Karl Friedrich Müller am 28.02.2021 um 13:46 Uhr

PS: wir werden wegen des Tests nicht "angehimmelt". Wir sollen für ein unterirdisches Honorar den Lückenbüßer spielen bis die Selbsttests auf dem Markt sind. Uns wird zugemutet, zu investieren und dann auf den Kosten sitzenzubleiben.
Spahn nimmt den Mund voll und dann MUSS es auf Biegen und Brechen SOFORT passieren. Er könnte ja Schaden nehmen... Merkel hat mehr EInsicht.
Zu der Lage bei den MVZ hat die Süddeutsche schon vor Jahren berichtet und gewarnt. Nun ist man sehr spät auf das Problem aufmerksam geworden und sieht es dann doch nicht. Fremdbesitz, gerade bei den Zahnärzten, scheint normal geworden zu sein, weil es doch einiges Kapital braucht, um vor allem gut gehende Praxen aufzukaufen. Da hilft ein Kniff. Das ist der Weg, wie der DAZ richtig festgestellt, das Fremdbesitzverbot zu umgehen, auch bei den Apotheken. Hilfreich ist hier natürlich, dass sich kaum jemand den Stress noch antun will. Man will auch etwas Lebensqualität und keine 80 Stunden in der Woche arbeiten
Die Regelung bei den Grippeimpfstoffen war mal wie gewohnt unterirdisch. Alles gelaufen? Nein.... kurz vor Toreschluss muss eine Änderung her und Ärzte wie Apotheken in Aufregung versetzt. Hätte das nicht zur nächsten Saison gereicht, zumal der Vorteil marginal ist?
Der DAV verhält sich da nicht anders. Ebenso kurz wird man über Änderungen im Regelwerk informiert - immer! Es ist eine Zumutung!

Abgabe der Schnelltests außerhalb der Apotheke

von Constanze Schäfer am 28.02.2021 um 8:52 Uhr

Wie wäre es mit einem Sachkundenachweis für die Abgabe von Medizinprodukten ähnlich wie AMG § 50 für die freiverkäuflichen Arzneimittel? Das würde die Apotheken stärken, das Berufsbild von PKA, die im Rahmen ihrer Ausbidung einen solche Nachweis erlangen könnten, attraktiver machen und vor allem DIE VERSORGUNG DER BEVÖLKERUNG wäre qualitativ angemessen.

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Aus der Beschaffung von Corona-Impfstoffen lernen...

von Gunnar Müller, Detmold am 28.02.2021 um 8:49 Uhr

... heißt bezogen auf die Grippe-Impfung ...?!

Welche Bedeutung aber hat im vorhersehbaren Umkehrschluss die Festlegung auf Efluelda für ein „Ranking“ bei den Corona Impfstoffen…??

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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