Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

28.02.2021, 08:00 Uhr

Noch keine kostenlose Tests in Apotheken, bald aber Laien-Schnelltests im Discounter – Spahns Auf und Ab (Foto: Alex Schelbert)

Noch keine kostenlose Tests in Apotheken, bald aber Laien-Schnelltests im Discounter – Spahns Auf und Ab (Foto: Alex Schelbert)


25. Februar 2021

Nicht alle sind in Sachen Laien-Schnelltests der Meinung von Jens Spahn. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis setzt bei den Corona-Selbsttests auf die Apotheken. Sie schlägt beispielsweise vor, Schülerinnen und Schülern Gutscheine bereitzustellen, die diese dann in den Offizinen einlösen können. Für Mattheis bedeutet die Zulassung der ersten Heimtests einen „Einstieg in die Normalität“. Sie wünscht sich tägliche Tests, die „neben der Zahnbürste“ stehen müssten. Die SPD-Politikerin lehnt es ab, dass sich die Menschen in jedem Discounter mit Tests bedienen können. Sie sagt: „Wir müssen die Tests so implementieren, dass sie Vertrauen schaffen.“ Mein liebes Tagebuch, es ist immer wieder erstaunlich, wie sich die Meinungen der Politikerinnen und Politiker ändern können. Noch vor kurzem hatte Mattheis uns Apothekers unterstellt, bei dem Gedanken an die Schnelltests schon die Dollarzeichen in den Augen zu haben. Und jetzt plädiert sie indirekt dafür, die Tests am besten über Apotheken zu vertreiben. Auch wenn sie zu spät kommen: Schön, wenn sich solche guten Einsichten einstellen.

 

Corona, Corona – das Virus beherrscht unser Tun und Denken. Aber wir müssen dennoch aufpassen, das gesamte Geschehen im Gesundheitsmarkt nicht aus den Augen zu verlieren. Da hat doch das Bundesgesundheitsministeriums vor zwei Jahren ein Gutachten in Auftrag gegeben zur Weiterentwicklung der medizinischen Versorgungszentren (MVZ). 2004 wurden die MVZs zugelassen. Da möchte man natürlich schon wissen, wie sich diese institutionellen Leistungserbringer entwickelt haben. Das Gutachten stellt fest, dass es die meisten MVZs (derzeit rund 2500 MVZ) mit angestellten Ärzten gibt. Seit Mitte 2015 konnten auch zahnmedizinische MVZ gegründet werden (2019: rund 950 zMVZ). Leider kann das Gutachten keine Aussage dazu machen, wie es um die Versorgungsqualität in MVZs steht. Es fehlen schlicht aussagekräftige Daten. Liebes Tagebuch, Apotheken kommen in dem Gutachten nicht vor, klar, für Apotheken gibt es keine MVZ. Dennoch zeichnen sich in dem Gutachten Argumentationslinien ab, die langfristig auch für Apotheken relevant werden könnten, falls unter neuen politischen Vorzeichen das Fremdbesitzverbot der Apotheke auf die Tagesordnung gelangen sollte. Da sollte man auf jeden Fall wachsam bleiben. Das Gutachten befasst sich beispielsweise auch mit den „Investorenbetriebenen MVZ in der vertragszahnärztlichen Versorgung“. Rund 20 % der zMVZ befanden sich im ersten Quartal 2020 ganz oder teilweise im Eigentum von privaten Beteiligungskapital. Das Gutachten stellt fest, dass es bei diesen zahnärztlichen investorenbetriebenen MVZs mittlerweile bereits den Zusammenschluss mehrerer Standorte zu Ketten gibt. Hier empfehlen die Gutachter, bessere Möglichkeiten zu schaffen, um den Einfluss der MVZ auf die Qualität und Wirtschaftlichkeit der Versorgung analysieren zu können. Aber das werde schon dadurch erschwert, dass die Eigentumsverhältnisse nur mühsam zu ermitteln seien. Mein liebes Tagebuch, hoffen wir, dass die ABDA diese Entwicklung mit höchster Aufmerksamkeit verfolgt.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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4 Kommentare

Spahn

von Karl Friedrich Müller am 28.02.2021 um 13:02 Uhr

hat Spahn keinen guten Freund, der ihn mal bremst? Ihn hindert, ständig haltlose Ankündigungen von sich zu geben?
Impfung
Schnelltests
Krankenhäuser nicht überlastet
Masken
die Liste ist endlos. Nun musste ihn schon die Kanzlerin bremsen....
Merkt er nicht, wie sehr er sich schadet zu seinen Skandalen dazu,, die immer mehr werden?
Essen für 9999€, damit nicht anzeigepflichtig (Rent-a-Minister?), bei dem er wohl schon eine Coronainfektion hatte
seine undurchsichtigen Immobiliengeschäfte mit Freunden und Bekannten, die auch noch gute Stellen bekamen
in dem Zusammenhang das Ausforschen von Journalisten....oh weh
Die Realitätsferne ist atemberaubend. Er denkt sich die Welt nach seinen Träumen....
nun sind schon Discounter besser als Apotheken...
Kanzlerkandidat, ernsthaft?

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AW: Spahn

von Karl Friedrich Müller am 28.02.2021 um 13:46 Uhr

PS: wir werden wegen des Tests nicht "angehimmelt". Wir sollen für ein unterirdisches Honorar den Lückenbüßer spielen bis die Selbsttests auf dem Markt sind. Uns wird zugemutet, zu investieren und dann auf den Kosten sitzenzubleiben.
Spahn nimmt den Mund voll und dann MUSS es auf Biegen und Brechen SOFORT passieren. Er könnte ja Schaden nehmen... Merkel hat mehr EInsicht.
Zu der Lage bei den MVZ hat die Süddeutsche schon vor Jahren berichtet und gewarnt. Nun ist man sehr spät auf das Problem aufmerksam geworden und sieht es dann doch nicht. Fremdbesitz, gerade bei den Zahnärzten, scheint normal geworden zu sein, weil es doch einiges Kapital braucht, um vor allem gut gehende Praxen aufzukaufen. Da hilft ein Kniff. Das ist der Weg, wie der DAZ richtig festgestellt, das Fremdbesitzverbot zu umgehen, auch bei den Apotheken. Hilfreich ist hier natürlich, dass sich kaum jemand den Stress noch antun will. Man will auch etwas Lebensqualität und keine 80 Stunden in der Woche arbeiten
Die Regelung bei den Grippeimpfstoffen war mal wie gewohnt unterirdisch. Alles gelaufen? Nein.... kurz vor Toreschluss muss eine Änderung her und Ärzte wie Apotheken in Aufregung versetzt. Hätte das nicht zur nächsten Saison gereicht, zumal der Vorteil marginal ist?
Der DAV verhält sich da nicht anders. Ebenso kurz wird man über Änderungen im Regelwerk informiert - immer! Es ist eine Zumutung!

Abgabe der Schnelltests außerhalb der Apotheke

von Constanze Schäfer am 28.02.2021 um 8:52 Uhr

Wie wäre es mit einem Sachkundenachweis für die Abgabe von Medizinprodukten ähnlich wie AMG § 50 für die freiverkäuflichen Arzneimittel? Das würde die Apotheken stärken, das Berufsbild von PKA, die im Rahmen ihrer Ausbidung einen solche Nachweis erlangen könnten, attraktiver machen und vor allem DIE VERSORGUNG DER BEVÖLKERUNG wäre qualitativ angemessen.

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Aus der Beschaffung von Corona-Impfstoffen lernen...

von Gunnar Müller, Detmold am 28.02.2021 um 8:49 Uhr

... heißt bezogen auf die Grippe-Impfung ...?!

Welche Bedeutung aber hat im vorhersehbaren Umkehrschluss die Festlegung auf Efluelda für ein „Ranking“ bei den Corona Impfstoffen…??

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