Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

28.02.2021, 08:00 Uhr

Noch keine kostenlose Tests in Apotheken, bald aber Laien-Schnelltests im Discounter – Spahns Auf und Ab (Foto: Alex Schelbert)

Noch keine kostenlose Tests in Apotheken, bald aber Laien-Schnelltests im Discounter – Spahns Auf und Ab (Foto: Alex Schelbert)


24. Februar 2021

Endlich, die ersten drei Corona-Laientests haben ihre Sonderzulassung vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erhalten. Ein bisschen mit Verzögerung, aber, mein liebes Tagebuch, unserem Bundesgesundheitsminister war es einfach wichtig, dass keine Schrott-Tests auf den Markt kommen. Immerhin sollen sie gut funktionieren, leicht anzuwenden und die Anwendung leicht verständlich erklärt sein. Man soll sich immerhin auf das Testergebnis verlassen können – im Rahmen der Zuverlässigkeit dieser Tests. Laut BfArM haben rund 50 Hersteller Anträge auf Sonderzulassung von Laientests gestellt. Bei den ersten drei Tests entnimmt der Anwender die Proben durch einen Abstrich im vorderen Nasenbereich. Jens Spahn meint, die Tests benötigten eine „begleitende Aufklärung“ – und setzt gleichzeitig darauf, dass die Tests nicht nur in Apotheken, sondern auch im Discounter und sonstwo verkauft werden. Wie soll das gehen? Mein liebes Tagebuch, wenn der Minister von einer „begleitenden Aufklärung“ spricht meint er nicht die persönliche Beratung durch Apotheken, sondern die Gebrauchsanweisung, die den Tests beiliegt. Ach so. Seltsam, was man alles so unter „begleitend“ verstehen kann. Im Ernst, mein liebes Tagebuch, hat es sich noch nicht herumgesprochen, wie Menschen mit  Gebrauchsanweisungen umgehen, wie solche Hinweise gelesen und interpretiert werden? Auch wenn die Tests aus unserer Sicht einfach in der Anwendung sein mögen: Sie sind nicht trivial, es gibt durchaus Erklärungsbedarf. Man kann auch bei einfachen Tests in Eigenregie viel falsch machen. Wenn die Laientests ein halbwegs sicheres Ergebnis liefern sollen, müssen sich die Anwender präzise an die Testanleitung halten. Mit Verlaub, mein liebes Tagebuch, trauen wir diese Genauigkeit jedem zu? Wen kann der Anwender fragen? Müssen wir uns darauf einstellen, dass Kunden mit ihrem Schnelltest aus dem Supermarkt zu uns kommen und fragen, wie das funktioniert? Oder setzt Spahn darauf, dass etwa die Kassiererin an der Discounter-Kasse weiß, wie’s geht, Motto: „Lesen Sie die Gebrauchsanweisung oder fragen Sie die Kassiererin“?



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


4 Kommentare

Spahn

von Karl Friedrich Müller am 28.02.2021 um 13:02 Uhr

hat Spahn keinen guten Freund, der ihn mal bremst? Ihn hindert, ständig haltlose Ankündigungen von sich zu geben?
Impfung
Schnelltests
Krankenhäuser nicht überlastet
Masken
die Liste ist endlos. Nun musste ihn schon die Kanzlerin bremsen....
Merkt er nicht, wie sehr er sich schadet zu seinen Skandalen dazu,, die immer mehr werden?
Essen für 9999€, damit nicht anzeigepflichtig (Rent-a-Minister?), bei dem er wohl schon eine Coronainfektion hatte
seine undurchsichtigen Immobiliengeschäfte mit Freunden und Bekannten, die auch noch gute Stellen bekamen
in dem Zusammenhang das Ausforschen von Journalisten....oh weh
Die Realitätsferne ist atemberaubend. Er denkt sich die Welt nach seinen Träumen....
nun sind schon Discounter besser als Apotheken...
Kanzlerkandidat, ernsthaft?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Spahn

von Karl Friedrich Müller am 28.02.2021 um 13:46 Uhr

PS: wir werden wegen des Tests nicht "angehimmelt". Wir sollen für ein unterirdisches Honorar den Lückenbüßer spielen bis die Selbsttests auf dem Markt sind. Uns wird zugemutet, zu investieren und dann auf den Kosten sitzenzubleiben.
Spahn nimmt den Mund voll und dann MUSS es auf Biegen und Brechen SOFORT passieren. Er könnte ja Schaden nehmen... Merkel hat mehr EInsicht.
Zu der Lage bei den MVZ hat die Süddeutsche schon vor Jahren berichtet und gewarnt. Nun ist man sehr spät auf das Problem aufmerksam geworden und sieht es dann doch nicht. Fremdbesitz, gerade bei den Zahnärzten, scheint normal geworden zu sein, weil es doch einiges Kapital braucht, um vor allem gut gehende Praxen aufzukaufen. Da hilft ein Kniff. Das ist der Weg, wie der DAZ richtig festgestellt, das Fremdbesitzverbot zu umgehen, auch bei den Apotheken. Hilfreich ist hier natürlich, dass sich kaum jemand den Stress noch antun will. Man will auch etwas Lebensqualität und keine 80 Stunden in der Woche arbeiten
Die Regelung bei den Grippeimpfstoffen war mal wie gewohnt unterirdisch. Alles gelaufen? Nein.... kurz vor Toreschluss muss eine Änderung her und Ärzte wie Apotheken in Aufregung versetzt. Hätte das nicht zur nächsten Saison gereicht, zumal der Vorteil marginal ist?
Der DAV verhält sich da nicht anders. Ebenso kurz wird man über Änderungen im Regelwerk informiert - immer! Es ist eine Zumutung!

Abgabe der Schnelltests außerhalb der Apotheke

von Constanze Schäfer am 28.02.2021 um 8:52 Uhr

Wie wäre es mit einem Sachkundenachweis für die Abgabe von Medizinprodukten ähnlich wie AMG § 50 für die freiverkäuflichen Arzneimittel? Das würde die Apotheken stärken, das Berufsbild von PKA, die im Rahmen ihrer Ausbidung einen solche Nachweis erlangen könnten, attraktiver machen und vor allem DIE VERSORGUNG DER BEVÖLKERUNG wäre qualitativ angemessen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Aus der Beschaffung von Corona-Impfstoffen lernen...

von Gunnar Müller, Detmold am 28.02.2021 um 8:49 Uhr

... heißt bezogen auf die Grippe-Impfung ...?!

Welche Bedeutung aber hat im vorhersehbaren Umkehrschluss die Festlegung auf Efluelda für ein „Ranking“ bei den Corona Impfstoffen…??

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.