Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

28.02.2021, 08:00 Uhr

Noch keine kostenlose Tests in Apotheken, bald aber Laien-Schnelltests im Discounter – Spahns Auf und Ab (Foto: Alex Schelbert)

Noch keine kostenlose Tests in Apotheken, bald aber Laien-Schnelltests im Discounter – Spahns Auf und Ab (Foto: Alex Schelbert)


26. Februar 2021

Liebes Tagebuch, mal von außen und von einer Metaebene betrachtet: Irgendwie ist die Versorgung mit Corona-Impfstoff in unserem Land, sagen wir mal, suboptimal verlaufen. Vollmundig mit großem Versprechen angekündigt, war die Erwartungshaltung im Land riesig. Die Enttäuschung folgte, die Versorgung erfolgte langsam und viel zu zögerlich. Mittlerweile wurde zwar laut Aussage Spahn reichlich Impfstoff nachgekauft, der auch so nach und nach anrollt. Dann funkte das AstraZenica-Debakel dazwischen: Der Impfstoff sei zu wenig wirksam, habe mehr Nebenwirkungen – so wurden die ersten Studienergebnisse kommuniziert und zum Teil missinterpretiert. Mit zum Teil fatalen Folgen auf die Einstellung der Bevölkerung: Viele lehnten den AstraZenica-Impfstoff ab, sogar ihre mühsam ergatterten Impfstoff-Termine in den Impfzentren ließen sie platzen. Jetzt liegt dieser Impfstoff in manchen Bundesländern sogar auf Halde. Was tun? Mittlerweile gibt es neuere Studien, die dem Impfstoff eine exzellente Wirkung und gute Verträglichkeit bestätigen. Und was tut unser Bundesgesundheitsminister? Er hält jetzt die Länder dazu an, ihre Kapazitäten für die Corona-Impfungen zügig aufzustocken. Es liege einfach zu viel Impfstoff im Kühlschrank, meint Jens Spahn. Einen Ausweg sieht er darin, sobald wie möglich auch Arztpraxen in die Impfungen mit einzubeziehen, Gespräche mit Großhändlern Ärzten, Apotheken etwa über Logistik und die Vergütung liefen bereits. Liebes Tagebuch, wir werden sehen, was sich der Minister zu diesem Thema einfallen lässt. Und wann die ersten AstraZeneca-Impfstoffe über Apotheken an Ärzte ausgeliefert werden.

 

Es gibt sie noch, die positiven Nachrichten. Aktuelles Beispiel: Der Deutsche Apothekerverband (DAV) und der Verband der Ersatzkassen (vdek) haben sich auf einen neuen Arzneiversorgungsvertrag geeinigt. Ab dem 1. März 2021 wird die Arzneimittelversorgung für die Versicherten der Ersatzkassen noch schneller und unkomplizierter, wenn sie Rezepte in der Apotheke einlösen, heißt es. Mein liebes Tagebuch, das klingt doch vielversprechend. Was heißt das konkret? Beispielsweise muss die Apotheke künftig bei Lieferengpässen von Arzneimitteln nur noch einen statt bislang zwei Großhändler anfragen, bevor sie ein vorrätiges Alternativpräparat abgeben darf. Und bei Nichtverfügbarkeit eines Präparats darf die Apotheke nach Rücksprache mit dem Arzt auch die Packungsgröße und die Packungsanzahl ändern, um den Versicherten sofort versorgen zu können, sagen die beiden Verbände. Mein liebes Tagebuch, das klingt doch nach weniger Bürokratie und hoffentlich auch nach weniger Retax. Allerdings: Derzeit gelten ohnehin noch die Pandemie-bedingten besonderen Abgaberegelungen der SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung. 

 

Potsdam prescht voran und macht Spahns verstolperte Zusage doch noch wahr: Kostenlose Schnelltests für alle. Ab der kommenden Woche können sich die Potsdamer Bürgerinnen und Bürger in Apotheken und Testzentren kostenlos auf das Coronavirus testen lassen und gleichzeitig lockert die Stadt die Maskenpflicht. Mindestens acht Apotheken und vier Testzentren machen mit bei dieser Aktion. Wunderbar, mein liebes Tagebuch, warum geht das in Potsdam und nicht anderswo?



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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4 Kommentare

Spahn

von Karl Friedrich Müller am 28.02.2021 um 13:02 Uhr

hat Spahn keinen guten Freund, der ihn mal bremst? Ihn hindert, ständig haltlose Ankündigungen von sich zu geben?
Impfung
Schnelltests
Krankenhäuser nicht überlastet
Masken
die Liste ist endlos. Nun musste ihn schon die Kanzlerin bremsen....
Merkt er nicht, wie sehr er sich schadet zu seinen Skandalen dazu,, die immer mehr werden?
Essen für 9999€, damit nicht anzeigepflichtig (Rent-a-Minister?), bei dem er wohl schon eine Coronainfektion hatte
seine undurchsichtigen Immobiliengeschäfte mit Freunden und Bekannten, die auch noch gute Stellen bekamen
in dem Zusammenhang das Ausforschen von Journalisten....oh weh
Die Realitätsferne ist atemberaubend. Er denkt sich die Welt nach seinen Träumen....
nun sind schon Discounter besser als Apotheken...
Kanzlerkandidat, ernsthaft?

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AW: Spahn

von Karl Friedrich Müller am 28.02.2021 um 13:46 Uhr

PS: wir werden wegen des Tests nicht "angehimmelt". Wir sollen für ein unterirdisches Honorar den Lückenbüßer spielen bis die Selbsttests auf dem Markt sind. Uns wird zugemutet, zu investieren und dann auf den Kosten sitzenzubleiben.
Spahn nimmt den Mund voll und dann MUSS es auf Biegen und Brechen SOFORT passieren. Er könnte ja Schaden nehmen... Merkel hat mehr EInsicht.
Zu der Lage bei den MVZ hat die Süddeutsche schon vor Jahren berichtet und gewarnt. Nun ist man sehr spät auf das Problem aufmerksam geworden und sieht es dann doch nicht. Fremdbesitz, gerade bei den Zahnärzten, scheint normal geworden zu sein, weil es doch einiges Kapital braucht, um vor allem gut gehende Praxen aufzukaufen. Da hilft ein Kniff. Das ist der Weg, wie der DAZ richtig festgestellt, das Fremdbesitzverbot zu umgehen, auch bei den Apotheken. Hilfreich ist hier natürlich, dass sich kaum jemand den Stress noch antun will. Man will auch etwas Lebensqualität und keine 80 Stunden in der Woche arbeiten
Die Regelung bei den Grippeimpfstoffen war mal wie gewohnt unterirdisch. Alles gelaufen? Nein.... kurz vor Toreschluss muss eine Änderung her und Ärzte wie Apotheken in Aufregung versetzt. Hätte das nicht zur nächsten Saison gereicht, zumal der Vorteil marginal ist?
Der DAV verhält sich da nicht anders. Ebenso kurz wird man über Änderungen im Regelwerk informiert - immer! Es ist eine Zumutung!

Abgabe der Schnelltests außerhalb der Apotheke

von Constanze Schäfer am 28.02.2021 um 8:52 Uhr

Wie wäre es mit einem Sachkundenachweis für die Abgabe von Medizinprodukten ähnlich wie AMG § 50 für die freiverkäuflichen Arzneimittel? Das würde die Apotheken stärken, das Berufsbild von PKA, die im Rahmen ihrer Ausbidung einen solche Nachweis erlangen könnten, attraktiver machen und vor allem DIE VERSORGUNG DER BEVÖLKERUNG wäre qualitativ angemessen.

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Aus der Beschaffung von Corona-Impfstoffen lernen...

von Gunnar Müller, Detmold am 28.02.2021 um 8:49 Uhr

... heißt bezogen auf die Grippe-Impfung ...?!

Welche Bedeutung aber hat im vorhersehbaren Umkehrschluss die Festlegung auf Efluelda für ein „Ranking“ bei den Corona Impfstoffen…??

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