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26. Februar 2021
Liebes Tagebuch, mal von außen und von einer Metaebene betrachtet: Irgendwie ist die Versorgung mit Corona-Impfstoff in unserem Land, sagen wir mal, suboptimal verlaufen. Vollmundig mit großem Versprechen angekündigt, war die Erwartungshaltung im Land riesig. Die Enttäuschung folgte, die Versorgung erfolgte langsam und viel zu zögerlich. Mittlerweile wurde zwar laut Aussage Spahn reichlich Impfstoff nachgekauft, der auch so nach und nach anrollt. Dann funkte das AstraZenica-Debakel dazwischen: Der Impfstoff sei zu wenig wirksam, habe mehr Nebenwirkungen – so wurden die ersten Studienergebnisse kommuniziert und zum Teil missinterpretiert. Mit zum Teil fatalen Folgen auf die Einstellung der Bevölkerung: Viele lehnten den AstraZenica-Impfstoff ab, sogar ihre mühsam ergatterten Impfstoff-Termine in den Impfzentren ließen sie platzen. Jetzt liegt dieser Impfstoff in manchen Bundesländern sogar auf Halde. Was tun? Mittlerweile gibt es neuere Studien, die dem Impfstoff eine exzellente Wirkung und gute Verträglichkeit bestätigen. Und was tut unser Bundesgesundheitsminister? Er hält jetzt die Länder dazu an, ihre Kapazitäten für die Corona-Impfungen zügig aufzustocken. Es liege einfach zu viel Impfstoff im Kühlschrank, meint Jens Spahn. Einen Ausweg sieht er darin, sobald wie möglich auch Arztpraxen in die Impfungen mit einzubeziehen, Gespräche mit Großhändlern Ärzten, Apotheken etwa über Logistik und die Vergütung liefen bereits. Liebes Tagebuch, wir werden sehen, was sich der Minister zu diesem Thema einfallen lässt. Und wann die ersten AstraZeneca-Impfstoffe über Apotheken an Ärzte ausgeliefert werden.
Es gibt sie noch, die positiven Nachrichten. Aktuelles Beispiel: Der Deutsche Apothekerverband (DAV) und der Verband der Ersatzkassen (vdek) haben sich auf einen neuen Arzneiversorgungsvertrag geeinigt. Ab dem 1. März 2021 wird die Arzneimittelversorgung für die Versicherten der Ersatzkassen noch schneller und unkomplizierter, wenn sie Rezepte in der Apotheke einlösen, heißt es. Mein liebes Tagebuch, das klingt doch vielversprechend. Was heißt das konkret? Beispielsweise muss die Apotheke künftig bei Lieferengpässen von Arzneimitteln nur noch einen statt bislang zwei Großhändler anfragen, bevor sie ein vorrätiges Alternativpräparat abgeben darf. Und bei Nichtverfügbarkeit eines Präparats darf die Apotheke nach Rücksprache mit dem Arzt auch die Packungsgröße und die Packungsanzahl ändern, um den Versicherten sofort versorgen zu können, sagen die beiden Verbände. Mein liebes Tagebuch, das klingt doch nach weniger Bürokratie und hoffentlich auch nach weniger Retax. Allerdings: Derzeit gelten ohnehin noch die Pandemie-bedingten besonderen Abgaberegelungen der SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung.
Potsdam prescht voran und macht Spahns verstolperte Zusage doch noch wahr: Kostenlose Schnelltests für alle. Ab der kommenden Woche können sich die Potsdamer Bürgerinnen und Bürger in Apotheken und Testzentren kostenlos auf das Coronavirus testen lassen und gleichzeitig lockert die Stadt die Maskenpflicht. Mindestens acht Apotheken und vier Testzentren machen mit bei dieser Aktion. Wunderbar, mein liebes Tagebuch, warum geht das in Potsdam und nicht anderswo?
4 Kommentare
Spahn
von Karl Friedrich Müller am 28.02.2021 um 13:02 Uhr
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AW: Spahn
von Karl Friedrich Müller am 28.02.2021 um 13:46 Uhr
Abgabe der Schnelltests außerhalb der Apotheke
von Constanze Schäfer am 28.02.2021 um 8:52 Uhr
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Aus der Beschaffung von Corona-Impfstoffen lernen...
von Gunnar Müller, Detmold am 28.02.2021 um 8:49 Uhr
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