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4. März 2021
Mein liebes Tagebuch, war nicht auch schon mal von mindestens zwei kostenlosen Schnelltests pro Woche für alle Bürgerinnen und Bürger des Landes die Rede? Nix da. Unsere Bundesregierung hat sich dazu entschlossen, lediglich einen kostenlosen Schnelltest pro Woche zu bezahlen. Mein liebes Tagebuch, mal ehrlich, eigentlich hätte man sich angesichts der vollmundigen Ankündigung für eine nationale Teststrategie und unter dem Eindruck der Parole „testen, testen, testen“ mehr versprochen. Außerdem sollen bekanntlich Schnelltests den Weg in die Normalität weisen. Nun ja, man wird sehen, wie weit man mit einem Test pro Woche kommt. Und ob man damit überhaupt weiterkommt. Denn eine ausreichend große Zahl an Testzentren, testenden Apotheken und sonstigen Anbietern von Schnelltests, die die Nachfrage nach diesen wöchentlichen Gratis-Tests stemmen könnten, gibt es noch gar nicht im Land. Und, vor allem mein liebes Tagebuch, gibt es noch keine Infrastruktur, mit der diese Tests und vor allem die Abrechnung der Tests erfasst werden kann. So könnte sich eine Person beispielsweise in der Apotheke A testen lassen, und zwei Tage später in der Apotheke B oder in einem Testzentrum. Wie werden diese Tests erfasst, wie werden sie abgerechnet? Und das Beste: am Montag, 8. März, soll es losgehen. Das kann heiter werden.
Unsere ABDA jedenfalls begrüßt die Einbindung der Apotheken in die Teststrategie, erwartet aber eine pragmatische Umsetzung. Und sie sagt, dass das Testen in Apotheken unbürokratisch funktionieren und wirtschaftlich machbar sein muss. Aber sie weiß auch, dass die Durchführung der Antigen-Tests ein freiwilliges Angebot jeder Apotheke sein wird. Denn es wird nicht jede Apotheke anbieten können. Mein liebes Tagebuch, was die Wirtschaftlichkeit der Tests betrifft, so hätte ich mir von der ABDA noch einen deutlichen Appell gewünscht, dass es mit einer Vergütung von insgesamt 18 € wirtschaftlich nicht machbar ist.
Mittlerweile hat es sich bis zur Ständigen Impfkommission (STIKO) herumgesprochen: Auch Menschen über 65 Jahre profitieren von einer Impfung mit dem Covid-19-Impfstoff von AstraZeneca. Endlich, mein liebes Tagebuch, es hat gedauert, bis die STIKO Ihre Einschätzung änderte, da war einiges „dumm gelaufen“, wie STIKO-Chef Mertens suffisant einräumt, aber nun ja. Jetzt muss die aktuelle Empfehlung nur noch in die Priorisierungsliste eingepflegt werden und dann wird endlich auch dieser anfangs ungeliebte Impfstoff schneller und besser den Weg in die Oberarme der Älteren finden. Mein liebes Tagebuch, wie viele Personen hätten bereits geimpft werden können, wenn die STIKO schneller und flexibler reagiert hätte.
Die Pandemie ist noch nicht zu Ende. Der Deutsche Bundestag hat festgestellt, dass die epidemische Lage von nationaler Tragweite weiterhin fortbesteht. Das war auch nicht anders zu erwarten, muss aber offiziell auch festgestellt werden, damit die Sonderermächtigungen, die Sondergesetze und Verordnungen auch weiterhin Bestand haben können, beispielsweise auch die für Apotheken wichtige Sars-CoV-2 Arzneimittelversorgungsverordnung. Die getroffenen Sonderregelungen sind zu dem nicht mehr an ein fixes Datum wie den 31. März 2021 gebunden, sondern in Zukunft nur an die Feststellung der epidemischen Lage. Und so muss in Zukunft der Bundestag alle drei Monate neu entscheiden, ob eine epidemische Lage noch besteht. Außerdem hat das Parlament einen Gesetzentwurf zur Fortgeltung der Pandemie-Maßnahmen beschlossen.
Die von Apotheken betriebenen Corona-Testzentren bekommen Konkurrenz: Die Drogeriemarktkette dm plant, in den Markt der Corona-Schnelltests einzusteigen und Testzentren zunächst in Baden-Württemberg zu eröffnen. Der Startschuss fiel am Freitag in Karlsruhe. Die Drogeriemarktkette hat dem Land und dem Bund sogar ein Konzept vorgelegt, wie der Aufbau weiterer Schnelltestzentren bei ihren dm-Märkten bundesweit umgesetzt werden soll. Ja, mein liebes Tagebuch, da wird nicht lang gefackelt, die machen einfach. Und wir gehen mal davon aus, die kriegen das auch hin. Und die Apotheke neben dem dm-Markt schaut zu. Spätestens jetzt stellt sich bei dem einen oder der anderen von uns möglicherweise Nachdenklichkeit ein: Warum haben wir uns nicht eher darum gekümmert? Warum überlassen wir das den Drogeriemärkten? Und überhaupt, hätte uns die ABDA nicht besser unterstützen sollen, wie man solche Testzentren schnell und unbürokratisch auf die Beine stellt? Oder eine ganz verwegene Idee: Wie wäre es gewesen, wenn die ABDA, die Verbände dem Bundesgesundheitsminister einen Plan vorgelegt hätten, wie die deutschen Apotheken bundesweit Testzentren aufbauen und zu welchen Konditionen dies hätte geschehen können – jedenfalls nicht für eine 18 Euro-Vergütung. Mein liebes Tagebuch, das sind zu viele Hätte und Wäre, zu viel Irrealis. Wie gesagt, jetzt schauen wir bei dm zu, wie der das macht.
6 Kommentare
„Wenn sich die Last auf mehrere Schultern verteilt ...
von Gunnar Müller, Detmold am 07.03.2021 um 19:37 Uhr
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Logik?
von Reinhard Rodiger am 07.03.2021 um 12:11 Uhr
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belegte Brötchen
von atopom am 07.03.2021 um 10:57 Uhr
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Deutschland 2021
von Sabine Schneider am 07.03.2021 um 9:35 Uhr
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AW: Deutschland 2021
von Bernd Jas am 07.03.2021 um 13:12 Uhr
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von Anita Peter am 07.03.2021 um 9:10 Uhr
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