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PIMS-Syndrom und Long-COVID
COVID-19-Varianten, Kinder und die Folgen
PIMS und Long-COVID als Spätfolgen bei Kindern – auch bei symptomlosen Infektionen
Damit bezog Lauterbach sich auch auf die möglichen Spätfolgen einer unter Umständen symptomlosen COVID-19-Infektion bei den Jüngeren. Tatsächlich sind die berichteten Symptome bei Infizierten unter 15 Jahren zumeist anders als bei Erwachsenen. So berichten kanadische Forscher:innen im Fachmagazin CMAJ (Canadian Medical Association Journal), dass bei Kindern und Jugendlichen die Symptome Geruchs- und Geschmacksverlust (Anosmie), Übelkeit und Kopfschmerz eher auf COVID-19 hindeuten als etwa Husten. Ein Großteil der Betroffenen entwickelt auch gar keine Symptome und schwere Verläufe bleiben in der Gruppe selten.
Allerdings häufen sich die Berichte, dass selbst diejenigen, die in der Akutphase der Infektion keine Symptome oder nur leichte hatten, noch Wochen danach am Syndrom des Long-COVID oder sogar an dem für die junge Altersgruppe spezifischen gefährlichen PIMS-Syndrom, das auch MIS-C genannt wird, erkranken. PIMS steht dabei für Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome, MIS-C für Multisystem Inflammatory Syndrome in Children. Beide Bezeichnungen meinen dabei das gleiche Syndrom.
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So berichtet etwa der Korrespondent der ARD in Schweden, dass in dem nordischen Land, das lange einen Sonderweg in der Pandemie ging – ohne Beschränkungen und in der Hoffnung auf eine sich entwickelnden Herdenimmunität –, sich die Fälle von Kindern häufen, die am Long-COVID-Syndrom erkranken. Das Astrid-Lindgren-Kinderkrankenhaus in der Hauptstadt Stockholm eröffnete dafür eigens eine eigene Long-COVID-Station. Auch deutsche Reha-Kliniken berichten von steigenden Zahlen an Kindern, die an diesen noch wenig erforschten Langzeitfolgen von COVID-19, die etwa mit andauernder Erschöpfung und verminderter Belastbarkeit einhergehen, leiden.
Aus Großbritannien berichtet der „Guardian“ von mittlerweile über 100 Fällen pro Woche, bei denen Kindern mit dem schweren Entzündungssyndrom PIMS in die Krankenhäuser eingeliefert werden. Der Anteil im Vergleich zur ersten Welle mit dieser Symptomatik sei dabei erheblich gestiegen. Ein Großteil der betroffenen Kinder sei dunkelhäutig, asiatisch oder gehöre einer ethnischen Minderheit in Großbritannien an. PIMS beziehungsweise MIS-C geht mit hohem Fieber und systemischen Entzündungen im gesamten Körper einher. Betroffen sind unter anderem die Gefäße und das Herz-Kreislaufsystem, aber auch Schleimhäute und der Verdauungstrakt.
In Deutschland erfasst die Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie PIMS und Long-COVID-Fälle bei Kindern in zwei Surveys. Bislang gab es rund 200 Fälle von PIMS in Deutschland. Bislang wird ein Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion zwar nur vermutet, Studien wie die jetzt im Fachmagazin „JAMA Pediatrics“ veröffentlichte von US-Forscher:innen zeigen aber: Die Spitzen der MIS-C-Fälle folgen den Spitzen der COVID-19-Fälle. Und das nicht nur zeitlich, sondern auch in seiner lokalen Ausbreitung vom urbanen zum ländlichen Raum. Der gefundene zeitliche Abstand in der Studie mit 1.733 Patient:innen lag bei zwei bis fünf Wochen nach den Spitzen der COVID-19-Fälle.
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Unter anderem auch mit Blick auf diese Entwicklungen forderte jetzt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), dass auch die Entwicklung von Impfstoffen für Kinder vorangetrieben werden solle, wie etwa das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtete.
Das sei auch langfristig notwendig, wenn sich das Virus im Zuge seiner Endemisierung über einen längeren Zeitraum von älteren zu jüngere Menschen als hauptsächliche Gruppe der Infizierten entwickele. So postulierten es bereits US-Forscher:innen in einer im Fachmagazin Science veröffentlichten Studie (DAZ.online berichtete). Insbesondere, wenn sich die Zahl der tödlichen Fälle (IFR, „Infection Fatality Ratio“) nicht verringern sollte, seien Impfungen bei Kindern notwendig, heißt es da.
1 Kommentar
Auch bei Kindern müssen nicht schwer erkranken
von Christian Wiechering am 14.04.2021 um 19:12 Uhr
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