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20. April 2021
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer zeigte auf dem Sächsischen Apothekertag Verständnis für die Apotheken: Dass Apotheken weniger Honorar für Corona-Tests erhalten, findet er nicht gerecht. Fein, mein liebes Tagebuch, aber warum hat er dann in seinem Bundesland das Honorar für Apotheken nicht aufgestockt? Bayern hat’s doch auch gemacht? Wegen der vielfältigen finanziellen Belastungen während der Pandemie, sagte er. Ach so – aber an den Apotheken bleibt es hängen. Immerhin, es kam noch ein Dankeschön vom Ministerpräsidenten für die Apotheken hinterher, sie hätten in der Krise eine gute Figur gemacht. Mein liebes Tagebuch, Danke für das Lob, bella figura schön und gut, aber finanziell mager! Sachsens Kammerpräsident Friedemann Schmidt interpretiert das Lob mit der guten Figur allerdings so, dass die Apotheken von der Politik leider zu oft vergessen werden. Seine Theorie: Die Apotheken sind zu gut darin, sich selbst zu helfen: „Wir sind Opfer unseres eigenen Erfolgs geworden.“ Mein liebes Tagebuch, schöner kann man es kaum beschreiben, oder? Schmidt gab dem Ministerpräsidenten Kretschmer noch einige Wünsche mit auf den Weg: Es dürfe nicht bei warmen Worten bleiben, der Dank müsse auch spürbar werden. Auf dem Wunschzettel stehen ein klares Bekenntnis zur Freiberuflichkeit und der inhabergeführten Apotheke, ein Vergütungsplus, die Ausweitung der pharmazeutischen Leistungen und mehr Engagement bei der Ausbildung des pharmazeutischen Nachwuchses. Ja, mein liebes Tagebuch, man kann es nicht oft genug sagen. Immerhin, dem Sächsischen Ministerpräsidenten Kretschmer ist klar geworden, wie er selbst sagte, welche Auswirkungen der Versandhandel auf die Apotheken hat, wie DocMorris und Co. den Präsenzapotheken das Geschäftsmodell „wegknabbern“. Er appellierte aber auch an die Bürgerinnen und Bürger, auf die Vor-Ort-Apotheken zu setzen statt im Internet zu bestellen. Kretschmer möchte dem Versandhandel keinen weiteren Raum geben: „Und wenn man ihn an einzelnen Stellen zurückdrängen könnte, wäre ich nicht böse darum.“ Mein liebes Tagebuch, der Zug ist leider abgefahren, da hätten er sich und seine lieben Politikerinnen und Politiker eher dagegen stemmen müssen, z. B. durch ein Rx-Versandverbot.
Für Apotheken macht es in der Tat viel Arbeit, die richtige Menge Vials zu bestellen und zu koordinieren, an die oft kilometerweit entfernten Arztpraxen zu verteilen, den Überblick zu behalten und auch Unterstützung in den Praxen bei der Rekonstitution des Biontech-Impfstoffs zu leisten. Und für diese aufwendige Arbeit gibt’s nur 6,85 Euro pro Vial. „Deutlich zu wenig für das, was wir in dieser Phase der Versorgung leisten“ – ist unsere ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening überzeugt und hofft auf eine mögliche Anpassung des Apothekenhonorars für die Impfstoffverteilung. Mein liebes Tagebuch, ja, so eine Anpassung ist vorgesehen: Allerdings muss die ABDA dem Bundesgesundheitsministerium bis zum 17. Mai 2021 eine Aufstellung vorlegen, die den tatsächlichen Aufwand für die Apotheken darstellt. Sollte eigentlich kein Problem sein – Wirtschaftsexperten haben bereits vorgerechnet, dass die vorläufige Vergütung nicht die Kosten deckt – das müsste sich doch überzeugend darstellen lassen. Dumm nur, dass da das Masken-Desaster irgendwie noch im Hintergrund mitwabert. Wir erinnern uns: Einige Gesundheitspolitiker kritisierten die Höhe der Vergütung für die Ausgabe der Schutzmasken in Apotheken. Die Apotheken verdienen sich daran eine goldene Nase, tönte es von verschiedenen Seiten – und sogar aus unseren eigenen Apothekerreihen hieß es, wir Apothekers hätten uns da „dumm und dämlich“ verdient. Da wird’s für die ABDA nicht einfacher, Überzeugungsarbeit im Gesundheitsministerium zu leisten, dass Vials keine Masken sind.
Na, sieh einer an: Es ist nicht (mehr) verboten, dass Apotheken einzelne PoC-Antigen-Tests aus einer Großpackung verkaufen, also Teilmengen entnehmen. Mein liebes Tagebuch, wie finden wir das denn? Natürlich gut, nur: Warum nicht gleich so? Warum erst die Einschüchterung, dass eine Entnahme aus Großpackungen nicht erlaubt sei, weil die Großpackungen eine Sonderzulassung hätten und Pipapo. Nun ja, da wurde der Begriff der Sonderzulassung wohl nicht recht interpretiert. Also, die Sonderzulassung mit Auseinzelungsverbot betrifft nur den Hersteller, nicht die endabgebende Stelle – sagt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und stellt fest, dass das BfArM selbst nie ein Auseinzelungsverbot verhängt habe. Ja, mein liebes Tagebuch, man muss einfach die richtige Stelle fragen. Allerdings, schiebt das BfArM nach: „Inwieweit die Bundesländer noch an Vereinzelungsverboten festhalten könnten, müsste dort erfragt werden.“ Mein liebes Tagebuch, putzig, oder? Wir lieben ihn, unseren Föderalismus!
1 Kommentar
Opfer????
von Gunnar Müller, Detmold am 25.04.2021 um 12:27 Uhr
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