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- Entwarnung für Makrolide
Makrolid, Penicillin oder kein Antibiotikum
Insgesamt hatten 13.017 Probandinnen während des ersten Trimesters mindestens eine belieferte Verordnung über ein Makrolid-Antibiotikum (Azithromycin 36,2 %, Clarithromycin 3,6 %, Erythromycin 41,9 %, Roxithromycin 18,2 %, Spiramycin 0,0 %) erhalten. Paarweise zugeordnet wurden diese mit Müttern verglichen, die im ersten Trimester mit Phenoxymethylpenicillin behandelt worden waren. Zudem erfolgte ein Vergleich mit Frauen, die kurz vor der Schwangerschaft (sechs Monate bis einen Monat vorher) ein Makrolid-Antibiotikum eingenommen hatten, sowie mit Frauen, die gar keine Antibiotika in der Schwangerschaft eingenommen hatten.
Als Outcome wurde jede Art von schweren Fehlbildungen sowie spezifische Subgruppen derer (z. B. kardiale, nervale oder genitale Fehlbildungen) betrachtet, die im ersten Lebensjahr des Kindes nach dem EUROCAT-Klassifizierungssystem (European Surveillance of Congenital Anomalies) diagnostiziert wurden. Ausgeschlossen wurden schwere Fehlbildungen mit bekannten Ursachen und weniger schwerwiegende Fehlbildungen gemäß der EUROCAT-Liste.
Ergebnisse, die beruhigen
Die Ergebnisse zeigen im Gegensatz zur vorhergehenden britischen Studie kein erhöhtes Risiko für schwere angeborene Fehlbildungen. Dies gilt sowohl im Vergleich mit den mit Phenoxymethylpenicillin therapierten Frauen als auch im Vergleich mit der Einnahme von Makroliden vor der Schwangerschaft bzw. dem Ausbleiben einer Antibiotikatherapie während der Schwangerschaft. So traten in der Makrolid-Kohorte mit 457 Fällen (35,1 pro 1.000 Schwangerschaften) nicht signifikant häufiger schwere Fehlbildungen auf als in der Penicillin-Vergleichsgruppe (481 Fälle; 37,0 pro 1000 Schwangerschaften). Weiterhin wurde in keiner der zwölf untersuchten Subgruppen von Fehlbildungen ein erhöhtes Risiko durch den Makrolidgebrauch in der Schwangerschaft gefunden. Auch wirkstoffbezogen fand man keine Risikoerhöhung für die untersuchten Makrolide.
Unterschiedliche Aussagekraft
Vergleicht man die beiden Studien, so fällt auf, dass die dänische Studie eine deutlich aussagekräftigere Stichprobe umfasst. In der britischen Studie von 2020 wurden 6,9 % der Gesamtbevölkerung eingeschlossen, von denen insgesamt 2.170 Frauen in der Schwangerschaft Makrolide eingenommen hatten.
Dagegen wurden bei der aktuellen dänischen Studie die gesamten Bevölkerungsdaten angeschaut und mit 13.017 Frauen knapp sechsmal mehr Fälle ausgewertet. Einen weiteren Unterschied stellt die Art der Datenerhebung dar. Die englische Studie wertete die Daten eines Registers aus, in das Ärzte ihre Diagnosen manuell eintragen müssen. In Dänemark hingegen werden alle Diagnosen automatisch und digital in dem ausgewerteten Register gespeichert. Die Autoren schätzen die statistische Aussagekraft der Studie als hoch und die limitierenden Faktoren sowie potenzielle Confounder als niedrig ein. Ein Grund für eine Änderung der Handlungsempfehlungen zur Antibiose bei schwangeren Patientinnen liegt daher aktuell nicht vor.
Literatur
Andersson NW et al. Association between use of macrolides in pregnancy and risk of major birth defects: nationwide, register based cohort study. The BMJ 2021;372:n107
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