Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

09.05.2021, 07:45 Uhr

Mehr Klarheit beim E-Rezept und auch wieder nicht. Und den Ärzten geht alles viel zu schnell mit der Digitalsierung. (Foto: Alex Schelbert)

Mehr Klarheit beim E-Rezept und auch wieder nicht. Und den Ärzten geht alles viel zu schnell mit der Digitalsierung. (Foto: Alex Schelbert)


4. Mai 2021

Wie putzig ist das denn? Dem Deutschen Ärztetag geht die Digitalisierung zu schnell. Vor allem das E-Rezept und die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung sollten verschoben werden. Der Termin 30. Juni 2021 zur Ausstattung der Arztpraxen mit den nötigen technischen Komponenten (z. B. Konnektoren) könne nicht eingehalten werden, einen Stau gebe es auch bei den Bestellungen für den elektronischen Heilberufeausweis. Der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Klaus Reinhardt, meint, für all diese Verzögerungen seien die Ärzte nicht verantwortlich. Mein liebes Tagebuch, die Delegierten des Ärztetages befassten sich sogar mit einem Leitantrag, in dem von einer „überhasteten Digitalisierung“ die Rede ist. Niedlich, oder? Oh je, warum kommen wir in unserem Deutschland mit der Digitalisierung nur so unendlich langsam in die Puschen? Wir erinnern uns: Was war das über zwanzig Jahre lang für ein Gezerre um die Gesundheitskarte, die nie so richtig zum Zug gekommen ist und ihr angedachtes Potenzial ausschöpfen konnte, weil sie immer wieder ausgebremst wurde. Und jetzt sitzen die Ärzte im Bremserhäuschen des Spahnschen Digitalisierungs-ICE und lassen die Bremsen quietschen. Kein Wunder, wenn sie damit bei Spahn auf Unverständnis stoßen, der – das muss man ihm lassen – endlich mal Druck macht. Er sagte den Ärzten: Von Überhastung sei in den vergangenen 20 Jahren nichts zu merken gewesen. Er lässt sich von den Zögerlichkeiten der Mediziner nicht beeindrucken und will weiter Tempo machen. Mein liebes Tagebuch, wenn man das so hört und liest, dann sind wir Apothekers – im Vergleich zu den digitalisierungs-muffeligen Ärzten – echte Digitalisierungs-Nerds.

 

Der Landesapothekerverband Baden-Württemberg (LAV) hat eine Präsidentin: Tatjano Zambo. Sie war bisher Vize-Präsidentin des LAV und löst den bisherigen Präsidenten Fritz Becker ab, der seit 1998 an der LAV-Spitze stand. Die Apothekerin aus Gaggenau führt nun den zweitgrößten deutschen Apothekerverband mit 2.300 Mitgliedsapotheken (das sind über 90 Prozent der öffentlichen Apotheken in Baden-Württemberg) durch Pandemie-Zeiten. Was bei Zambo nach eigenen Angaben ganz oben auf der Agenda steht, formuliert sie so: „Die Übernahme von Leistungen muss auch immer zusammen gedacht werden mit einer auskömmlichen Honorierung für unser Tun.“ Mein liebes Tagebuch, klingt gut, hat, wie wir wissen, in den letzten Jahren nicht immer funktioniert. Aber vielleicht schafft sie es ja, dies zu ändern. Was sie sich auch noch vorgenommen hat: die Digitalisierung zu gestalten. Mein liebes Tagebuch, wir wünschen ihr viel Glück dabei.

 

Noch kann er nicht, noch darf er nicht, unser pharmaziestudentische Nachwuchs, aber er fordert es schon mal: Unsere Apotheken sollen auch gegen Covid-19 impfen dürfen, so der Appell des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden (BPhD) an die Bundesregierung. Angeregt zu dieser Forderung hatte ihn wohl indirekt die ABDA, die vor Kurzem betonte, dass die Apotheken hierzulande bereitstünden, Corona-Impfungen durchzuführen. Mein liebes Tagebuch, schön, dass sich unsere Studierenden schon in Richtung Zukunft einbringen. Ja, Zukunft, denn so löblich das Engagement ist: Wenn man sieht, wie zäh und langsam die Grippeschutzimpfung in den Apotheken vorangekommen ist und wenn man das auf eine Covid-19-Impfung in Apotheken hochrechnet, dann wären Apotheken zur Covid-Impfung erst imstande und berechtigt, wenn die Pandemie bereits vorbei ist. Nun ja, ehrlich gesagt, ist ja wirklich nett, dass von der ABDA das Signal kommt, die Apotheken stünden bereit für Corona-Impfungen, war aber wohl eher södergetriggertes Wunschdenken. Spahn jedenfalls meint, er sehe für die Impfung in Apotheken bislang keinen Bedarf.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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2 Kommentare

„Der Arzt verordnet doch... .

von Gunnar Müller, Detmold am 09.05.2021 um 18:04 Uhr

.... aus seiner Arztsoftware heraus einen formell korrekten Datensatz.“ - Lieber Kollege Ditzel, das ist DER Witz des abgelaufenen und des 21. Jahrhunderts!
Fünf Euro netto für jeden Rückruf beim Arzt und für jedes Fax und einen Euro für jede Minute in der Warteschleife für diese permanente pharmazeutische Dienstleistung der Apotheken vor Ort und 5 Euro für jede Sonder-PZN!
Dazu 15 Euro für jede (bei solchen seit Jahren ausgefeilten Verträgen doch eigentlich überflüssige) Genehmigung (Bürokratie-Abbau bitte gerne und sofort!!) und 15 € für jede Bestellung eines ansonsten lieferunfähigen Arzneimittels beim Hersteller oder bei Pharmamall!
Eine 10 % – KickBack – Beteiligung an den Erträgen der KrankenKassen aus den Rahmenverträgen Für den Aufwand der Apotheken – insbesondere den Rede Aufwand mit den Patienten!
Und und und ....

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Geht nicht gibts nicht!

von Ulrich Ströh am 09.05.2021 um 8:46 Uhr

Zukünftige Apothekenplattformprojekte von Drittanbietern,,,
Ob nun mit Zuweisungsverbot oder ohne...

Warum überlassen Präsenzapotheken den Rezeptabrechnern und den Pharmalogistikern den Vortritt ?

Können wir das nicht selber, anstatt später Gebühren
dafür zu zahlen ?

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