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19. Mai 2021
Die gute Nachricht der Woche: Grippeschutzimpfungen in Apotheken haben vor allem Menschen erreicht, die sich sonst nicht hätten impfen lassen. Und: Grippeschutzimpfungen in Apotheken sind sicher. Das sind die Ergebnisse des ersten Modellprojekts zur Durchführung von Grippeschutzimpfungen in Apotheken. Das Modellprojekt hatten der Apothekerverband Nordrhein und die AOK Rheinland/Hamburg beschlossen, die teilnehmenden Apotheken haben über 400 Impfungen durchgeführt. Wissenschaftlich begleitet hat das Projekt das Forschungsunternehmen May & Bauer. Das Fazit von Professor May: „In Anbetracht einer jährlichen Impflücke von rund 25 Millionen Menschen allein bei der Influenza können die Apotheken aus Versorgungssicht und aus gesundheitsökonomischer Perspektive einen entscheidenden Beitrag leisten, Erkrankungen und Todesfälle zu vermeiden und Kosten im Gesundheitswesen und der Volkswirtschaft einzusparen.“
Mein liebes Tagebuch, da nutzten auch die Unkenrufe der Ärzteschaft nichts: Die Apotheken haben die Grippeschutzimpfungen perfekt absolviert. Und Thomas Preis vom Apothekerverband Nordrhein freut sich darüber, dass mit dem zusätzlichen Impfangebot durch Apotheken mehr Menschen zur Grippeschutzimpfung bewegt werden konnten.
Mein liebes Tagebuch, wir haben es vernommen: Ab 7. Juni können auch die Betriebsärztinnen und Betriebsärzte gegen COVID-19 impfen. Wie schön! Für die Apotheken bedeutet das: Impfstofflieferungen in die Betriebsarztpraxen. Jaaa, das bedeutet mehr Arbeit, mehr Logistik. Und klar, es wird bezahlt, aber mit „kleinen“ Variationen nach unten: Ab der 101. Durchstechflasche im Monat gibt es 4,28 Euro netto und ab Vial Nummer 151 sind es 2,19 Euro netto. Für das Bundesgesundheitsministerin liegen die gekürzten Vergütungen auf der Hand: Mehr Vials in die gleiche Praxis bedeutet nur einen geringeren Mehraufwand, „der eine in der Höhe gestaffelte Vergütung in Abhängigkeit von der Liefermenge rechtfertigt“. Mein liebes Tagebuch, klar, eine Art Mengenrabatt. Andererseits eigentlich wollte das BMG doch prüfen, ob die „normale“ Vergütung von 6,58 Euro netto je Vial, ob Aufwand und Leistung im Verhältnis stehen. Die ABDA sollte dafür eine Erhebung vorlegen, wie hoch der tatsächliche Aufwand für die Impfstofflieferungen der Apotheke an Arztpraxen ist. Und das BMG wollte dann die Vergütung anpassen. Doch da ist bis jetzt noch nichts passiert, das BMG hat die ABDA-Erhebung wohl noch nicht angeschaut oder erschrocken zur Seite gelegt. Denn laut ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening habe man belegen können, dass die Apotheken in diesem Punkt „dramatisch unterfinanziert“ seien. Und so übergeht das BMG, wie zu erwarten war, das ABDA-Papier – zu einer raschen Anpassung der Vergütung für die Impfstofflogistik nach oben ist man im Hause Spahn sichtlich nicht bereit. Wie war das bei den Masken: Nach unten wurde umgehend gekürzt.
Kritik zu den Impfstoffvergütungen kommt auch von Holger Seyfarth, Chef des Hessischen Apothekerverbands. Er vermutet, dass die Kürzungen der von der Apotheke bestellten Liefermengen zunehmen werden, wenn die Betriebsärzte ab 7. Juni impfen dürfen. Schon heute werden die von den Arztpraxen bestellten Mengen an COVID-19-Impfdosen vor der Auslieferung über den Großhandel nach Vorgaben des BMG zum Teil drastisch gekürzt. Für die Apotheken bedeutet dies weniger Geld, da nur die gelieferten Vials bezahlt werden, aber Arbeit und Aufwand in der Apotheke bleiben gleich oder sind sogar größer. Mit der Belieferung der Betriebsarztpraxen und einem zweiwöchigen Bestellvorlauf wird, so Seyfarth, die Logistik weiter verkompliziert – und, mein liebes Tagebuch, für die Lieferungen an die Betriebsärzte gibt’s weniger Honorar pro Vial.
3 Kommentare
hmmm
von Dr. House am 25.05.2021 um 8:22 Uhr
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Macht der Mai ...
von Gunnar Müller, Detmold am 23.05.2021 um 13:00 Uhr
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AW: Macht der Mai
von Conny am 23.05.2021 um 13:41 Uhr
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