Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

23.05.2021, 07:45 Uhr

Neue Aufgaben für die Apotheken: Mehr Impfstoff-Logistik, mehr Service für den digitalen Impfpass – wird das alles gerecht honoriert? (Foto: Alex Schelbert)

Neue Aufgaben für die Apotheken: Mehr Impfstoff-Logistik, mehr Service für den digitalen Impfpass – wird das alles gerecht honoriert? (Foto: Alex Schelbert)


21. Mai 2021

Wenn es hoffentlich in naher Zukunft endlich den digitalen Impfpass gibt, trägt die impfende Person (also Arzt oder Ärztin) diese Impfung in das digitale COVID-19-Impfzertifikat ein, wenn es die geimpfte Person möchte. Auch Nachweise für Tests und für die Genesung sollen in Zukunft digital erfasst werden. Die EU hat den Weg frei gemacht für das sogenannte Grüne Zertifikat, mit dem EU-Bürgerinnen und -Bürger künftig ihre Corona-Impfung, ihre Genesung oder ihr negatives Testergebnis digital nachweisen können. Nun gibt es allerdings dieses digitale Dokument noch nicht, es muss noch durch einige Gremien der EU – und daher werden noch für einige Wochen solche Impf-, Test- und Genesungs-Nachweise auf Papier ausgestellt. Und jetzt aufgepasst, mein liebes Tagebuch, da kommt eine neue Aufgabe auf uns Apothekers zu: Wenn es denn im Sommer endlich soweit ist, dass es das Grüne Zertifikat gibt und wenn eine Person mit ihren Papierdokumenten zu uns in die Apotheke kommt und wünscht, dass der Nachweis einer COVID-19-Impfung oder einer Genesung im digitalen Impfzertifikat bescheinigt werden soll, dann haben wir das dort nachzutragen. Wir sind sogar gesetzlich dazu verpflichtet! Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass wir die Identität der geimpften Person (Personalausweis) und die Authentizität der vorgelegten Impfdokumentation prüfen konnten. Ist alles geprüft und im grünen Bereich, übermittelt die Apotheke diese Daten dann ans Robert Koch-Institut, das das Impf- sowie das Genesenenzertifikat technisch generieren wird. Was kommt da auf uns zu? Was fällt uns dazu ein? Einiges, mein liebes Tagebuch. Ich erinnere mich daran, dass wir oder zumindest der Apothekerverband noch vor zwei, drei Jahren (vor Corona) scharf darauf waren, die gelben Papier-Impfpässe zu kontrollieren und zu pflegen. Man wollte dies als eine Art von Präventionsleistung, als Unterstützung und Förderung von Impfungen verstanden wissen. Und jetzt dürfen, jetzt müssen wir. Von unserer ABDA-Präsidentin lesen wir: "Wenn wir Apothekerinnen und Apotheker vor Ort helfen können, dass wir die Impfnachweise in digitaler Form für die Menschen zur Verfügung stellen können, dann ist das hier ein zusätzlicher Dienst, den wir gerne leisten wollen." Sogar der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller begrüßt es, dass künftig auch die Apotheken die Nachtragungen im Impfausweis, im digitalen Impfzertifikat vornehmen dürfen. 

Vor Ort in den Apotheken scheint die Freude darüber nicht von allen geteilt zu werden, bei manchen hält sie sich arg in Grenzen. Zum einen: Vor allem die Prüfung des Perso und der vorgelegten Dokumente auf Echtheit macht Arbeit, ebenso die elektronische Erfassung und Übermittlung ans RKI. Und zum andern: Wir müssen genau prüfen und dürfen keine offensichtliche Fälschung durchgehen lassen, denn das könnte Strafen nach sich ziehen. Die Apotheke muss die betreffende Person außerdem belehren, welche Konsequenzen es hat, wenn sie eine unrichtige oder gefälschte Dokumentation vorlegt. Zudem soll z. B. die Corona-Schutzimpfung in räumlicher Nähe erfolgt sein, also in der gleichen Gemeinde, in dem gleichen Landkreis oder einer umliegenden Gemeinde. Sinn dieser Einschränkung ist, dass die Form der Nachweise oder die ausstellenden Leistungserbringer bekannt sind – das soll der Apotheke also die Prüfung der Dokumente erleichtern. Mein liebes Tagebuch, die Ärzte wollen sich mit dem Nachtragen von solchen Dokumenten erst gar nicht herumschlagen, dafür haben sie keine Zeit, wie sie wissen ließen. Spahn setzt daher auf die Apotheken, wo er, wie er anmerkte, eine hohe Bereitschaft sieht, dies zu tun – sofern der zusätzliche Aufwand vergütet werde. Und er wird vergütet: Pro Zertifikat soll es 18 Euro geben. Ist das angemessen oder zu wenig? Nun ja. Sagen wir mal so: Die Apotheken werden es machen. Aber wie oft wird dies von den Apotheken verlangt werden, mit wie viel Nachtragungen müssen wir rechnen? Schwer zu sagen. Zunächst muss mal der elektronische Impfpass bzw. die neue CovPass-App fertig sein oder die Möglichkeit gegeben sein, die Zertifikate in die Corona-Warn-App einzutragen. Angeblich wird mit Hochdruck daran gearbeitet. Und bis dahin werden die Geimpften und Genesenen ihre Dokumente sammeln und dann, wenn es die App gibt, unsere Apotheken stürmen, um ihre Dokumente nachtragen zu lassen. Und wie sagte die Präsidentin so nett: Diesen zusätzlichen Dienst, den wollen wir gerne leisten.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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3 Kommentare

hmmm

von Dr. House am 25.05.2021 um 8:22 Uhr

Ist man eigentlich offiziell Impfgegner, wenn man Impfungen mag, den elektronischen Impfausweis jedoch für falsch hält? Also so wie man an manchen Unis und Redaktionen auch automatisch Frauen- und transfeindlich ist, wenn man nicht gendert? Der gelbe who Impfpass tuts doch auch, sogar ohne lästiges Bewegungsprofil vom Friseur bis hin zum Puff des Vertrauens. Aber ja ich gönn uns ja unsere Dienstleistung. Ewig haben wir nach ihr gesucht und nun liegt sie vor uns auf dem Präsentierteller. Eine zumindest mal innehaltende Frage nach Risiken und Nebenwirkungen hätte ja jetzt nur Schlappschwänz*Innen charakter und wäre einem so stolzen und digitalen Berufsstand wie dem Unserem nicht würdig... Warum ist das Einzige was nach (Zeit-)plan läuft eigentlich dieser doofe Impfpass?

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Macht der Mai ...

von Gunnar Müller, Detmold am 23.05.2021 um 13:00 Uhr

... wirklich alles neu?
Machches offenbar, wie man zumindest am neuen (?!?) und überraschenden Layout dieser DAZ-Seiten hier sieht oder eher: nicht sieht, weil viel zu verkleinert... (Auf der Strecke geblieben zu sein scheint auch die Funktion „auf einer Seite lesen“…)

Aber ist „neu“ gleichzeitig auch automatisch „besser“?

Um DAS so aufzufassen wie unser Tagebuchschreiber muss ich wohl noch etliche ‚happy pills’ schlucken.

Immerhin:
Der bzw. „ein“ DAT findet statt.
Vielleicht ja auch einmal wieder mit einer/einem kritischen Delegierten aus Westfalen-Lippe - falls frau/man uns diesmal die Gnade der Wahl und damit: der Teilnahme erlaubt ...

Naja, zur Not gibt es ja am 7. Juni auch noch den „Tag der Apotheke“, an dem „unsere“ ABDA seit Jahren genauso unverändert wie verbrämt meint, dass wir hier vor Ort neben den vielen alten und neuen Hemmnissen des apothekerlichen Alltags immer noch die Zeit und die Kraft finden, die schöne heile Welt der Apotheken „auf kleinen und großen Veranstaltungen in den Innenstädten und anderen stark frequentierten Plätzen“ zu präsentieren.

Derweil dürfte die Hoffnung auf eine öffentliche Anerkennung des apothekerlichen Daseins durch die politisch Handelnden höchstwahrscheinlich - selbst in diesem wieder einmal Wahljahr - auch auf’s neue wieder einmal (wenn auch: zuletzt) ... sterben!

Und deshalb schon jetzt:
Danke für Nichts an alle duckmäusernden Standeszertreter:innen, die unseren 18.753fach vor Ort hochmotivierten und äußerst erfolgreichen Berufsstand auf der anderen Seite politisch seit Jahren ebenso unverändert wie erfolglos vertreten!

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AW: Macht der Mai

von Conny am 23.05.2021 um 13:41 Uhr

Danke Herr Müller, dachte die kleine Schrift läge an meiner neuen Gucci Brille. Was für eine Verschlimmbesserung.

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