Erst AstraZeneca, dann mRNA-Impfstoff

Spahn bekräftigt STIKO-Empfehlung und rügt Alleingang

Berlin - 02.07.2021, 15:00 Uhr

Spahn stellte sich am heutigen Freitag in Berlin den Fragen der Journalisten zur aktuellen STIKO-Empfehlung. (Foto: IMAGO / Metodi Popow)

Spahn stellte sich am heutigen Freitag in Berlin den Fragen der Journalisten zur aktuellen STIKO-Empfehlung. (Foto: IMAGO / Metodi Popow)


Am gestrigen Donnerstag veröffentlichte die STIKO eine neue Empfehlung, wonach Menschen, die einmal mit Vaxzevria gegen COVID-19 geimpft wurden, bei der Zweitimpfung einen mRNA-Impfsoff erhalten sollen. Das sei auch problemlos möglich, betonte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn heute in Berlin vor Journalisten. Denn genügend Impfstoff von Moderna beziehungsweise Biontech/Pfizer sei vorhanden. Allerdings gelte es mit Blick auf die Veröffentlichung der STIKO, die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Politik zu verbessern.

Wer einmal mit der Vakzine von AstraZeneca gegen COVID-19 geimpft wurde, soll bei der Zweitimpfung möglichst einen mRNA-Impfstoff erhalten – also entweder das Präparat von Moderna oder das von Biontech/Pfizer. Diese Empfehlung gab die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) gestern bekannt.

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Nach Gesprächen mit seinen Länderkollegen trat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nun am heutigen Freitag vor die Presse und stützte diese Empfehlung inhaltlich. Aktuelle Studienergebnisse hätten den Ausschlag gegeben, sie anzupassen. Damit meint Spahn wohl unter anderem die kürzlich publizierten Zwischenergebnisse der Com-COV-Studie. Darin kommen Wissenschaftler:innen der Universität Oxford auch zu der Erkenntnis, dass eine heterologe Impfserie (erst AstraZeneca, dann Biontech) eine bessere Immunantwort provoziert als eine homologe Impfserie, bei der die Probanden zweimal Vaxzevria erhielten. Noch ist die Studie nicht wissenschaftlich begutachtet, die Ergebnisse liegen jedoch als Preprint vor.

Im Vergleich zu einer homologen Impfserie mit Biontech schütze das heterologe Impfschema „mindestens genauso gut“, sagte Spahn. Wer eine Erstimpfung mit der Vakzine von AstraZeneca erhalten habe, könne sich bereits nach vier Wochen mit einem mRNA-Impfstoff zweitimpfen lassen, um die volle Schutzwirkung zu erreichen. Die Umstellung für diejenigen, bei denen in Kürze eine Zweitimpfung mit Vaxzevria angestanden hätte, könne sehr schnell erfolgen – denn zumindest an mRNA-Impfstoffen mangele es nicht.

Spahn warb dafür, die verfügbaren Dosen Vaxzevria für Erstimpfungen zu nutzen. Es sei ein „günstiger Zeitpunkt“, um sich jetzt noch für eine Immunisierung gegen COVID-19 zu entscheiden, denn der Bund erwarte in Kürze eine Lieferung von fünf Millionen Dosen. Die inzwischen rund zwei Millionen Menschen hierzulande, die bereits zwei Dosen AstraZeneca erhalten haben, sind Spahn zufolge trotz allem gut geschützt gegen das Coronavirus. Auffrischimpfungen mit einem mRNA-Impfstoff empfiehlt der Minister zu diesem Zeitpunkt nicht. Diese stünden erst im Herbst oder Winter an, sagte er. Zuvor müsse man noch die wissenschaftlichen Empfehlungen abwarten.

Spahn will Zusammenarbeit mit STIKO verbessern

Auch wenn er sich inhaltlich hinter die Empfehlung der STIKO stellte, kritisierte Spahn das Vorgehen des Gremiums bei der Veröffentlichung eben dieser. Er sei vor dem Versenden einer entsprechenden Pressemitteilung der Impfexperten am gestrigen Donnerstag nicht informiert worden. Der Minister gab zu bedenken, dass von einer solchen Bekanntgabe Hunderte Menschen betroffen seien, bei denen möglicherweise „gerade zur Impfung angesetzt wird. Da entstehen Unsicherheiten.“ Es müsse nun das gemeinsame Ziel sein, die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Wissenschaft und Politik zu verbessern.

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Unstimmigkeiten dieser Art zwischen Spahn und der STIKO sind nicht neu: Schon als es um die Aufhebung der Priorisierung beim Impfstoff von Johnson & Johnson ging, waren der Minister und das Gremium nicht auf einer Linie gewesen. Und auch bezüglich der COVID-19-Impfungen für Kinder und Jugendliche waren Spahn und die Impfexperten unterschiedlicher Auffassung. Damals hatten sich Dutzende Fachgesellschaften hinter die STIKO gestellt und indirekt davor gewarnt, die Impfkommission von außen beeinflussen zu wollen. Die STIKO-Mitglieder müssten „weiter unabhängig und objektiv agieren können,“ heißt es in einer Stellungnahme, die mehr als 30 medizinische Fachgesellschaften unterzeichnet hatten.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Der wahre Grund:

von Thomas Eper am 03.07.2021 um 8:36 Uhr

...ist, "dass Vaxevria einen Impfschutz von knapp 60 Prozent gegen die Delta-Variante aufwies. Diese Wirksamkeit zeigt sich nach der zweiten Impfung. Gegen die Alpha-Variante (Großbritannien) zeigt das Vakzin eine Wirksamkeit von 66 Prozent."

60 - 66 % ist nicht der "Brüller" und
das offen zu kommunizieren wäre natürlich nicht so prickelnd vor den Wahlen.

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Spahn

von Conny am 02.07.2021 um 17:51 Uhr

Kommunikation und Spahn : finde den Fehler !

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