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Bundestagswahl 2021 – Teil 6: Bündnis 90/Die Grünen
E-Rezept als „neues Beispiel gescheiterter Digitalisierung“?
Stehen die pharmazeutischen Dienstleistungen auf der Kippe?
Beobachter fürchten, dass die pharmazeutischen Dienstleistungen den Sparprogrammen zum Opfer fallen könnten, die durch die Coronakrise nötig werden. Können Sie den Apothekern versprechen, dass das mit den Grünen nicht passieren wird?
Wie gesagt, man kann nur das Geld ausgeben, das da ist. Hier werden wir insbesondere vor dem Hintergrund der Pandemie sehr genau hinschauen müssen, wie wir unsere Ressourcen am sinnvollsten einsetzen können. Wo jetzt schon Dinge messbar zu einer Verbesserung der Versorgung beitragen, wird man sicher daran festhalten. Und wo etwas dringend intensiviert oder verbessert werden muss, wird man vielleicht sogar Geld drauflegen müssen. Ist der Nutzen einer Intervention allerdings zweifelhaft, wird man es künftig noch schwerer haben als bisher, daran festzuhalten.
Im Wahlprogramm betonen die Grünen auch den Stellenwert der Prävention. Wollen Sie hier die Apotheken künftig stärker einbinden als bisher und wenn ja, wie genau?
Prävention gelingt nur als Querschnittsaufgabe. Daher wird man alle Gesundheitsberufe mit einbinden müssen und darüber hinaus auch zum Beispiel den Bildungsbereich über nachgebesserte Lehrpläne. Apotheken haben gerade mit chronisch kranken Menschen einen intensiven Kontakt. Von daher sollte Prävention unbedingt ein Teil des Aufgabenspektrums der Apotheken sein.
Die Grünen halten an der Freigabe von Cannabis zu Genusszwecken fest. Im Wahlprogramm ist die Rede davon, es in „lizensierten Fachgeschäften“ abgeben zu lassen. Sind damit auch die Apotheken gemeint?
Zu Cannabisfachgeschäften, in denen Cannabis für den Freizeitgebrauch erhältlich ist, sollen nur Erwachsene Zutritt haben, das unterscheidet sie von Apotheken. Cannabis zu medizinischen Zwecken soll dagegen weiterhin nur in Apotheken abgegeben werden.
In Zusammenhang mit Drogenkonsum taucht auch das Stichwort Drug Checking auf. Eine Aufgabe für die Apotheken?
Mit Drug Checking kann dem Konsum von hochdosierten und verunreinigten Substanzen vorgebeugt werden. Drug Checking kann und sollte mehr in Apotheken durchgeführt werden. Zusätzlich werden außerdem weitere stationäre und mobile Angebote benötigt, die beispielsweise Konsumierende im Partysetting direkt erreichen.
Sollten Sie an der nächsten Regierung beteiligt sein, wird es dann ein grünes Gesundheitsministerium geben?
Die Gesundheitspolitik liegt den Grünen insgesamt sehr am Herzen. Die Veränderungen, die dort anstehen, sind neben der Klimaschutzpolitik die zweite Mammutaufgabe, die wir als Gesellschaft bewältigen müssen. Für beides stehen wir ein. Und wenn man etwas verändern will, gelingt das besonders gut, wenn die entsprechenden Zuständigkeiten auch auf ministerieller Ebene gegeben sind.
Weshalb sollen die Apotheker:innen ihre Stimme den Grünen geben?
Die Grünen treten seit langer Zeit und nicht erst jetzt im Wahlkampf für eine Politik mit den Apothekerinnen und Apothekern ein. Wir machen uns für den Beruf stark und dafür, dass Apothekerinnen und Apotheker mehr können als nur die Versorgung von Menschen mit Arzneimitteln zu sichern. Sie sollen als Gesundheitsexperten in die Neugestaltung des Gesundheitswesens einbezogen werden. Ich bin sicher, dass die Apotheken vor Ort als zentrales Element gesellschaftlichen Lebens mit grüner Gesundheitspolitik eine starke Stimme hätten.
Herr Dahmen, vielen Dank für das Gespräch.
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