Gastkommentar zur Novellierung der Approbationsordnung

Plötzlich die Zukunft im Blick?

Berlin - 25.08.2021, 07:00 Uhr

Ilias Essaida studiert Pharmazie in Berlin und war bis Ende 2020 Beauftragter für Gesundheitspoilitik des Bundesverbandes der Pharmaziestudierenden in Deutschland. (c / Foto: BPhD)

Ilias Essaida studiert Pharmazie in Berlin und war bis Ende 2020 Beauftragter für Gesundheitspoilitik des Bundesverbandes der Pharmaziestudierenden in Deutschland. (c / Foto: BPhD)


Plötzlich kann es nicht schnell genug gehen

Dieser Geschäftsführende Vorstand der ABDA hat jedoch auch einen eigenen Antrag zum Studium vorgelegt. Mittlerweile gibt es auch einen gemeinsamen Antrag der LAK Hessen und des ABDA Gesamtvorstandes, der die beiden separat gestellten Anträge zusammenfasst.

Warum man sich nicht bereits in einem ersten Schritt zusammengesetzt hat und einen gemeinsamen Antrag ausgearbeitet hat, bleibt erst einmal offen.

Ob es sich nun um politische Selbstdarstellung handelt oder ob im Apothekerhaus in Berlin nach dem Personalwechsel ein anderer Wind weht – es kann sowohl der ABDA als auch der LAK Hessen nicht schnell genug gehen. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) soll durch die Apotheker:innen auf dem DAT aufgefordert werden, „in der nächsten Wahlperiode schnellstmöglich die Approbationsordnung für Apotheker […] zu novellieren“.

Begründet wird das neue Tempo mit den bereits eingetretenen oder sich anbahnenden Veränderungen in der Apothekenwelt, wie zum Beispiel den Pharmazeutischen Dienstleistungen, der Arzneimitteltherapie- und der Patient:innensicherheit.

Wie begründet ist die Furcht vor einem Switch zum Bachelor/Master-Studiengang? 

Ein wichtiger Punkt ist den Antragstellenden auch, dass man unter allen Umständen die derzeitige Struktur des Studiums beibehalten möchte, also nicht von einem Staatsexamen-Studiengang auf einen Bachelor/Master-Studiengang wechseln möchte. Ich glaube, dass diese Debatte noch einmal intensiv geführt werden muss. Der Umstieg auf ein Bachelor/Master-System kann einige Spezialisierungsmöglichkeiten bieten und kann dazu beitragen, dass sich das Studium stärker auf wissenschaftliches Arbeiten konzentriert. Ein Staatsexamen schließt das Bachelor/Master-System zudem nicht aus.

Neben den großen Anträgen fordert die Kammer Nordrhein, einen Ausbau des interprofessionellen Austausches im Studium, beispielsweise durch verpflichtende gemeinsame Lehrveranstaltungen mit den Mediziner:innen, die Landesapothekerkammer Sachsen fordert einen Ausbau der Studienkapazitäten und die Weiterentwicklung der Aufgaben, besonders im Hinblick auf die Krankenhausapotheken (ein etwas stiefmütterlich behandeltes Thema der Apotheker.innen) und in Berlin denkt man zudem darüber nach, die Möglichkeiten für das Praktische Jahr auszuweiten und die Themen Umweltschutz und Klimawandel in die Curricula zu integrieren – alles besonders unterstützungswerte Anträge.

Grabenkämpfe vermeiden

Bei allen angestrebten Änderungen müssen jedoch die Kammern auch an ihre Hausaufgaben erinnert werden: Seit der letzten Novellierung der Approbationsordnung und der damit einhergehenden Einführung der Klinischen Pharmazie als Kernfach im Hauptstudium vor zwanzig Jahren warten immer noch einige Universitäten auf eine Professur für Klinische Pharmazie. Und eine Sache darf nicht vergessen werden: Zwar schreibt das BMG die entsprechende Verordnung zur Novellierung der Approbationsordnung, das Geld dafür werden allerdings die Bundesländer zur Verfügung stellen müssen – und diese stimmen letztendlich auch über die Verordnung ab.

Es liegt also an den Landesapothekerkammern, entsprechende Gespräche zu führen und bei den Landesregierungen Geld locker zu machen, um eine Novellierung der Approbationsordnung zu finanzieren. Ohne einen Entwurf der Novellierung, der die Wünsche der Kammern, Lehrenden und besonders der Studierenden berücksichtigt, wird das jedoch schwierig. Ich kann dem BPhD daher nur raten, sich nicht in Grabenkämpfe beim Runden Tisch einspannen zu lassen und sich schon einmal bei den Landesregierungen umzuhören und seine Ideen zu unterbreiten.



Ilias Essaida, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Ganz so ist es dann doch nicht!

von Otto Quintus Russe am 25.08.2021 um 10:48 Uhr

Vorab möchte ich klarstellen, dass ich es gut finde, wenn sich angehende Kolleginnen und Kollegen engagieren und für ihre Positionen eintreten.

Dieser Kommentar schießt jedoch mehrmals über das Ziel hinaus.

Anträge zum DAT werden von den Mitgliedsorganisationen (MO) oder dem ABDA Vorstand zum Stichtag eingereicht. Es ist also vollkommen normal, dass es zu einem Thema mehrere Anträge gibt. Diese werden dann, wo es Sinn macht, in Leitanträge zusammengefasst, d.h. aber nicht, dass die Einzelanträge verschwinden. Sollte der Leitantrag durch den DAT abgelehnt werden, werden die Einzelanträge abgestimmt.

Anträge zum DAT werden von den MO eingereicht. Den 28 Delegierten der LAK Hessen politisches Schaulaufen zu unterstellen, ist höflich formuliert eine Frechheit!
In Hessen wurde seit dem letzten DAT die Delegiertenversammlung turnusmäßig neu gewählt. Wir in Hessen haben seitdem zur Approbationsordnung eine Arbeitsgruppe besetzt mit Hochschullehrern und jungen Delegierten. Ein DAT Antrag zu dem Thema ist also nicht verwunderlich. Vielleicht sollte man sich, auch wenn man Kommentare schreibt, vorher informieren!

Für Professuren für die Klinische Pharmazie sollten sich auch die Landesapothekerkammern einsetzen, das versteht sich natürlich von selbst. Allerdings sind die Kontaktflächen zw. Wissenschaftsministerin, die für die Finanzierung der Universitäten zuständig ist, und Kammern, die auf den Heilberufsgesetzen der Sozial- und Gesundheitsministerin beruhen, meist überschaubar und auch die wissenschaftspolitische Gesamtlage in den einzelnen Ländern spielt eine wichtige Rolle. Viel wichtiger wäre hier eine gemeinsame und konstatierte Initiative aller Beteiligten, die Lehre und Wissenschaft im Bereich Klinischer Pharmazie einen Mehrwert bietet.

Zu Bachelor/Master: Prinzipiell muss etwas an den Inhalten des Studiums geschehen, und zwar auf eine Art und Weise, dass am Ende ein berufsqualifizierender Abschluss erlangt wird, der dazu befähigt die Bevölkerung ordnungsgemäß mit Arzneimitteln zu versorgen. Ob man sich auf Experimente wie Bachelor/Master mit Staatsexamen einlassen sollte, lasse ich dahingestellt. Ich kann mich noch gut an die Proteste gegen die Bologna-Reformen in Frankfurt mit Besetzung in der Uni Ende 2009 erinnern. Auch da scheint nicht alles Gold zu sein was glänzt.
Wichtig ist doch, dass der Curricula Normwert nicht noch schlechter für Pharmazie wird, die Inhalte überarbeitet werden und man nach dem Studium ein/e pharmazeutisch solide/r und breitgebildete/r Arzneimittelfachmann/frau ist.

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