Bothropstoxin-I hemmt SARS-CoV-2

Corona-Arzneimittel aus Schlangengift?

Stuttgart - 13.09.2021, 09:15 Uhr

Wie viel SARS-CoV-2 hemmendes Potenzial steckt im Gift der in Brasilien vorkommenden Jararacussu-Schlange? (s / Foto: Leonardo / AdobeStock)

Wie viel SARS-CoV-2 hemmendes Potenzial steckt im Gift der in Brasilien vorkommenden Jararacussu-Schlange? (s / Foto: Leonardo / AdobeStock)


Auch bei Virusvarianten wirksam?

Den Wissenschaftlern zufolge wirkt Bothropstoxin-I dadurch antiviral, dass es mit einem für die Vermehrung von SARS-CoV-2 wichtigen COVID-19-Enzym – der Papain-like protease (PLPro) – wechselwirkt und dieses blockiert. Interessant sei dieser Ansatz vor allem deswegen, da alle bislang aufgetretenen SARS-CoV-2-Varianten dieses Enzym besäßen und somit auch die Hoffnung besteht, dass Bothropstoxin-I auch gegen Virus-Varianten wirkt und diese „Wirksamkeit gegen verschiedene Virusmutationen beibehält“, heißt es auf dem brasilianischen News-Portal „Por dentro do RN“.

Braucht man Arzneimittel, wenn es doch Impfstoffe gibt?

Mittlerweile sind einige sehr wirksame Impfstoffe gegen COVID-19 entwickelt, weitere befinden sich in der Pipeline und könnten in Kürze zugelassen werden, zum Beispiel Novavax oder in Großbritannien auch der Ganzvirus-Impfstoff VLA2001. Braucht man denn dann überhaupt noch Arzneimittel gegen SARS-CoV-2? Den brasilianischen Wissenschaftlern zufolge kommen Anti-Corona-Arzneimitteln trotz der verfügbaren Corona-Impfstoffe immer noch eine wichtige Bedeutung zu, wird die Immunisierung der Weltbevölkerung wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Das – gemeinsam mit der Herausforderung neu auftretender Varianten – mache die Wichtigkeit der Suche nach wirksamen Arzneimitteln deutlich, erklären die Wissenschaftler. Fairerweise muss man hier jedoch dazu sagen, dass auch die Forschung um Bothropstoxin-I erst in den Kinderschuhen steckt, wurde die Wirksamkeit des Schlangengifts gegen SARS-CoV-2 bislang nur im Zellkulturversuch untersucht. Somit dürfte auch bis zur Verfügbarkeit des potenziellen Corona-Arzneimittels aus Schlangengift noch einige Zeit verstreichen.

Weitere Forschung geplant

Doch soll es rasch weitergehen: Die Wissenschaftler wollen im nächsten Schritt untersuchen, welche Dosis genügt, um SARS-CoV-2 wirksam zu hemmen. Zudem interessiert sie, ob Bothropstoxin-I auch weitere schützende Effekte auf Zellen hat – dass diese sich beispielsweise gar nicht mehr mit SARS-CoV-2 infizieren lassen und Bothropstoxin-I folglich vielleicht verhindern könnte, dass SARS-COV-2 überhaupt in die Zelle eindringt. Danach wolle man die präklinischen Phase starten – die Wirksamkeit von Bothropstoxin-I in der Behandlung von mit SARS-CoV-2 infizierten Tieren. „Unsere Ergebnisse sind vielversprechend und stellen eine wertvolle Ressource bei der Erforschung neuer Moleküle für die Entdeckung und Entwicklung von Medikamenten gegen die SARS-CoV-2-Infektion dar“, so Cilli abschließend.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Mutanten und Virusevolution

Kann Impfen Resistenzen fördern?

Warum Omikron keine Überraschung und die Booster-Impfung dringend geboten ist

Impfen, impfen, impfen

Geimpfte profitieren von Durchbruchinfektionen

Breite Immunantwort nach Omikron

Hintergrundwissen zu VLA2001 von Valneva

Tote Viren gegen Corona

Rolling Review für BNT162b

EMA prüft zweiten Corona-Impfstoff

Neuigkeiten zu SARS-CoV-2 in Kürze

Corona-Ticker

Sotrovimab: Wirkung auch gegen Omikron

Drittes Corona-Antikörperpräparat für die EU

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.