Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

19.09.2021, 07:30 Uhr

Die Wetten laufen: Kommt das E-Rezept am 1. Januar 2022 oder kommt es nicht? (Foto: Alex Schelbert) 

Die Wetten laufen: Kommt das E-Rezept am 1. Januar 2022 oder kommt es nicht? (Foto: Alex Schelbert) 


Das E-Rezept ab 1. Januar 2022: Ja, es kommt; nein, es kommt nicht; doch, es ist schon da; nein, es wird verschoben; ja, es kommt doch. So sieht derzeit die klare Informationslage zum E-Rezept aus. Macht was draus! Ähnlich spannend: die Plattformen – demnächst auch mit dem hidden champion DAV-Portal und Gedisa. Was noch vor Kurzem mit Impfzertifikaten ein wenig holprig um die Ecke kam, will bald ganz groß performen. Da kommt was auf uns zu! Derweil freuen wir uns auf die nächste Grippeschutz-Impfaktion in Apotheken (die letzte war ein voller Erfolg!), und auf schöne Plakataktionen der Noweda gegen EU-Versender: Anpacken statt einpacken! 

13. September 2021

Eine Neufassung der Coronavirus-Testverordnung ist in Vorbereitung und mit ihr das Aus für die kostenlosen PoC-Antigen-Schnelltests – Bürger-Testungen, die noch vor wenigen Wochen massenhaft in Anspruch genommen wurden, die es auch derzeit noch kostenlos gibt, aber nur bis 11. Oktober. Danach sind diese Tests nur noch für „vulnerable Personen“ kostenlos, also z. B. für die 12- bis 17-Jährigen, für Personen, die an klinischen Studien zur Wirksamkeit von Corona-Impfstoffen teilnehmen, und Personen, die aufgrund von einer medizinischen Kontraindikation nicht gegen Covid-19 geimpft werden können. Nur noch für diese Personen bezahlt der Staat die Tests. Ab 1. November erhalten die Teststellen dann ein um 2 Euro leicht erhöhtes Honorar: 10 Euro plus 3,50 Euro für die Sachkosten soll es geben, auch für testende Apotheken. Mein liebes Tagebuch, und alle anderen Personen, die sich testen lassen wollen oder müssen, weil sie nicht geimpft sind, werden ihren Test aus eigener Tasche bezahlen müssen. Ja, diese Maßnahme soll bekanntlich für alle bisher Umgeimpften ein Anstoß sein, sich doch impfen zu lassen. Wäre schön, wenn dieser sanfte Druck wirkt – der Weg raus aus der Pandemie führt nur über eine höhere Durchimpfungsrate der Bevölkerung.

14. September 2021

Diese Idee geistert seit einigen Wochen durch die Apothekenwelt: Man könnte doch dem  Personalnotstand in Apotheken entgegenwirken, wenn berufserfahrene PTA zumindest stundenweise eine approbierte Kraft vertreten könnten. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Alexander Krauß hatte diesen Vorschlag unlängst gemacht. Ups, mein liebes Tagebuch, ist das ernst gemeint? Ja – und klar, der Bundesverband der PTA griff die Idee frohlockend auf. In einer Diskussionsrunde auf der digitalen „Expopharm impuls“ fand sogar die Vorsitzende des Saarländischen Apothekerverbands, Susanne Koch, Gefallen an diesem Vorschlag: Sie sei offen für eine stundenweise Vertretungsmöglichkeit durch PTA. Auch der Adexa-Vorsitzende Andreas May meinte, man müsse über eine stundenweise Vertretung zumindest reden können. Und sowas könnte doch auch den PTA-Beruf aufwerten und attraktiver machen. Mein liebes Tagebuch, schon richtig, reden kann man über alles und damit sollte man es dann dabei belassen. Also, so unattraktiv ist der PTA-Beruf nun wirklich nicht als dass man ihn durch ein paar Vertretungsstunden aufwerten müsste. Und mal ehrlich, wie viele Vertretungsstunden sollen es denn bitteschön sein und wie lässt sich verhindern, dass so eine Regelung ausgenützt wird? Neben solchen kleinen praktischen Fragen geht es aber letztlich um viel mehr: Der Hochschulberuf des Apothekers lasse sich nicht durch PTA vertreten, zeigte sich unser Präsident der Bundesapothekerkammer, Thomas Benkert, in dieser Frage unnachgiebig. Zu recht, mein liebes Tagebuch, und Benkert merkte an: „Kein Arzt würde auf die Idee kommen, sich in der Praxis von seiner medizinischen Fachangestellten vertreten zu lassen.“ Außerdem könnte man sich durchaus Zukunftsszenarien vorstellen, dass ein Apotheker irgendwo in einem Büro sitzt und die Arzneimittel – kontrolliert über den Bildschirm – über ein Distributionszentrum im Supermarkt von PTA ausgegeben werden. Und schließlich könnte auch die Politik auf die Idee kommen: Wenn eine Apotheke stundenweise auch mit einer Ausbildung und zwei Jahren Berufsfachschule geführt werde könne, könnte man die Ausbildung doch gleich an die Fachhochschule degradieren, der akademische Heilberuf „Apotheker“ sei dann weg. Mein liebes Tagebuch, man kann Benkert nur zustimmen. Denn Vorsicht, es gibt sie, die Menschen und Organisationen, die glauben, dass das bisschen Arzneimittel-Verkaufen doch auch andere können, dafür braucht’s doch keine Apothekers.

15. September 2021

Er war drei Jahre länger im Amt als Dr. Angela Merkel: Dr. Günther Hanke, Präsident der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, trat nach 19 Jahren Präsidentschaft nicht mehr an. Er wolle aber nicht „den Graue machen“ merkte er an mit einem kleinen scherzhaften Seitenhieb auf den Vorsitzenden des Hamburger Apothekervereins, der mit 82 Jahren noch einmal wiedergewählt wurde. Mein liebes Tagebuch, und so gab es für den scheidenden Präsidenten großen Applaus und Tränen in den Augen: Er habe nicht gedacht, so kommentierte Hanke die Ovationen, dass ihm noch einmal etwas feuchte Augen bescheren könne. Der Kammerversammlung gehört er aber in Zukunft weiter an: Dass er mit tollem Wahlergebnis wiedergewählt worden sei, zeige ihm, dass er seinen Job nicht so ganz schlecht gemacht habe. Sein Nachfolger ist Dr. Martin Braun, Industrieapotheker bei Schwabe in Karlsruhe. Als Vizepräsidentin wurde die bisherige Amtsinhaberin Silke Laubscher, stellvertretende Leiterin einer Apotheke in Heidelberg, und als Rechnungsführer Dr. Peter Kaiser bestätigt. Dem neuen Vorstand gehören weitere zehn Mitglieder an. Wiedergewählt wurden Dr. Andrea Bihlmayer, Daniela Klebes, Dr. Andreas von Ameln-Mayerhofer und Tilmann Schöll. Neu in den Vorstand gewählt wurden Tatjana Buck, Friederike Uhl, Andrea Ulsamer, Philipp Böhmer, Dr. Björn Schittenhelm und Philipp Wälde. Mein liebes Tagebuch, ehrlich, die neue Vorstandsliste liest sich doch wie das „Who is who“ der deutschen Pharmazie – da sind wir schon heute auf die Aktivitäten und die Power gespannt, die aus Baden-Württemberg hoffentlich auch nach Berlin ausstrahlen. Zum Beispiel beim Thema Pharmazeutische Dienstleistungen!

 

Feine Kampagne der Noweda: Die apothekereigene Großhandlung wirbt auf Großplakaten in Berlin für die Präsenzapotheken mit einem Slogan, der auf die EU-Versender zielt: „Lokale Apotheken packen an. EU-Arzneimittelversender packen ein.“ Mein liebes Tagebuch, so ist es. Und damit die großflächigen Plakate auch gesehen werden, wirbt die Noweda vor allem in Berlin-Mitte sowie Kreuzberg, „in unmittelbarer Nähe zu den Parteizentralen von CDU, SPD, FDP, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen sowie im Umkreis mehrerer Bundesministerien“. Weitere Veröffentlichungsorte sind wichtige Verkehrsknotenpunkte, unter anderem die hoch frequentierten Bahnhöfe Alexanderplatz und Friedrichstraße. „Mit der Plakataktion in Berlin wollen wir nun auch die politischen Entscheider in Berlin erreichen“, sagt Dr. Michael Kuck, Vorstandschef der Noweda. Die Aktion ist bereits die fünfte Phase der Kampagne, vorausgegangen waren eine Guerilla-Aktion vor der DocMorris-Zentrale in den Niederlanden, es folgten Anzeigen im Nachrichtenmagazin „Focus“, Plakate für die Apotheken und Anzeigen im Apotheken-Kundenmagazin „My Life“. Mein liebes Tagebuch, Dank an die Noweda für diese Aktion! Hoffen wir, dass auch weitere Player im deutschen Apothekenmarkt gute Einfälle haben, Werbeaktionen starten und die Vor-Ort-Apotheken unterstützen. Wie wär’s mal damit: „Warum muss ich zwei Tage auf meine Arzneimittel warten, wenn sie mir meine Apotheke noch heute bringt?“

 

Grippeschutzimpfung in Apotheken – ein voller Erfolg. Nach der Erfolgsmeldung des Apothekerverbands Nordrhein freut sich nun auch der Saarländische Apothekerverein über das Evaluationsergebnis zum Modellprojekt: Mehr als 330 AOK-Versicherte haben sich in der vergangenen Grippesaison in saarländischen Apotheken gegen Influenza impfen lassen und die allermeisten sind hochzufrieden mit dem Service. Mein liebes Tagebuch, so muss es sein! Auch Christiane Firk vom AOK-Vorstand ist voller Freude: Unkompliziert, einfach und sicher – dafür steht die Impfoption gegen Grippe in Zusammenarbeit mit den saarländischen Apotheken.“ Na, mein liebes Tagebuch, da müssten doch bei allen anderen Apothekerverbänden und Krankenkassen, die noch keine Vereinbarungen für solche Modellprojekte getroffen haben, die Wecker schrillen (z. B. in Hessen): Woran liegt’s, dass es dort noch keine Modellprojekte gibt? Mein liebes Tagebuch, sogar die Bahn und die GDL haben sich geeinigt, also, lasst uns an die lieben Kassen appellieren: Wenn Apotheker impfen, wird’s ein Erfolg. Hört auf, den Weselsky zu machen!

 

Was lange währt… Jetzt können Apotheken auch den Nachweis für Auffrischimpfungen digitalisieren – das dafür nötige Modul im Apothekenportal ist freigeschaltet. Und die ABDA hat bereits ihre aktualisierte „Handlungshilfe zur nachträglichen Erstellung der Covid-19-Zertifikate durch Apothekerinnen und Apotheker“ veröffentlicht. Kundinnen und Kunden, die ein solches Zertifikat wünschen, müssen neben einem Beleg über die erfolgte Auffrischimpfung auch einen Nachweis über einen bereits vorhandenen vollständigen Impfschutz vorlegen, um nachzuweisen, dass es sich tatsächlich um eine Boosterimpfung handelt. Das Apothekenpersonal muss dann nur noch die vorgelegten Impfdokumente auf Echtheit prüfen. Mein liebes Tagebuch, also, bieten wir unserer Kundschaft diesen Service! Die Versender können’s nicht.

16. September 2021

Was vor ein paar Wochen noch als Gerücht um die Ecke kam, nimmt mittlerweile konkrete Formen an: Die deutsche Apothekerschaft bekommt eine Digitalgesellschaft namens Gedisa –zwar nicht geschenkt, aber sie soll kommen. Ja, wirklich, jetzt geht’s so richtig los mit dem Digitalen. Angesiedelt ist Gedisa beim Deutschen Apothekerverband. Geleitet werden soll sie, so hört man, von ABDA-Abteilungsleiter Sören Friedrich, der seit 2015 für die ABDA tätig ist und als ABDA-Abteilungsleiter IT/Telematik fungiert und auch für das DAV-Portal zuständig ist. Er ist dann sozusagen der „Mister Digital“ der ABDA. Friedrich ist von Hause aus Diplom-Informatiker, er war bei der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg, und dann kurzzeitig auch bei der Gematik. Gedisa wird bei ihm sicher in guten Händen sein. Auslöser für die Gedisa-Gründung war der Umstand, dass der DAV als eingetragener Verein mit einem DAV-Apothekenportal offenbar in haftungsrechtliche Schwierigkeiten kommen kann. Zudem finanziert sich der DAV aus dem komplexen ABDA-Haushalt, was ebenfalls als hinderlich für ein eigenes Portal angesehen wird. Also, da bleibt dann nur das Auslagern in eine neue Digitalgesellschaft, aber die kostet Geld, und das muss nun von den Apothekerverbänden aufgebracht werden, worüber sichtlich nicht alle begeistert sind. Mein liebes Tagebuch, tja, Digitalisierung kostet. Aber vielleicht wäre es gut, wenn der DAV mit ein paar weiteren Infos überkommt, was Gedisa leisten soll. Die Rede ist z. B. von einer gemeinsamen Plattform für den Berufsstand, mit der man sich dem Wettbewerb stellen will. Das war übrigens auch in einer Diskussionsrunde auf der digitalen „Expopharm impuls“ zu vernehmen, an der u. a. die zwei großen Plattform-Betreiber (Zukunftspakt und gesund.de) teilnahmen. Mein liebes Tagebuch, da scheint noch viel im Fluss zu sein – und wenn ein DAV-Apothekenportal mit seiner Plattform und einer großen Zahl von teilnehmenden Apotheken um die Ecke kommt, wer weiß, welche Kooperationen es dann geben wird?

 

Mittlerweile wissen wir es: Das E-Rezept kommt am 1. Januar 2022. So heißt es zumindest. Geplant war auch, dass mit der Einführung des E-Rezepts auch die sogenannten Wiederholungs- oder Mehrfachverordnungen möglich werden sollen. Doch daraus wird definitiv nichts. Laut Gematik klappt es mit dem Start der elektronischen Wiederholungsrezepte voraussichtlich erst Mitte des Jahres 2022. Grund: Die E-Rezept-App muss noch angepasst werden und Änderungen am „Fachdienst“, dem zentralen E-Rezept-Server, werden notwendig. Nun ja, mein liebes Tagebuch, wenn’s nur das ist, was verschoben werden muss, werden wir damit leben können. Die Krankenkassen haben eh kein starkes Interesse an Wiederholungsrezepten und auch die Ärzte freuen sich nicht wirklich darüber. Dennoch, die Wiederholungsrezepte kommen, halt nur später – denn sinnvoll sind sie.

17. September 2021

Das DAV-Portal macht noch Karriere! O.k., es ist ein bisschen holprig gestartet, das Ausstellen der digitalen Impfzertifikate klemmte auch schon mal und die Digitalisierung der dritten Impfung musste ein bisschen verschoben werden – so ist das eben mit der digitalen Transformation. Aber jetzt! Der Deutsche Apothekerverband (DAV) will den Service für Kundinnen und Kunden – und damit auch für die Apotheken – deutlich ausbauen: Ab dem 30. September soll der „Apothekenmanager“ (www.mein-apothekenmanager.de) als „progressive Web-App“ zur Verfügung stehen. Der „Apothekenmanager“ soll um eine Kommunikations- und Kontaktaufnahmefunktion erweitert werden: Der Apothekenkunde, die Apothekenkundin soll dann z. B. eine Voranfrage für die Belieferung von Muster-16-Rezepten an die Apotheke richten können. Außerdem soll es eine Fotofunktion geben und eine Multimessaging-Lösung für Text-Chats, für Daten- und Videoübertragung. Das alles soll dann die Grundlage für digitale Dienstleistungen von Apotheken an ihre Kunden bilden, schreibt der Landesapothekerverband Niedersachsen in einem Mitglieder-Rundschreiben. Auch die Suchfunktion im „Apothekenmanager“ soll erweitert werden. Mein liebes Tagebuch, da steckt in der Tat Potenzial drin, denn beim Apothekenportal machen nahezu alle öffentlichen Apotheken mit. Freuen wir uns auf den Wettstreit der Plattformen!

 

Plattformen, Plattformen über alles. Plattformen waren auch ein Thema bei der digitalen „Expopharm impuls“. Die Diskussion zeigte: Da ist noch eine Menge Musik drin! Und ja, wir Apothekers kommen nicht drumherum, uns mit Plattformen zu befassen: Ja, nein, vielleicht oder schaff ich’s alleine? Und wenn ja: Welche Plattform soll ich wählen? Was bieten sie mir, wo setzen sie die Schwerpunkte? Der „Newcomer“ ist die Plattform „Frag die Apotheke“ von Steffen Kuhnert, Gründer der „FDA Frag die Apotheke GmbH.“ Auf seiner Plattform soll es weniger um Kauftransaktionen und E-Rezepte gehen, sondern eher um den Dialog mit dem Patienten: Wie bekommt man den Beratungsansatz in die Online-Welt. Dr. Sven Simons, Geschäftsführer von „gesund.de", möchte die reale Apotheke im digitalen Raum ergänzen, das Beste aus allen Welten verbinden, mit ganzheitlichem Ansatz. Für Ende des Monats ist der Marktplatz von „gesund,de“ angekündigt. Und Dr. Jan-Florian Schlapfner, Projektleiter beim „Zukunftspakt Apotheke“, möchte die Apotheke vor Ort und online präsent machen. Für ihn ist es wichtig, dass die Plattform von Apothekern beherrscht wird, sprich der genossenschaftliche Gedanke der Noweda steht im Vordergrund. Diese Plattform hat bereits die längste Erfahrung, sie ist seit 2019 online. Eine App fürs E-Rezept soll kommen. Ja, und dann, mein liebes Tagebuch, performt seit den digitalen Impfzertifikaten nun auch das DAV- Apothekenportal als Plattform – mit dem starken Pfund, dass dort inzwischen etwa 98 Prozent der Apotheken in Deutschland angeschlossen seien, so heißt es. Da tut sich was! Und es scheinen Kooperationen oder sogar Fusionen von Plattformen möglich, wie in der Diskussionsrunde anklang. Trotz aller Euphorie: „Der Weg ist noch weit.“

 

Noch gut drei Monate sind es bis zum Start des E-Rezepts für alle Apotheken. Aber die Skepsis wächst, bei Ärzten, bei Apothekern, bei Kassen und sogar bei der ABDA. Nur der Gematik-Chef glaubt noch richtig fest daran, dass das E-Rezept am 1. Januar kommt. Nun ja, mein liebes Tagebuch, als Gematik-Chef muss er das auch. Aber mittlerweile mehren sich die Stimmen, die sagen: Das wird eng mit dem Termin. Die Ärzteschaft ist noch nicht wirklich bereit, da klemmt’s noch technisch und bis zum 1. Januar 2022 werden längst noch nicht alle Praxen mit einem HBA ausgestattet sein, es gibt Kapazitätsengpässe bei den herstellenden Unternehmen, war in einer Diskussionsrunde auf der digitalen „Expopharm impuls“ zu vernehmen. Aber es war dennoch schön, zu erleben, wie optimistisch und freudig-munter der Gematik-Chef Markus Leyck Dieken den anvisierten Starttermin beschwor. Allerdings, das ließ er dann doch durchblicken: Die Softwarehäuser für die Praxis-Software der Ärzte machen ihm Sorge, denn diese betrachten den offiziellen Starttermin am 1. Januar 2022 als ihren Starttermin und nicht die aktuelle Testphase. Mein liebes Tagebuch, da fragt man sich dann doch wirklich, an wem es liegt: an den Softwarehäusern oder an den Ärzten? Beide schieben sich den Schwarzen Peter zu. Und die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat sogar ein klares Votum ausgesprochen: Sie fordert, die Einführung des E-Rezepts zu verschieben – ebenso die Ausstellung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, die schon zum 1. Oktober Pflicht für die Praxen werden soll. Die Technik funktioniere nicht oder komme zu spät. Mein liebes Tagebuch, das kann noch heiter werden. Da stehen wir Apothekers doch wieder mal als Musterknaben und Mustermädchen da.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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9 Kommentare

noch was

von Karl Friedrich Müller am 20.09.2021 um 10:30 Uhr

ich mal gerne los werden möchte:
man kann noch nicht mal ein paar Tage Urlaub machen, also richtig, ohne sich um den ganzen Käse zu kümmern. Alle paar Stunden wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben, Änderungen, bei Covid Belieferungen, Platformen, Lieferverträge usw, so dass man nach wenigen tagen überhaupt nicht mehr auf dem Laufenden ist.
Ein immenser stapel von Post, 90% unwichtiger Mist.
Ist Ihnen eigentlich klar, dass der zustand eine Dauerüberforderung darstellt? Und dafür bekommen wir immer weniger Geld, immer mehr stress?
Und Sie WUNDERN sich, wo der Nachwuchs bleibt?
SO kan das nicht weitergehen!!!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: noch was, E Rezept

von Christian Giese am 20.09.2021 um 11:12 Uhr

und dann noch Sarah Spiekermann, Digitale Ethik lesen, das kleine bisschen Hoffnung und Gerechtigkeit in diesem Bereich.

Vertretungsbefugnis PTA

von K.Stülcken am 19.09.2021 um 11:43 Uhr

Also ich bin jetzt auch kein Fan davon diese "Büchse" zu öffnen aber der Vergleich mit dem Arzt und seiner Fachangestellten hinkt doch wohl gewaltig.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Vertretungsbefugnis PTA

von Michael Reinhold am 19.09.2021 um 17:50 Uhr

Wie kommt man zu so einer Meinung?

Geht es darum, dass
a) der Arzt doch ein "richtiges Studium" absolviert hat, während das Pharmaziestudium halt doch nur so ein "Pippifax-Studium" ist oder
b) die Tätigkeit in der Apotheke - in der Realität - wirklich doch nur das Übergeben einer bunten Schachtel ist, so dass der Apotheker jederzeit durch eine PTA ersetzt werden kann?

Falls b): Dafür ist meiner Ansicht nach auch eine PTA zu teuer. Ich bin dafür, dass wir die Diskussion aufbringen, dass eine PTA in einer Apotheke jederzeit durch eine angelernte Kraft ersetzt werden kann.

Ganz offen: So ein wenig Salbengrundlage und Pulver in einen Topitec einwiegen bekommt eine angelernte Kraft auf 450 Euro-Basis auch hin, wenn man ihr das zwei Wochen zeigt. Der Beruf der PTA ist sowas von überflüssig.

AW: Vertretungsbefugnis PTA

von K.Stülcken am 20.09.2021 um 7:57 Uhr

Sehr geehrter Herr Reinhold, wir müssen uns nicht noch selber schlecht machen. Ich sagte doch, dass ich kein Fan davon bin ohne das jetzt hier näher zu begründen. Nur der Vergleich mit dem Arzt hinkt. Man kann doch wohl kaum bestreiten, dass Aubildung und Tätigkeit von Arzt und Helferin viel weiter auseinanderklaffen als die von PTA und Apotheker.

blauäugig. nichtssagend.

von Karl Friedrich Müller am 19.09.2021 um 11:08 Uhr

Alles so schön bunt hier…
Herr Ditzel und die DAZ als digitale Jubelperser, wie Kleinkinder, die über den Kirmes mit großen Augen wandern, am Ende den Weihnachtsmann erwarten und vergessen, dass es auch noch einen Knecht Ruprecht gibt….
Musterknaben sollen wir sein, nicht wie die Ärzte, auf die man mit dem Finger zeigt. Dort nehmen viele Einkommenseinbußen auf sich, weil sie vom Konzept nicht überzeugt sind oder geben gleich die Praxis auf. ePA als Datenquelle für Bertelsmann und damit auch als Geldquelle? Wer verdient noch? Da braucht es keine Hacker mehr, die so sicher kommen werden wie das Amen in der Kirche. Wenn Ärzte keine AU ausstellen können ohne TI, quasi ein Berufsverbot? Geht`s noch? Die teuren Konnektoren geben gern mal Geist auf. 4000€ für so ein Kästchen? Was ist das wirklich wert? 100€?
Digitalisierung ist teuer? JA? Für den DAV? Für die Apotheke nicht? Warum wird die wirtschaftliche Seite komplett ausgeblendet? Versand? Mitbewerber? Wer bleibt übrig in den sich anbahnenden Kampf um die Rezepte?
Womit wir bei dem Thema wären, das die DAZ verschweigt: Die Haltung Baerbocks und der Grünen zur Apotheke. Bei der Konkurrenz war es zu lesen: Man findet Höchstpreise toll und weil natürlich einige Apotheken leiden werden, soll es einen „Ausgleich“ geben. Man ist also auf dem Weg, das Honorar bei Rx für die Apotheken zu kürzen, ein beliebtes Steckenpferd der KK, woher der Mist auch stammen dürfte. ABDA und DAZ verschweigen das einmütig. Wahrscheinlich ist das mal wieder ein „Geheimnis“. Leute, nix mit Honorarerhöhung. Die Kassen bohren weiter an der Verschlechterung unserer Lage in der Politik, vermutlich nicht nur bei den Grünen. Nur, Baerbock sagt es, die anderen nicht. Die DAZ scheint zum Sprachrohr der ABDA zu verkommen mit allen Konsequenzen. Unsere wirtschaftliche Zukunft soll im Nebel bleiben.
Was für einen Sinn soll eine Honorarkürzung überhaupt haben? Die paar Euro machen doch überhaupt in dem Riesenbudget nichts aus. Bei 250 Mrd€ Ausgaben.
Die Kammer in BW ist mit nur 20% Wahlbeteiligung gewählt und damit nicht demokratisch und schon gar keine Vertretung der Apotheker im Land. Irgendeine Legitimation kann ich nicht erkennen, auch wenn in der Kammerversammlung das „who is who“ vertreten ist. Wo sind die Normalos? Ein Kollege, der sich im Netz brüstet. 110 Seiten bei der Abrechnung der Impfzertifikate zu haben, ein Hans Dampf, der offensichtlich im Geld schwimmt, als leuchtendes Vorbild? Die Kohle hat nicht jeder und nicht jeder hat die persönlichen Möglichkeiten. (nur als Beispiel). Der pflichtbewusste Apotheker und Apotheke, die den täglichen „Kleinkram“ abarbeiten kommt in der DAZ nicht vor. Das sind die kleinen Buden auf dem Kirmes, die den großen leuchtenden Augen verborgen bleiben, die Schaffer im Hintergrund, die alles erst möglich machen. Missachtet, verachtet, ignoriert.

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: blauäugig. nichtssagend

von Daniela Hänel am 19.09.2021 um 14:02 Uhr

Vielen Dank für Ihre treffenden Worte!

Wer weiß, ob das e-Rezept pünktlich kommt, denn aktuell gibt es einen weltweiten Mangel an „Chips“ und entsprechend sehr lange Lieferzeiten von mehreren Wochen ist die Rede, um Kartenterminals zu erhalten.

Aber die großen Mitstreiter unserer obersten Organisationen einschließlich die Versandlogistiker im holländischen Grenzgebiet sind ja alle schon fein an die TI angeschlossen …

AW: blauäugig. nichtssagend

von Tobias Kast am 19.09.2021 um 16:07 Uhr

Ja - die Wahlbeteiligung könnte besser sein.
In BaWü haben von 13.441 wahlberechtigten Apothekern insgesamt 3.348 Apotheker gewählt (sind knapp unter 25 %).
Was war der Grund für den Rest?
- Eine Gruppe ist die mit vollkommenem Desinteresse an allem, was mit dem Beruf zu tun hat.
- Eine weitere Gruppe könnte die sein, die sagt "es ändert sowieso nichts".
- Ein Anteil könnte es vergessen haben (trotz 2 "Themen Kammerzeitschriften" dazu und separater Wahlzuschrift).
...?

Ansonsten;
Der vermutlich "bekannteste" Apotheker im Vorstand hat von den Wählenden absolut die meisten Stimmen bekommen... aus dem Stand, gegen Alterspräsidenten, Vize und ehemaligen LAV Vize (was die drei Nachfolgenden wären)...
Ich würde durchaus behaupten, dass sich daraus etwas ablesen lässt.

Die Vertreterversammlung hat außerdem neben dem Präsidenten die Hälfte des Vorstandes mit jüngeren Leuten besetzt. Der Altersdurchschnitt im Vorstand liegt jetzt grob überschlagen bei 47 Jahren. (Die "Neuen" alleine bei ca 40.)

Ich bin gespannt, was sich in den nächsten Jahren tut und wie viel man mit Kammer und Vertreterversammlung bewegen kann - und wie viel eben nicht.

Das sich viel ändern WIRD (und ändern MUSS!) ist jedem klar, der nicht den Kopf in den Sand steckt und nur versucht "noch ein paar Jahre zu überstehen".

Die Frage ist - hat man die Chance eine Veränderung in irgendeiner Form zu gestalten oder kann man sie nur erleiden.
Für Letzteres ist mir persönlich mein voraussichtliches Berufsleben noch deutlich zu lang.

Disclaimer:
Ich wurde (wie fast 30 Andere) das erste Mal in die neue Vertreterversammlung der LAK BaWü gewählt.

AW: Jubelperser oder Revolutionäre bei Kammerwahlen

von Ulrich Ströh am 19.09.2021 um 17:02 Uhr

Na ja, Apotheker sind in der Mehrzahl weder Anhänger von Veränderern oder Revolutionären bei Kammerwahlen.

Sie fokussieren sich zumeist auf das Gedeihen ihrer eigenen Apotheke.

Die Wahlbeteiligung für KVen wird auch zukünftig nicht steigen und die Anzahl engagierter Kollegen wird sich in Grenzen halten, hoffentlich ist es in Ba-Wü demnächst dauerhaft anders…

Fragt sich nur ,über welches Mandat gewählte Vorstände dann verfügen,wenn mehr als 75 Prozent der Kollegen nicht Ihre Stimme abgeben.

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