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17. September 2021
Das DAV-Portal macht noch Karriere! O.k., es ist ein bisschen holprig gestartet, das Ausstellen der digitalen Impfzertifikate klemmte auch schon mal und die Digitalisierung der dritten Impfung musste ein bisschen verschoben werden – so ist das eben mit der digitalen Transformation. Aber jetzt! Der Deutsche Apothekerverband (DAV) will den Service für Kundinnen und Kunden – und damit auch für die Apotheken – deutlich ausbauen: Ab dem 30. September soll der „Apothekenmanager“ (www.mein-apothekenmanager.de) als „progressive Web-App“ zur Verfügung stehen. Der „Apothekenmanager“ soll um eine Kommunikations- und Kontaktaufnahmefunktion erweitert werden: Der Apothekenkunde, die Apothekenkundin soll dann z. B. eine Voranfrage für die Belieferung von Muster-16-Rezepten an die Apotheke richten können. Außerdem soll es eine Fotofunktion geben und eine Multimessaging-Lösung für Text-Chats, für Daten- und Videoübertragung. Das alles soll dann die Grundlage für digitale Dienstleistungen von Apotheken an ihre Kunden bilden, schreibt der Landesapothekerverband Niedersachsen in einem Mitglieder-Rundschreiben. Auch die Suchfunktion im „Apothekenmanager“ soll erweitert werden. Mein liebes Tagebuch, da steckt in der Tat Potenzial drin, denn beim Apothekenportal machen nahezu alle öffentlichen Apotheken mit. Freuen wir uns auf den Wettstreit der Plattformen!
Plattformen, Plattformen über alles. Plattformen waren auch ein Thema bei der digitalen „Expopharm impuls“. Die Diskussion zeigte: Da ist noch eine Menge Musik drin! Und ja, wir Apothekers kommen nicht drumherum, uns mit Plattformen zu befassen: Ja, nein, vielleicht oder schaff ich’s alleine? Und wenn ja: Welche Plattform soll ich wählen? Was bieten sie mir, wo setzen sie die Schwerpunkte? Der „Newcomer“ ist die Plattform „Frag die Apotheke“ von Steffen Kuhnert, Gründer der „FDA Frag die Apotheke GmbH.“ Auf seiner Plattform soll es weniger um Kauftransaktionen und E-Rezepte gehen, sondern eher um den Dialog mit dem Patienten: Wie bekommt man den Beratungsansatz in die Online-Welt. Dr. Sven Simons, Geschäftsführer von „gesund.de", möchte die reale Apotheke im digitalen Raum ergänzen, das Beste aus allen Welten verbinden, mit ganzheitlichem Ansatz. Für Ende des Monats ist der Marktplatz von „gesund,de“ angekündigt. Und Dr. Jan-Florian Schlapfner, Projektleiter beim „Zukunftspakt Apotheke“, möchte die Apotheke vor Ort und online präsent machen. Für ihn ist es wichtig, dass die Plattform von Apothekern beherrscht wird, sprich der genossenschaftliche Gedanke der Noweda steht im Vordergrund. Diese Plattform hat bereits die längste Erfahrung, sie ist seit 2019 online. Eine App fürs E-Rezept soll kommen. Ja, und dann, mein liebes Tagebuch, performt seit den digitalen Impfzertifikaten nun auch das DAV- Apothekenportal als Plattform – mit dem starken Pfund, dass dort inzwischen etwa 98 Prozent der Apotheken in Deutschland angeschlossen seien, so heißt es. Da tut sich was! Und es scheinen Kooperationen oder sogar Fusionen von Plattformen möglich, wie in der Diskussionsrunde anklang. Trotz aller Euphorie: „Der Weg ist noch weit.“
Noch gut drei Monate sind es bis zum Start des E-Rezepts für alle Apotheken. Aber die Skepsis wächst, bei Ärzten, bei Apothekern, bei Kassen und sogar bei der ABDA. Nur der Gematik-Chef glaubt noch richtig fest daran, dass das E-Rezept am 1. Januar kommt. Nun ja, mein liebes Tagebuch, als Gematik-Chef muss er das auch. Aber mittlerweile mehren sich die Stimmen, die sagen: Das wird eng mit dem Termin. Die Ärzteschaft ist noch nicht wirklich bereit, da klemmt’s noch technisch und bis zum 1. Januar 2022 werden längst noch nicht alle Praxen mit einem HBA ausgestattet sein, es gibt Kapazitätsengpässe bei den herstellenden Unternehmen, war in einer Diskussionsrunde auf der digitalen „Expopharm impuls“ zu vernehmen. Aber es war dennoch schön, zu erleben, wie optimistisch und freudig-munter der Gematik-Chef Markus Leyck Dieken den anvisierten Starttermin beschwor. Allerdings, das ließ er dann doch durchblicken: Die Softwarehäuser für die Praxis-Software der Ärzte machen ihm Sorge, denn diese betrachten den offiziellen Starttermin am 1. Januar 2022 als ihren Starttermin und nicht die aktuelle Testphase. Mein liebes Tagebuch, da fragt man sich dann doch wirklich, an wem es liegt: an den Softwarehäusern oder an den Ärzten? Beide schieben sich den Schwarzen Peter zu. Und die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat sogar ein klares Votum ausgesprochen: Sie fordert, die Einführung des E-Rezepts zu verschieben – ebenso die Ausstellung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, die schon zum 1. Oktober Pflicht für die Praxen werden soll. Die Technik funktioniere nicht oder komme zu spät. Mein liebes Tagebuch, das kann noch heiter werden. Da stehen wir Apothekers doch wieder mal als Musterknaben und Mustermädchen da.
9 Kommentare
noch was
von Karl Friedrich Müller am 20.09.2021 um 10:30 Uhr
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AW: noch was, E Rezept
von Christian Giese am 20.09.2021 um 11:12 Uhr
Vertretungsbefugnis PTA
von K.Stülcken am 19.09.2021 um 11:43 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Vertretungsbefugnis PTA
von Michael Reinhold am 19.09.2021 um 17:50 Uhr
AW: Vertretungsbefugnis PTA
von K.Stülcken am 20.09.2021 um 7:57 Uhr
blauäugig. nichtssagend.
von Karl Friedrich Müller am 19.09.2021 um 11:08 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten
AW: blauäugig. nichtssagend
von Daniela Hänel am 19.09.2021 um 14:02 Uhr
AW: blauäugig. nichtssagend
von Tobias Kast am 19.09.2021 um 16:07 Uhr
AW: Jubelperser oder Revolutionäre bei Kammerwahlen
von Ulrich Ströh am 19.09.2021 um 17:02 Uhr
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