BPhD positioniert sich zur Nachwuchsgewinnung

Drei Forderungen gegen das Personalproblem

Stuttgart - 23.11.2021, 13:45 Uhr

Rund die Hälfte der Apothekeninhaber:innen will in den kommenden Jahren den Staffelstab an die nächste Generation abgeben. Aber nur wenig neuer Nachwuchs findet sich, der übernehmen könnte. (Foto: Kaelser Media / AdobeStock)

Rund die Hälfte der Apothekeninhaber:innen will in den kommenden Jahren den Staffelstab an die nächste Generation abgeben. Aber nur wenig neuer Nachwuchs findet sich, der übernehmen könnte. (Foto: Kaelser Media / AdobeStock)


Der Nachwuchsmangel ist eine der größten Bedrohungen für die derzeitige Apothekenlandschaft. Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) stellt in einem Positionspapier Forderungen an die Politik, welche dem Problem entgegenwirken sollen. Kann der Verband die Offizin-Apotheke damit unterstützen?

Seit Jahren plagt viele Apothekeninhaber:innen die Sorge, kaum Bewerber zu finden, die in ihrer Offizin arbeiten wollen. Seit fast zehn Jahren listet die Bundesagentur für Arbeit Apotheker als „Engpassberuf“. Und obwohl in jedem Jahr mehr Approbierte von den Universitäten kommen, wächst das Problem. Dafür gibt es vielfältige Gründe. 

Zum einen werden Apotheken bald mehr Personal benötigen als bisher, etwa um pharmazeutische Dienstleistungen anbieten zu können. Zum anderen macht sich der demografische Wandel im zweitältesten Land der Welt bemerkbar. Die Pharmazie-Ingenieure gehen nach und nach in Rente, was vor allem den Apotheken der neuen Bundesländer Probleme beschert. Zudem werden 44 Prozent der Apothekenleiter:innen bis zum Jahr 2031 das Rentenalter erreicht haben. Die Pharmazeut:innen, die von den Universitäten nachrücken, genügen nicht, um dieses Loch zu stopfen. Hinzu kommt, dass mehr und mehr junge Apotheker:innen eine Teilzeitbeschäftigung anstreben.

Erstens: Berufsbild erneuern

Zu allem Übel wollen immer mehr frisch Approbierte in der pharmazeutischen Industrie und in Krankenhausapotheken arbeiten. Das liegt einerseits daran, dass auf die Absolventen dort ein höheres Gehalt wartet. Andererseits ist in Kliniken insbesondere der Job als Apotheker:in auf Station unter Pharmazeut:innen beliebt.

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Für den BPhD ist die Rolle der Stationsapotheker:innen ein gutes Beispiel dafür, in welche Richtung sich Offizinapotheker weiterentwickeln könnten. Er steht hinter der Neuerung des Berufs, „wenn die Vorteile für Patient:innen so klar sind, wie durch Apotheker:innen auf Station“. Parallel zum Beruf solle das Pharmaziestudium auf den neuesten Stand gebracht werden.

All dies erklärten die Pharmaziestudierenden in einem Positionspapier zum Nachwuchsmangel, das sie am gestrigen 22. November veröffentlichten. Beim Personalproblem der Offizinapotheke wollen sie unterstützend zur Seite stehen und Studierende über die Tätigkeit in der Apotheke vor Ort aufklären. 

Zweitens: Studienplätze ausbauen und neue Standorte schaffen

Die Mehrheit der Apothekerschaft fordert, dass die Politik mehr Studienplätze in Deutschland schafft. Auf dem Deutschen Apothekertag 2021 nahmen die Delegierten einen entsprechenden Antrag an: In den nächsten fünf Jahren sollen in ganz Deutschland 30 Prozent mehr Studienplätze bereitstehen.

Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden übernimmt diese Forderung und geht dabei sogar einen Schritt weiter: Denn das Nadelöhr auf dem Weg für mehr Studienplätze seien die Kapazitäten, die den Universitäten für Laborpraktika fehlen. Hochschulen könnten nur dann mehr Studierende zulassen, wenn sie Laborplätze, Personal und Material aufstocken. Ohne dies könnte sich nach Einschätzung des BPhD das Studium für Pharmazeut:innen verlängern oder Studierende könnten selektiert werden.

Daher soll die Bundesregierung die nötigen Ressourcen an den Universitäten ausbauen. Sie soll prüfen, bei welchem der 22 Studienstandorte sinnvoll aufgestockt werden könnte und in den Aufbau neuer Pharmazie-Standorte investieren. Mehrere Landesapothekerkammern hatten in den vergangenen Jahren gefordert, Pharmazie-Standorte in Cottbus, Oldenburg und Bielefeld zu eröffnen. Die Regierungen der Länder lehnten konsequent ab.

Drittens: Nachwuchs gewinnen – zusammen mit den Studierenden

Auch mit seiner dritten Idee bezieht sich der BPhD auf einen Antrag, den die Delegierten beim Apothekertag 2021 mit großer Mehrheit angenommen hatten. Die ABDA hatte sich dafür ausgesprochen, zusammen mit seinen Mitgliederorganisationen ein ineinandergreifendes Konzept zur Nachwuchsförderung umzusetzen.

Die Studierenden bekräftigen diese Idee. Sie fordern, dass die Bundesapothekerkammer (BAK) noch 2022 damit beginnt, das Vorhaben umzusetzen. Außerdem soll sie Pharmaziestudierende bei der Nachwuchsförderung einbeziehen.


Marius Penzel, Apotheker
redaktion@daz.online


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5 Kommentare

Ausbluten lassen...

von Thomas Eper am 24.11.2021 um 14:56 Uhr

Man stelle sich mal vor: Bei den Ärzten hätte es in den letzten 17 Jahren 3% Honorarerhöhung gegeben!
Ich wette, es würde kaum noch einer Medizin studieren und eine Praxis übernehmen wollen.

Bei uns wundert man sich und such nach haarsträubenden Erklärungen.
Die Politik lässt die Apotheken ausbluten; das ist das Problem!

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Am Ende Lösungen an uns vorbei

von Thomas Kerlag am 23.11.2021 um 20:37 Uhr

Ein Offizinapotheker ist doch ein nichts.
Man braucht der interessierten Jugend nur zu zeigen, was für einen Schwachsinn man in den Rechner reinklopfen muss, dann vergeht schon die Sehnsucht nach der Apotheke (neben vielen anderen künstlich erzeugten Problemen)
Der Fachkräftemangel wir durch Versand und Digitalisierung gelöst werden.

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AW: Am Ende Lösungen an uns vorbei

von Roland Mückschel am 24.11.2021 um 12:28 Uhr

Schön Ihre hohe Meinung vom Offizinapotheker.
Natürlich ist dies bei allen anderen Berufen ganz anders,
insbesondere bei ihrem.
Kurz hatte ich den Eindruck dass Sie Lobbyist
der Problemlöser sind.

AW: Am Ende Lösungen an uns vorbei

von Thomas Kerlag am 27.11.2021 um 20:48 Uhr

Soll nur überspitzt aussagen wie wie am Schluß
interessierte Kreise die Apotheke sehen.
Natürlich ist die Apothekerschaft wissenschaftlich hervorragend ausgebildet.
Dann soll man aber nicht stolz verkünden wie wunderbar man die Zerifikatitis organisiert hat.
Es erweckt doch den Eindruck man habe sonst nichts besseres zu tun.(Die Behörden muten uns Kontakte zu, die sie nicht haben wollen)
Man stelle sich das bei anderen Berufsgruppen
so nebenbei gemacht vor. Dort lässt man sich nicht derart missbrauchen. Keinem anderen qualifizierten genügt es(sollte) nur zu funktionieren. Mal genau vorher anschauen was man dann mit dem Staatsexamen so macht.

BPHD-Vorstellungen

von Roland Mückschel am 23.11.2021 um 14:30 Uhr

Was für ein akademischer Blödsinn.

Wir brauchen mehr Geld. Ganz einfach.

Dann geht man auch wieder in die Apo zum arbeiten.

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