Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

05.12.2021, 07:30 Uhr

Keine Frage, wir helfen beim Impfen gegen Covid-19. Die Politik und die Öffentlichkeit will es! (Foto: Alex Schelbert)

Keine Frage, wir helfen beim Impfen gegen Covid-19. Die Politik und die Öffentlichkeit will es! (Foto: Alex Schelbert)


2. Dezember 2021

Das Tempo ist atemberaubend: Ab 1. Januar 2022 soll, so der Wille der Ampelkoalition, eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes in Kraft treten, wonach u. a. auch Apotheken gegen Covid-19 impfen dürfen. Doch das geht einigen Politikern nicht schnell genug: Bund und Länder können sich vorstellen, dass schon sehr bald Ärztinnen und Ärzte die Möglichkeit bekommen, die Impfung zu delegieren, z. B. an Apothekerinnen, Apotheker und Pflegefachkräfte. Ein entsprechender Beschluss liegt bereits vor, der allerdings noch nicht die Einzelheiten regelt. Ja, mein liebes Tagebuch, als Zwischenlösung wäre das durchaus zu akzeptieren – wenn im Januar dann das geänderte Infektionsschutzgesetz kommt, das dann  den Apotheken das Impfen auch ohne Delegation erlaubt.

 

Alles sechs bis sieben Jahre schließen bundesweit rund 1000 Apotheken für immer, sagte ABDA-Präsidentin Overwiening auf der Kammerversammlung Westfalen-Lippe. Mein liebes Tagebuch, eine Zahl, die auch die Politik und die Öffentlichkeit beeindrucken und zum Nachdenken bringen sollte. Für den stetigen Schwund der Apotheken gibt es sicher mehrere Ursachen, aber die Weichen für die anhaltenden Apothekenschließungen habe Anfang der 2000er Jahre das damals SPD-geführte Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gestellt. „Die Giftspritzen des BMG unter Ulla Schmidt wirken lange nach“, so Overwiening. Mein liebes Tagebuch, mit Ullas Giftspritzen ist da wohl der für die Vor-Ort-Apotheke toxischer Cocktail aus Zulassung des Versandhandels und die Freigabe der Preise für OTC-Arzneimittel gemeint. Alle sechs Jahre 1000 Apotheken weniger – da lässt sich rasch hochrechnen, wie unser Apothekenmarkt 2027 aussehen wird…

 

Es ist fast wie ein kleines Hollywood: Der nächste Videoclip (mittlerweile bereits der vierte) aus dem Hause Tenberken ist fertig, rechtzeitig für die Vorweihnachtszeit. Den Kölner Apotheker freut es, den Menschen mit den emotional erzählten Kurzgeschichten im Videoformat den Wert der Apotheke vor Ort nahezubringen. Der neueste Videospot stellt die Apotheke als sozialen Ort, als Ort der Begegnung in den Mittelpunkt. Erzählt wird eine Mutter- Tochter-Geschichte in der Vorweihnachtszeit. Mein liebes Tagebuch, ich finde, diese Videos haben eine große Verbreitung verdient! Apotheker Tenberken stellt den neuen Spot wiederum allen Kolleginnen und Kollegen gerne zur Verfügung, die ihn dann auf ihren Internetseiten der Apotheke einbinden oder in der Offizin zeigen können.

 

Mein liebes Tagebuch, es ist so gut wie sicher: Apotheken werden in die Impfungen gegen Covid-19 einbezogen. Wichtig: Keine Apotheke muss, nicht alle können und wollen. Aber diejenigen, die aktiv in die Impfung miteinsteigen möchten, sollten sich so rasch wie möglich warm laufen und die entsprechenden Vorbereitungen treffen. Dabei haben Apotheken, die bereits gegen Grippe impfen, einen Vorteil: Ihre Schulung gilt auch fürs Impfen gegen Covid-19. Und für die anderen, die noch geschult werden müssen, hat die ABDA bereits ein Kompakt-Schulungsprogramm auf den Weg gebracht. Aber nicht nur die ABDA ist aktiv: Die Apothekenkooperation Elac und der Verband innovativer Apotheken (via) bieten ihren Mitgliedern entsprechende Schulungen an mit Unterstützung aus der Schweiz, wo Apothekerinnen und Apotheker in vielen Kantonen impfen dürfen. Der Haken beim via- Schulungsprogramm: Es ist nicht akkreditiert, da bisher noch die rechtliche Grundlage fehlt. Mein liebes Tagebuch, da besteht doch die Hoffnung, dass diese Schulung auch bei uns anerkannt wird, wenn das geänderte Infektionsschutzgesetz in Kraft ist.

 

Nicht alles dreht sich in dieser Woche um Corona und ums Impfen. Genau, da steht doch noch das E-Rezept ante portas! Wirklich? Mein liebes Tagebuch, also, derzeit sehe ich da nur den Weihnachtsmann vor der Tür. Allenfalls zeigt sich das E-Rezept schemenhaft als Fata Morgana im Hintergrund. Denn derzeit machen die Gematik-Gesellschafter Rabatz, zu Recht. Sie fordern den Gesetzgeber auf, das E-Rezept erst nach ausreichender Testung flächendeckend einzuführen. Und soweit sind wir bekanntlich noch lange nicht. Da wurde vieles verschleppt. Die Gematik sieht die Schuld dabei vor allem bei Kassen und Software-Anbietern, die sich bisher nur sehr unzureichend in die Erprobung des E-Rezepts eingebracht hätten. Seit Juli sollte in der Fokus-Region Berlin-Brandenburg das E-Rezept getestet werden. Jetzt wird öffentlich: Gerade einmal 42 E-Rezepte haben den gesamten Verarbeitungsprozess durchlaufen. Wie bitte? Ein Witz, mein liebes Tagebuch! Das ist doch keine Testphase, so lässt  sich doch keine Praxistauglichkeit für den Regelbetrieb feststellen. Mein liebes Tagebuch, meine Prognose: Wenn unter diesen unzureichenden Voraussetzungen das E-Rezept ab 1. Januar kommen würde, bräche die Arzneiversorgung zusammen. Oder die Ärzte stellen weiterhin treu und brav das gute, alte, rosa Formular aus. Die Gematik hofft zwar noch, dass sich in den letzten Tagen bis zum Jahreswechsel etwas tut und mit Hochdruck vor allem an der Abrechnung zwischen Rechenzentren, Krankenkassen und deren technischen Dienstleistern gearbeitet wird. Aber ist das realistisch – vor allem, wenn bei vielen Ärzten die Software nicht E-Rezept-ready ist? Ein nachweihnachtliches Desaster kündigt sich an. Oder der Gesetzgeber hat ein Einsehen und verschiebt den Start. Auf Sommer (ohne Jahresangabe!).



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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1 Kommentar

Auf los gehts los !

von Ulrich Ströh am 05.12.2021 um 9:16 Uhr

Der Zug mit dem Impfen in Apotheken ist schon längst
auf dem Gleis,

BamS -Schlagzeile vom heutigen Sonntag:

Die ersten Apotheker sind bereit zum Impfen !
Mehr als 1000 geschulte Apotheker im Rheinland !

Zur Wahrnehmung des Apothekers*Innen als Heilberufler passt das!
…wenn es mit der Umsetzung jetzt nicht zu lange dauert !

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