Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

05.12.2021, 07:30 Uhr

Keine Frage, wir helfen beim Impfen gegen Covid-19. Die Politik und die Öffentlichkeit will es! (Foto: Alex Schelbert)

Keine Frage, wir helfen beim Impfen gegen Covid-19. Die Politik und die Öffentlichkeit will es! (Foto: Alex Schelbert)


3. Dezember 2021

Natürlich, das war zu erwarten: Ärztefunktionäre wettern mit abstrusen Vergleichen und Meinungsäußerungen gegen das Vorhaben der Politik, auch andere Heilberufe wie Apotheker, Zahn- und Tierärzte in die Impfungen gegen Covid-19 einzubinden. Auf der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) verabschiedeten die Delegierten einen Antrag, in dem sie sich gegen das Impfen in den Apotheken aussprechen. Der Gynäkologe Rolf Englisch zog beispielsweise den Vergleich: Apotheker:innen impfen zu lassen sei, als würde man eine:n Flugbegleiter:in ein Flugzeug fliegen lassen. Und die Vorsitzende der Vertreterversammlung, Petra Reis-Berkowicz, argumentiert mit dem Hinweis, die Impflinge seien für die Apothekerinnen und Apotheker „völlig fremde Menschen“, deren körperlicher und seelischer Zustand ihnen nicht bekannt sei. Und der Laborarzt Andreas Bobrowski setzt gleich noch eins drauf: Auch das Testen auf SARS-CoV-2 gehöre ausschließlich in die Praxen. Mein liebes Tagebuch, wenn das eigentliche Thema dahinter, nämlich die rasche Hilfe für die Bevölkerung und die pandemische Lage, nicht so ernst wäre, müsste man über so viel Unsinn und Arroganz wirklich laut lachen. Im Ernst, mein liebes Tagebuch, für solche Machtspielchen haben wir keine Zeit mehr. Die Politik wird handeln.

 

Dass diese Äußerungen einiger Ärztinnen und Ärzte bei weitem nicht die Meinung aller ist, zeigt eine Aktion, die Apotheker Dr. Christian Fehske von der Rathaus-Apotheke in Hagen mit auf die Beine gestellt hat: An diesem Wochenende läuft ein Impf-Event gegen Covid-19. Auf einem großen Parkplatz in Hagen wurde ein Drive-in-Zelt aufgestellt: Die Impfwilligen fahren dort mit dem Auto vor, werden zunächst von Ärzten aufgeklärt und danach in ihren Fahrzeugen von Ärzten und Apothekern (!) geimpft. Möglich werden die impfenden Apothekerinnen und Apotheker dadurch, dass sich die Ärztinnen und Ärzte von den Impfkenntnissen der geschulten Apothekers überzeugt und ihnen dann offiziell dazu die Erlaubnis erteilt haben. So geht’s also auch. Mein liebes Tagebuch, was in Hagen abläuft, entspricht bereits in etwa, was die Politik derzeit für die Zeit bis zum Jahreswechsel plant: Ärzte sollen das Impfen auch an Apotheker delegieren dürfen.

 

Nachdem bereits der Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen in einer Umfrage die Impfbereitschaft seiner Mitgliedsapotheken abgefragt hat, will es nun auch die ABDA wissen: In einer Blitzumfrage will sie herausfinden, was die Apotheken und ihre Teams davon halten, schon bald auch gegen Covid-19 impfen zu dürfen. ABDA-Präsidentin Overwiening geht davon aus, dass „nicht alle, aber viele Apotheken“ schnell in der Lage sein werden zu impfen. Übrigens, die DAZ hat schon im vergangenen Sommer ihre Leserinnen und Leser gefragt – rund die Hälfte der Teilnehmenden zeigte sich seinerzeit offen. Wir sind gespannt, wie es jetzt aussieht, wo es wirklich ernst wird. Also, machen Sie mit bei der ABDA-Umfrage.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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1 Kommentar

Auf los gehts los !

von Ulrich Ströh am 05.12.2021 um 9:16 Uhr

Der Zug mit dem Impfen in Apotheken ist schon längst
auf dem Gleis,

BamS -Schlagzeile vom heutigen Sonntag:

Die ersten Apotheker sind bereit zum Impfen !
Mehr als 1000 geschulte Apotheker im Rheinland !

Zur Wahrnehmung des Apothekers*Innen als Heilberufler passt das!
…wenn es mit der Umsetzung jetzt nicht zu lange dauert !

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