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Herausfoderung für die Logistik
Rechenspiele um Impfstoff-Nachschub
Kein Planen möglich
Dass der Kreis der Impfberechtigten um Apotheken und Zahnärzte erweitert werden soll, stößt bei den Kassenärzten erwartungsgemäß auf wenig Gegenliebe: Wünschenswerter wäre es, dass zuerst einmal die Praxen so impfen könnten, wie sie das gerne täten, ärgert sich KBV-Chef Gassen: „Wem hilft es, wenn wir Vertragsärzte mit Apothekern, Zahn- und von mir aus auch noch Tierärzten um nicht vorhandenen Impfstoff konkurrieren? Wir stehen schlichtweg mit leeren Händen da.“
Der sprunghafte Nachfrageanstieg der vergangenen Wochen gegenüber der beinahe völligen Flaute im Spätsommer macht dem Großhandel das Planen schwer: Mit Arbeit an den Wochenenden, Frühschichten und zusätzlichen Kapazitäten über Speditionen versuche man die Nachfrageschwankungen abzufangen, berichten die Unternehmen. Was viele allerdings beunruhigt, sind ungeklärte Prozesse für die kommenden Aufgaben: Wie wird knapper Impfstoff zwischen Ärzten und Apotheken aufgeteilt? Wie melden Apotheken den eigenen Bedarf an, wie rechnen sie ab, welche Berechtigungen und Zertifikate müssen Apotheken vorlegen, damit sie mit Impfstoff für den eigenen Bedarf beliefert werden können?
ABDA sieht Abstimmungsbedarf
Zur Logistik rund um die Impfungen in Apotheken gebe es großen Abstimmungsbedarf, betont auch die ABDA. Das BMG verweist auf den neuen Pandemie-Krisenstab im Bundeskanzleramt.
„Das BMG konnte in Verhandlungen mit anderen EU-Ländern, die aktuell ihre Biontech-Dosen nicht vollumfänglich benötigen, erreichen, dass drei Millionen Dosen Biontech zusätzlich in dieser Woche an den Bund geliefert werden. Diese sollten in der vergangenen und zu Beginn der laufenden Woche (KW 50) den Bundesländern direkt für ihre öffentlichen Impfzentren und -kampagnen zur Verfügung gestellt werden“, meldete das Bundesministerium noch vor einer Woche. Außerdem würden zumindest in der 50. Kalenderwoche wieder deutlich mehr Impfdosen von Biontech über den Großhandel an die impfenden Stellen, insbesondere an die Arztpraxen, ausgegeben. Insgesamt acht Millionen Dosen Biontech und mehr als zehn Millionen weitere Booster-Dosen Moderna stellt der Bund in Aussicht.
Fachleute senden verschiedene Signale
Sollte Omikron die Impfentscheidung bei Kindern beeinflussen?
Inzwischen lässt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Zweifel aufkommen, dass die jüngsten Lieferzusagen eingehalten werden können. Innerhalb der kommenden drei Wochen könnten in Deutschland etwa 3,2 Millionen Dosen Biontech ausgeliefert werden, sagte er am Mittwochabend im ZDF. „Das ist aber viel weniger als das, was die Ärztinnen und Ärzte jede Woche abrufen.“
KBV: Wöchentliche Impfstoffauslieferung ein Glücksspiel
Die KBV reagiert frustriert: „Wir brauchen Transparenz und vor allem ganz schnell genügend Impfstoffe. Es kann nicht sein, dass die wöchentliche Impfstoffauslieferung ein Glücksspiel ist, bei dem die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen nie wissen, ob sie das erhalten, was sie auch bestellt haben“, kritisiert KBV-Chef Gassen. Arztpraxen könnten für die Woche ab dem 20. Dezember bis zu 30 Dosen je Arzt bestellen, hatte die KBV gemeldet. Das war allerdings vor der jüngsten Bestandsaufnahme. In vollem Umfang ausgeliefert werden dagegen laut BMG die Bestellungen für den Kinderimpfstoff von Biontech. Die Arztpraxen hätten rund 800.000 Dosen angefordert, die seit heute bis spätestens Mittwoch komplett ausgeliefert würden. Nächster Bestelltermin für den Kinderimpfstoff ist der 4. Januar, die Auslieferung der für diese Woche voraussichtlich zur Verfügung stehenden 1,25 Millionen Dosen erfolgt dann ab dem 10. Januar.
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