Praktische Tipps zur COVID-19-Impfung in den Apotheken

Kemmritz: „Das Impfmanagement wird wichtiger sein als alles andere“

Berlin - 23.12.2021, 16:45 Uhr

Was können Apotheker schon vorbereiten für künftige Corona-Impfungen? (Foto: Apothekerkammer Berlin)

Was können Apotheker schon vorbereiten für künftige Corona-Impfungen? (Foto: Apothekerkammer Berlin)


Aufziehen der Spritzen, Impfstoff und Zeitplan

Das Aufziehen der Spritzen

Ein wichtiger Unterschied zur Grippeimpfung ist, dass bei der Impfung gegen COVID-19 die Spritzen vor Ort selbst aufgezogen werden müssen. Bekanntermaßen ist das nicht ganz trivial: Die mRNA in Comirnaty (Biontech/Pfizer) und Spikevax (Moderna) ist erschütterungsempfindlich. Zudem sind angebrochene Vials nur wenige Stunden haltbar. Was in eine Spritze aufgezogen wurde, muss sofort (innerhalb einer Stunde) verimpft werden. Schulungsvideos stellen unter anderem die Apothekerkammer Westfalen-Lippe und die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung bereit.

Anders als Teilschritte, bei denen die Impflinge anwesend sein müssen, kann das Aufziehen laut Ertner zum Beispiel auch im Labor erfolgen. Allerdings ist das aus seiner Sicht ein weiterer Grund, das Impfen in die Mittagspause oder die Zeit nach Ladenschluss zu legen. Denn dann dürfte in vielen Apotheken das Herstellen von Rezepturen nicht möglich sein. „Wir müssen uns davon verabschieden, dass wir alle Leistungen immer sofort im laufenden Betrieb erbringen können“, kommentierte Kemmritz.

Der Impfstoff

Im Zusammenhang mit dem Aufziehen müssen sich impfwillige Apotheken eine weitere Frage stellen: Welchen Impfstoff können und wollen sie verimpfen? Die kurzen Haltbarkeiten nach Anbruch machen spontane Entscheidungen praktisch unmöglich, die Zahl der zu impfenden Menschen muss vorab feststehen – und auch, dass sie für den jeweils angebotenen Impfstoff die geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten sind. So wird etwa vom Einsatz von Spikevax bei Personen unter 30 Jahren abgeraten. Sie zeitgleich mit Impflingen einzuladen, die das Präparat von Moderna bekommen sollen, könnte zu praktischen Problemen führen.

Hat eine Apotheke allerdings genug Kapazitäten, mehrere Impfstoffe parallel zu verimpfen, bietet es sich an, die verschiedenen Vakzinen in den zum Teil unterschiedlichen Dosierungen (Grundimmunisierung und Auffrischimpfung bei Moderna, Kinder- und Erwachsenendosis bei Biontech) farblich zu kennzeichnen, um Verwechslungen auszuschließen.

Der Zeitplan

Ist ein Vial erstmal angebrochen, muss es noch am selben Tag vollständig verimpft werden. Das könnte insbesondere in der letzten Impf-Stunde kritisch werden, unterstrich Ertner. Fällt zwischendrin ein Impfling aus, kann die Spritze einfach dem nächsten appliziert werden. Am Ende jedoch steht womöglich niemand mehr bereit – ist dann ein Vial Spikevax angebrochen, das gut 20 Auffrischdosen enthält, führt das wohl unweigerlich zu Verwürfen, die in der Summe der Tage und Apotheken viel ausmachten. Erfahrungsgemäß erscheine immer ein gewisser Anteil der angemeldeten Impflinge nicht – dann empfiehlt es sich, einen Plan B zu haben und etwa mit Nachrückerlisten zu arbeiten. Auch sei zu überlegen, immer ein paar Impfwillige mehr einzuladen, als man tatsächlich bedienen könne (Überbuchung).



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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