Hydrophile Hydrocortisonacetat-Creme (NRF 11.15)
- Hydrocortisonacetat (mikrofein gepulvert) 0,125 g
- Glycerol 85% nach Bedarf
- Nichtionische hydrophile Creme DAB (konserviert mit Sorbinsäure 0,1%)
zu 50,0 g
Alle Jahre wieder ... der Ringversuch. Der Prüfzeitraum für den ersten läuft bereits. Dieses mal müssen die teilnehmenden Apotheken ihr Können und ihre Sorgfalt in der Rezeptur mittels einer halbfesten Zubereitung mit Hydrocortisonacetat unter Beweis stellen, genauer gesagt mit der hydrophilen Creme mit Hydrocortisonacetat. Was ist zu beachten?
Zu den relevanten Prüfparametern der hydrophilen Creme mit Hydrocortisonacetat zählen die Identität des Wirkstoffs, der Gehalt und die Verteilung, die galenische Beschaffenheit der Creme und die Partikelgröße des Arzneistoffs.
Weiterhin können Apotheken auch die Kennzeichnung der fertigen Rezeptur und die mikrobiologische Qualität überprüfen lassen.
Der Prüfzeitraum für den ersten Ringversuch hat bereits begonnen. Noch bis zum 31. Juli können Apotheken die eingeschickte Zubereitung vom Zentrallaboratorium (ZL) untersuchen lassen und ein Zertifikat erhalten.
Für den aktuellen Ringversuch eignet sich die Herstellung von 50 Gramm einer 0,25-prozentigen hydrophilen Hydrocortisonacetat-Creme (NRF 11.15.). In der Apotheke wird dann ein geeignetes Verfahren zur Herstellung der O/W-Zubereitung ausgewählt.
Hydrocortisonacetat gehört in der vierstufigen Wirkstärkeskala der Glucocorticoide in die Gruppe der schwach wirksamen Substanzen. Chemisch gesehen handelt es sich bei der Substanz um einen C21-Ester der Alkoholform Hydrocortison.
Grundsätzlich zeigen Glucocorticoide, die am C21-Atom verestert sind, praktisch keine Bindung an den Glucocorticoid-Rezeptor in der Haut. Es handelt sich daher um Prodrugs, die in der Haut aktiviert werden. Dies gilt auch für Hydrocortisonacetat, welches durch Esterhydrolyse zum wirksameren Hydrocortison umgewandelt wird.
Aus galenischer Sicht bietet Hydrocortisonacetat den Vorteil der besseren Stabilität in Rezepturen mit höheren pH-Werten und in Kombination mit weiteren Wirkstoffen wie Zinkoxid und Clotrimazol.
Hydrocortisonacetat ist wie auch Hydrocortison schlecht wasserlöslich. Da auch die Löslichkeit in Lipiden begrenzt ist, liegt die Substanz in Dermatika üblicherweise suspendiert vor.
Zubereitungen mit Hydrocortisonacetat werden meist bei entzündlichen und pruriginösen Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Kontaktekzem und Sonnenbrand eingesetzt.
Die hydrophile Hydrocortisonacetat-Creme lässt sich klassischerweise durch Einsatz von Fantaschale und Pistill herstellen. Dazu wird zunächst die mikrofein gepulverte Rezeptursubstanz auf der Analysenwaage auf einer Wägeunterlage abgewogen und in eine mit Pistill tarierte Fantaschale überführt.
Als Inprozessprüfung wird empfohlen, die verwendete Wägeunterlage zurückzuwiegen. Der angezeigte Wert darf dabei nicht höher als 1,0% der Wirkstoffmasse sein. Bei der 0,25-prozentigen Creme und einer Menge von 50 g darf die Restmenge auf der Wägeunterlage also 0,0012 g nicht überschreiten.
Um eine homogene Zubereitung zu erhalten, muss der Arzneistoff im nächsten Schritt mit einem Anreibemittel angerieben werden. Das Anreiben des Arzneistoffs ermöglicht eine Beseitigung von Agglomeraten vor Zugabe der Dermatika-Grundlage. Idealerweise ist das Anreibemittel Bestandteil dieser Grundlage und darf nur ein geringes Lösevermögen für den zu suspendierenden Arzneistoff haben.
Das NRF empfiehlt zum Anreiben von Hydrocortisonacetat die Flüssigkeit Glycerol 85%. Die benötigte Menge richtet sich nach dem Wirkstoffgehalt. Bei Wirkstoffmengen von 100 mg oder mehr wird ein Teil Hydrocortisonacetat zunächst mit zwei Teilen Glycerol 85% unter mehrmaligem Abschaben zu einer weißen Suspension angerieben.
Die Anreibung kann dann mit zwei weiteren Teilen Anreibemittel bezogen auf die Wirkstoffmenge verdünnt werden. Anschließend kann die Nichtionische hydrophile Creme DAB schrittweise dazugegeben werden, dabei wird zunächst mit rund einem Fünftel der Ansatzmenge begonnen.
Im Ringversuch soll Hydrocortisonacetat mit der O/W-Grundlage Nichtionische hydrophile Creme DAB verarbeitet werden. Diese ist auch unter dem Namen Unguentum emulsificans nonionicum aquosum bekannt und besteht aus den Hilfsstoffen
Die weiße Creme wird durch Sorbinsäure 0,1% vor mikrobiellem Befall geschützt. Ihr pH-Wert liegt im leicht sauren Bereich bei 3,6. Vorgefertigt ist die Grundlage auch abweichend zur DAB-Vorschrift mit Kaliumsorbat und Sorbinsäure konserviert erhältlich. Hier ist darauf zu achten, dass die Bezeichnung „DAB“ bei der Kennzeichnung der Rezeptur dann nicht verwendet werden darf.
Eine Einstellung des pH-Werts ist bei der hydrophilen Hydrocortisonacetat-Creme nicht nötig. Der pH-Wert liegt durch das saure Konservierungsmittel bereits im für den Wirkstoff günstigen Bereich. Der rezeptierbare pH-Bereich für Hydrocortisonacetat liegt zwischen pH 3 und 7.
Grundsätzlich kann die Zubereitung auch mittels automatischer Rührsysteme hergestellt werden. Dabei sind die gerätespezifischen Angaben der Hersteller zu beachten. Ein Anreiben mit Glycerol 85% entfällt in diesem Fall.
Für eine homogene Verteilung des Wirkstoffs in der Grundlage ist es wichtig, dass dieser beispielsweise beim TopiTec®-Mischsystem nach dem Sandwich-Verfahren eingewogen wird. Während des Mischvorgangs findet in automatischen Rührsystemen keine Teilchenzerkleinerung mehr statt. Alle nötigen Maßnahmen zur Vermeidung von Wirkstoffaggregaten müssen deshalb davor erfolgen.
Wird für die Herstellung ein Rührsystem verwendet, sollte am Ende die Zubereitung auf Wirkstoffagglomerate kontrolliert werden. Dazu wird eine Menge von maximal 0,5 g aus der Creme entnommen und diese gleichmäßig auf einer Glasplatte ohne Druck ausgestrichen.
Über einer schwarzen Unterlage oder vor einer hellen Lichtquelle dürfen keine Agglomerate zu erkennen sein. Im Auflicht sind diese als helle, im Durchlicht als dunkle Flecken zu erkennen.
Die fertige Zubereitung kann in eine Aluminiumtube oder eine Spenderdose abgefüllt werden. Als konservierte hydrophile Creme beträgt die Aufbrauchfrist in der Tube ein Jahr, in der Spenderdose sechs Monate.
Der Wirkstoff Hydrocortisonacetat muss auf dem Etikett nach Art und Menge angegeben werden. Falls die Einwaage an Hydrocortisonacetat aufgrund eines Korrekturfaktors erhöht war, so ist darauf zu achten, dass bei der Kennzeichnung nur die ursprünglich verordnete Menge angegeben wird.
Weiterhin müssen alle eingesetzten Hilfsstoffe mit Namen auf das Etikett geschrieben werden, die alleinige Angabe der Grundlage wäre nicht ausreichend.
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