Stellungnahmen zur Änderung der TestV

Laborärzte lehnen PoC-NAT-Tests in Apotheken ab

Berlin - 09.02.2022, 13:45 Uhr

PoC-NAT-Tests in den Apotheken sind so gar nicht nach dem Geschmack der Laborärzte. (Foto: privat)

PoC-NAT-Tests in den Apotheken sind so gar nicht nach dem Geschmack der Laborärzte. (Foto: privat)


Um die Kapazitäten bei PCR-Tests zu erhöhen, will das BMG die Vergütung unter anderem der Apotheken, die Menschen per PoC-NAT-Test auf SARS-CoV-2 testen, erhöhen. Das sehen die Laborärzte gar nicht gern: Sie warnen davor, die Fehler zu wiederholen, die der Verordnungsgeber schon bei den Bürgertests gemacht habe.

Seit dem 11. Januar dieses Jahres dürfen Apotheken zulasten des Staats PoC-NAT-Tests anbieten. Ziel ist es, die Labore zu entlasten, die langsam aber sicher an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Bisher machen allerdings nur wenige Apotheken mit, denn mit 30 Euro je Test plus 8 Euro für den Abstrich ist die Vergütung kaum kostendeckend.

Dieses Problem hat auch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) erkannt und bessert nach: Noch diese Woche soll eine Änderung der Coronavirus-Testverordnung (TestV) in Kraft treten, mit der den Apotheken zunächst befristet von Anfang Februar bis Ende März eine Vergütung in Höhe von 43,56 Euro je Test zugesichert wird. Die ABDA fordert in ihrer Stellungnahme zum Entwurf eine Klarstellung, dass es sich dabei um Netto-Beträge handelt.

Auch andere Verbände bekamen die Gelegenheit, zum Entwurf der Änderungsverordnung Position zu beziehen. Getan haben es etwa der Verband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) und der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL). Sie sind sich einig: Apotheken und andere Anbieter sollten lieber die Finger vom Testen lassen.

ALM: Diagnostische Qualität in Gefahr

„Wir weisen hier noch einmal darauf hin, dass die Ermöglichung von SARS-CoV-2-NAT-Tests kein geeignetes Mittel ist, die Testkapazitäten signifikant zu erhöhen“, schreibt ALM. Weiter heißt es in der Stellungnahme: „In den Händen nicht dafür ausgebildeter fachfremder Personen entstehen große Risiken im Hinblick auf die diagnostische Qualität.“ Die NAT-Teste werden demnach, entgegen der Regelung in der Testverordnung, meist gegen Entgelt auch für symptomatische Personen eingesetzt. Die Folge: „In den fachärztlichen Laboren kommt es zunehmend zur Überprüfung zuvor negativer NAT-Ergebnisse bei klar symptomatischen Personen, teils auch mit eindeutig positivem SARS-CoV-2-Antigen-Test, mit dann eindeutig positivem SARS-CoV-2-PCR-Befund.“ Zudem vermisst der Verband die nötigen Kontrollen, um die Qualität der Diagnostik zu sichern.

BDL: PoC-NAT-Tests sind nicht zuverlässig genug

Auch der BDL kann sich mit testenden Apotheken nicht anfreunden. Durch die geplante Erhöhung der Vergütung würden Anreize geschaffen, die PCR-Diagnostik nicht wie bisher in einem mikrobiologischen Labor, sondern an jedem beliebigen Ort in einem Testzentrum stattfinden zu lassen. „Hierdurch werden nicht nur Maßnahmen des Arbeitsschutzes umgangen, sondern auch die strengen Regelungen zur Qualitätssicherung und Transparenz im laborärztlichen Bereich“, bemängeln die Laborärzte in ihrer Stellungnahme. „Dies kann so nicht hingenommen werden.“

Keine Hilfe in der aktuellen Welle

Zudem, so ihre Einschätzung, dürfte das Testen auch in den Apotheken aufgrund von Gerätelieferzeiten und der Verfügbarkeit von Testmaterial für die aktuelle Coronawelle keine Bedeutung haben. „Methodisch muss darüber hinaus angemerkt werden, dass sämtliche PoC-PCR-Geräte ein Lyse-Verfahren statt der im Labor üblichen Extraktionen einsetzen“, ergänzt der BDL. Dieses Verfahren gelte als deutlich unzuverlässiger in der Diagnostik im Vergleich zu klassischen, in allen Laboren durchgeführten PCR-Testungen.

Auch stören sich die Laborärzte daran, dass der Begriff „PoC-NAT“ nicht eindeutig definiert sei. Allgemein würde man darunter die typischen Einzelmessgeräte verstehen, zum Beispiel Abbott ID Now und Cepheid-Einkanalgerät. „Daneben befinden sich in zunehmendem Maße aber auch Mehrkanalsysteme auf dem Markt, die ebenfalls unter dem Label PoC-NAT-Diagnostik angeboten werden. Eine finanzielle Besserstellung dieser Systeme bedeutet nichts anderes, als die PCR-Testungen aus dem vorgeschriebenen und sicheren Bereich eines mikrobiologischen S2-Labors herauszuholen und in einer Umgebung durchzuführen, in der diese Voraussetzungen nicht gegeben sind. Das Desaster bei den Antigenschnelltests, bei denen ebenfalls monetäre Anreize vor eine sichere Qualität gestellt wurden, sollte Grund genug sein, diesen Fehler bei den PCR-Testungen nicht noch einmal zu wiederholen.“



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

klar

von Karl Friedrich Müller am 10.02.2022 um 9:33 Uhr

natürlich lehnen sie es ab. Wer Dienstag frontal21 im ZDF gesehen hat, weiß, dass die Ärzte noch viel mehr ablehnen. Dass die dafür verantwortlich sind, dass es in Deutschland weniger PCR Tests gibt als allein in Wien, dass man lobbyiert hat, um die eigenen Pfründe zu sichern und den Preis hoch zu halten... In Österreich sind die viel billiger.
Es ist eine Schande,, dass Ärzte wegen des Geldbeutels die Sicherheit der Bevölkerung behindern und gefährden, verantwortlich für Krankheit und Tod. Das BMG macht das auch noch mit.
Diese Leute gehören aus dem Beruf entfernt.

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