Falsche Fakten

Von gestern und ungelernt: Was Mayd Investoren über Apotheken erzählt

Stuttgart - 22.02.2022, 07:00 Uhr

Das Liefer-Start-up Mayd hat Großes vor, und dafür braucht es Geld. (Foto: Screenshot getmayc.com)

Das Liefer-Start-up Mayd hat Großes vor, und dafür braucht es Geld. (Foto: Screenshot getmayc.com)


Arzneimittellieferplattformen wie Mayd, First A und Curando expandieren derzeit massiv. Insbesondere vom E-Rezept versprechen sie sich massiven Aufwind. Dazu brauchen sie neben Partnerapotheken vor allem eines – Geld. Es müssen also Investoren her. Bei der Vorstellung ihres Geschäftsmodells zeichnen die Mayd-Gründer allerdings ein Bild von den Apotheken, das ihren „Partnerapotheken“ nicht gefallen dürfte. So beschäftigten diese beispielsweise „mostly uneducated sales-people instead of medical advisors”, heißt es in einer Präsentation für potenzielle Geldgeber. Die hätte allerdings so nicht nach außen hätte gehen sollen, wie Mayd im Nachhinein erklärt. 

Mayd, First A oder Kurando wollen für Arzneimittel das aufbauen, was beispielsweise Lieferando für Essen aus dem Restaurant bietet und Gorillas für Lebensmittel: Eine Lieferplattform, über die Kund:innen, wenn sie im Liefergebiet wohnen, das gewünschten Produkt per App bestellen können und innerhalb von kurzer Zeit geliefert bekommen. Ausgehend von Berlin wollen die Start-ups nach und nach die Ballungsräume Deutschlands erobern. Dazu brauchen sie zum einen Partnerapotheken, denn selbst dürfen sie ja keine Arzneimittel an den Mann beziehungsweise die Frau bringen. Zum anderen brauchen sie Kapital, um zu wachsen. Und dafür suchen sie Investoren.

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Mayd sammelt weitere 30 Millionen Euro ein

Aktuell scheint das ganz gut zu gelingen. So verkündete Mayd – das Kürzel steht für „Meds At Your Doorstep“ (Medikamente an die Haustür) – erst Ende Januar, dass man sich in einer neuen Finanzierungsrunde 30 Millionen Euro sichern konnte. Bereits vor einigen Monaten hatte das Unternehmen 13 Millionen Euro als Anschubfinanzierung erhalten. Mit dem neuen Geld will Mayd seine Expansion in Deutschland und Europa vorantreiben. Mitverantwortlich für die Goldgräberstimmung in der Branche dürften die Verheißungen des E-Rezepts sein. Die Lieferplattformen erhoffen sich dadurch, auch ein Stück vom Rx-Kuchen abzubekommen. Aktuell ist ihr Angebot auf nicht Verschreibungspflichtiges beschränkt. Hintergrund ist, dass das Rezept in der Apotheke vorliegen muss, bevor die Arzneimittel an den Radfahrer übergeben werden, der wie bei Lieferando und Co. die Auslieferung übernimmt.

Präsentation für Investoren

Der DAZ-Redaktion liegt nun eine Präsentation vor, mit der offenbar Mayd versucht, den potenziellen Geldgebern die Millionen zu entlocken. Neben dem Potenzial, das der Markt insbesondere mit der Verbreitung des E-Rezepts künftig haben soll – die Gründer sprechen von einer „20 billions opportunity“ – wird auch die aktuelle Situation im Apothekenmarkt dargestellt. Und die ist, glaubt man den beiden Gründern Hanno Heintzenberg und Lukas Pieczonka, desaströs. Sofort- und taggleiche Lieferung wie eben bei den Lieferdiensten für Lebensmittel und Restaurantessen, aber auch durch Telemedizinanbieter wie Kry, habe das Servicelevel massiv verbessert, wohingegen es den Apotheken heutzutage seit langem an Innovationskraft fehle. 

Update: Laut Mayd handelt es sich bei der vorliegenden Präsentation um eine interne, nicht autorisierte Version aus Q2 2021, die längst korrigiert worden sei. Die vollständige Stellungnahme finden Sie hier. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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2 Kommentare

Nicht vergessen den city lifestyle der Mitarbeiter

von Andreas Gruenebaum am 22.02.2022 um 19:00 Uhr

Auch die Apothekenmitarbeiter in der Großstadt verlangen nach einer Berücksichtigung des "City Lifestyle" - also Arbeit Montag - Freitag Vormittag und am Wochenende frei! Dann bleibt nur noch online Belieferung aus Bangladesh, solange es wenigstens hierzulande noch geduldige Ausfahrer bei den Lieferdiensten gibt.

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Mayd

von Ingrid Schierle am 22.02.2022 um 8:09 Uhr

Diese Verleumdungen zu lesen ist doch ein Schlag ins Gesicht eines jeden Apothekers! Für mich völlig unverständlich, wie auch nur eine einzige Apotheke mit derartigen Diensten zusammenarbeiten kann. Wie deutlich müssen die denn noch werden, damit die lieben Kollegen erkennen, dass sie die letzten sind, um deren Interessen es sich hier dreht, sondern dass sie bereitwillig Ihr eigenes Grab schaufeln!

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