- DAZ.online
- News
- Debatte & Meinung
- Mein liebes Tagebuch
13. April 2022
Interessante Frage: Wie nachhaltig ist das E-Rezept? Nach einer Recherche der Marketingagentur „The Medical Network“ könnte die Umstellung vom Papier- zum E-Rezept unter dem Aspekt Nachhaltigkeit deutliche Vorteile haben. Der Digitalisierungsexperte Florian Giermann rechnet vor, dass das Potenzial sogar noch größer sein könnte als bisher angenommen. So könnte beispielsweise deutlich mehr Papier eingespart werden als von der Marketingagentur angenommen. Außerdem müsste man auch die Ersparnis an Wegen in die Berechnungen mit einbeziehen. Interessante Gedanken, mein liebes Tagebuch, andererseits führen solche Gedankenspiele oft zu noch viel komplexeren Fragestellungen als anfangs gedacht. So fragt sich auch Giermann, wie es mit dem Stromverbrauch beim E-Rezept aussieht. Und noch weiter gedacht: Für IT-Geräte wie Server, Drucker, Smartphones, Notebooks und Co. werden Rohstoffe wie Kupfer, Wolfram oder seltene Erden benötigt. Wie umweltfreundlich und nachhaltig werden diese Geräte gebaut und die Rohstoffe gewonnen? Mein liebes Tagebuch, ist es überhaupt möglich, all die vernetzten Ketten mit in die Nachhaltigkeitsberechnungen miteinzubeziehen? Schwierig. Für Giermann überwiegen dennoch die Vorteile des E-Rezepts fürs Klima: Da ist vor allem weniger Feinstaubausstoß durch einen geringeren Papierverbrauch.
Gut, dass der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) wieder einmal auf die große Bedeutung der Selbstmedikation für unser Gesundheitssystem hinweist: „Gesamtgesellschaftlich setzt die Selbstmedikation bereits heute GKV-Ressourcen im Wert von 16 Milliarden Euro pro Jahr frei und vermeidet 4,8 Milliarden Euro an volkswirtschaftlichen Produktivitätsverlusten“, heißt es in einem BAH-Faktenblatt. Und es könnte noch mehr sein, denn das Potenzial der Selbstmedikation sei noch lange nicht voll ausgeschöpft. Da sind noch Wirtschaftlichkeitsreserven von bis zu 3,7 Mrd. Euro für die GKV und 1,1 Mrd. Euro für die deutsche Volkswirtschaft drin, heißt es im Faktenblatt weiter. In 82 Mio. Fällen könnten zusätzlich Arztbesuche durch Selbstbehandlung substituiert werden, also etwa ein Arztbesuch pro Einwohner weniger. Fazit: „Der Selbstmedikation sollte zukünftig ein steigender Wert zuerkannt und ihre Rahmenbedingungen verbessert werden.“ So fordert der BAH u. a., dass die Entlassung von Arzneistoffen aus der Verschreibungspflicht modernisiert werden müsste. Außerdem müsste die Apothekenpflicht und der niedrigschwellige Zugange zu wirksamen Therapien gestärkt sowie die Rolle der Apotheke als Ort der primären Gesundheitsversorgung weiter ausgebaut werden. Unbedingt, mein liebes Tagebuch, denn die Apotheken sind Teil der Selbstmedikation. Die Politik sollte diesen Zugang zur Selbstmedikation stärken. Sie könnte dadurch fürs Gesundheitswesen weitere Einsparungen realisieren.
5 Kommentare
E-Rezept spart Papier
von Friedemann Ahlmeyer am 17.04.2022 um 10:57 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Mal was Neues wagen…beim Tagebuch
von Ulrich Ströh am 17.04.2022 um 9:24 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Mal was Neues wagen…beim Tagebuch
von Conny am 17.04.2022 um 10:09 Uhr
Danke!
von Peter Ditzel am 17.04.2022 um 8:43 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Ostern 22
von Dr.Diefenbach am 17.04.2022 um 8:18 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.