Phytotherapie bei Stoffwechselstörungen

LDL-Senkung dank Flohsamenschalen und Knoblauch?

Meran - 27.05.2022, 09:15 Uhr

Während sich Knoblauchpulver laut Professor Fürst mit seiner Indikation weit aus dem Fenster lehnt, spendeten ihm seine Student:innen viel Applaus vom Balkon. (Foto: DAZ)

Während sich Knoblauchpulver laut Professor Fürst mit seiner Indikation weit aus dem Fenster lehnt, spendeten ihm seine Student:innen viel Applaus vom Balkon. (Foto: DAZ)


Der Knoblauch lehnt sich „weit aus dem Fenster“

Anders als Indische Flohsamenschalen ist Knoblauchpulver tatsächlich „als Adjuvans zur Vorbeugung von Atherosklerose“ indiziert, allerdings nur als traditionelles Arzneimittel registriert. Der Evidenz werden hier die zahlreichen verschiedenen Inhaltsstoffe je nach Präparation zum Verhängnis. Fürst betonte, dass man nicht „Äpfel mit Birnen vergleichen“ dürfe und hält die Wortwahl der Indikation entsprechend für mutig.

„Bauchschmerzen bis Flatulenz“ bei Curcumin?

Fürst ging noch auf zahlreiche weitere diskutierte Pflanzen(stoffe) und weitere Indikationen ein. So betonte er etwa bei Diabetes und Zimt, dass Studien zu echtem Zimt nur schwer zu finden seien, nach seiner Recherche bei ihm aber das Bauchgefühl zurückbleibe: „Zimt müsste man besser untersuchen“. Bei Curcumin sprach Fürst generell von einer „inneren Nervosität“, weil es „gegen alles“ helfen soll – man solle genau hinschauen. 

(Foto: DAZ)
Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe äußerte sich aus dem Publikum zu Curcumin.

Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe (Lehrstuhlinhaberin für Pharmazeutische und Medizinische Chemie in Würzburg) äußerte sich in der anschließenden Fragerunde deutlicher: Curcumin sollte eigentlich gar nicht eingenommen werden, weil es sich um eine hochreaktive Substanz handle. Man solle sie nicht etwa durch Mizellen-Technologie verfügbarer machen.

Bei Adipositas bezeichnete Fürst eine RCT zu einem Bohnenhülsenextrakt als interessant. Bei der Hyperthyreose erwähnte er zwar das Wolfstrappkraut, und dass Symptome damit deutlich reduziert werden könnten, jedoch gebe es keine wirklich gut gemachte klinische Studie.

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Gicht – ein Highlight der Phytotherapie

Als es schließlich um die Gicht ging, konnte Fürst die Herbstzeitlose als „echtes Highlight“ der Phytotherapie präsentieren, weil dort der Wirkmechanismus gut untersucht ist. Fürst betonte aber, dass aufgrund der geringen therapeutischen Breite von Colchicin, entsprechende Präparate nicht mehr als „pflanzliche Arzneimittel“ bezeichnet werden dürfen, und die maximal applizierbare Menge pro Packung reduziert werden musste, sodass sie für maximal zwei Gichtanfälle ausreicht, um Überdosierungen zu verhindern. Apotheker:innen müssen aber weiterhin genau über das Dosierungsschema aufklären und darauf hinweisen, dass Magen-Darm-Beschwerden erste Anzeichen einer Intoxikation sein können. Dann soll man Colchicin sofort absetzen, so Fürst.

Bei Colchicin die geringe therapeutische Breite beachten

Vorsicht, Überdosis!

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Als Ausblick in die Zukunft verwies Fürst am Ende auf das Potenzial von Colchicin bei chronischem Koronarsyndrom.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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