Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

05.06.2022, 07:30 Uhr

An Pfingsten gibt's normalerweise Erleuchtung für alle. Für alle? (Foto: Alex Schelbert)

An Pfingsten gibt's normalerweise Erleuchtung für alle. Für alle? (Foto: Alex Schelbert)


2. Juni 2022

Unsere ABDA, „wenn es sie nicht gäbe, müsste man sie erfinden“ – noch vor zwanzig, dreißig Jahren waberte dieses Bonmot immer wieder durch die Reihen unserer ABDA-Oberen, so stolz war man auf die verschachtelten Strukturen, die verschiedenen Vorstandsriegen, Gremien und  Töchter, die sich unsere Berufsvertretung da im Lauf der Zeit zusammengebastelt hatte. Und wehe, es wagte einer oder eine, daran Kritik zu üben. Der oder die wurde dann sowas von schräg angeschaut und musste sich wohl als Outlaw fühlen. Immer wieder, auch auf Apothekertagen wurden mehr oder weniger zaghafte Anträge eingebracht, die ABDA-Strukturen doch mal zu hinterfragen, auch weil sich nicht nur die Basis mehr Transparenz und Offenheit wünschte – vergeblich, man konnte gar nicht so schnell darüber abstimmen, wie diese Anträge in irgendwelchen Nirwana-Ausschüssen verschwanden. Endlich, 2020 gab der vorige ABDA-Präsident Friedemann Schmidt am Ende seiner Amtszeit und überraschend dann doch eine Strukturanalyse in Auftrag an die Unternehmensberatung B`VM (Beratungsgruppe für Verbandmanagement). „Aufgaben, Prozesse und Strukturen“ sollten systematisch betrachtet werden, es sollte nach Stärken und Schwächen gesucht werden. Ja, mein liebes Tagebuch, und nun, zwei Jahre später, was hat B’VM gefunden? Am 18. März 2022 gab’s ein Konvent mit Vertretern aller Mitgliedsorganisationen – Ergebnisse davon dürfen wir allerdings nicht erwarten, vermutlich liegt es daran, dass so ein Konvent kein Beschlussgremium ist. Immerhin, über einen Beitrag in der ABDA-Hauszeitung PZ gab’s einen Beitrag zu diesem Thema und da war von einer geplanten Verschlankung der ABDA die Rede. Wie die DAZ aus Kreisen von Konventteilnehmern erfuhr, soll die Unternehmensberatung ein neues Konzept vorgestellt habe, wonach der ABDA-Gesamtvorstand entfallen und der geschäftsführende Vorstand zu einem schlanken „ABDA-Vorstand“ bestehend aus sieben Mitgliedern werden solle. Im Rahmen der Strukturanalyse sollen außerdem vor allem solche Fragen im Vordergrund gestanden haben, wie beispielsweise über Haushaltsfragen abgestimmt werden soll, wie Entscheidungen vor- und nachbereitet werden und welches Verhältnis zwischen Haupt- und Ehrenamt herrschen soll. Mein liebes Tagebuch, schlankere Strukturen und ein kleinerer ABDA-Vorstand sind vermutlich nicht verkehrt, Entscheidungswege könnten verkürzt und schneller werden. Aber bis alles zu Ende diskutiert ist, wird es wohl noch dauern. Sollten Gremien oder Ebenen wegfallen oder verkleinert werden, wird es noch den einen oder anderen Einwand derjenigen geben, die dadurch Einfluss verlieren und deren Posten wegfällt. Im hauptamtlichen Bereich könnte sich eine Umstrukturierung erleichtern, da vier von fünf Geschäftsführern in den nächsten Jahren das Ruhestandsalter erreichen und man so unabhängig von persönlichen Belangen entscheiden könnte. Übrigens, was nicht Gegenstand der Strukturanalyse war: Die Grundstruktur der ABDA, deren Mitglieder die Bundesapothekerkammer, der Deutsche Apothekerverband sowie die Kammern und Verbände sind, ist gesetzt, diese Struktur steht nicht zur Disposition. Mein liebes Tagebuch, was die  Strukturanalyse dann am Ende bringt, wird man sehen. Bis dahin wird wohl noch einige Zeit vergehen.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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5 Kommentare

Dr. Diefenbach

von Karl Friedrich Müller am 07.06.2022 um 17:11 Uhr

Lieber Herr Dr.Diefenbach,
mit Ihrer Antwort haben Sie natürlich recht. Verzeihen Sie, dass ich hier genervt reagiere. Letztkich fühle ich mich einfach hinter das Licht geführt, wenn das eRezept dermaßen gelobt wird und Herr Ditzel ständig dessen schnelle Einführung fordert, ohne auf die damit verbundenen Probleme einzugehen. Ich bin überzeugt, dass es nur Anleger und Kapitalinteressen dient und nicht dem Kranken, Arzt oder Apotheken.

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Nabelschau

von Karl Friedrich Müller am 06.06.2022 um 14:35 Uhr

Wie immer voll daneben, Herr Ditzel. Es ist schon sehr unerträglich, wie Sie das eRezept nur aus einer Sicht - Ihrer - zu sehen vermögen.
Die Gematik nennt 5000 Apotheken als ready gemeldet. Das ist ca ein Viertel aller.
Viel wichtiger ist, dass die Bevölkerung, die schließlich auch damit umgehen muss, eher viel Probleme haben wird.
Sie sind wohl ein „Enthusiast“. Das kann man nur sein, wenn man alles Andere ringsrum ausblendet und so gar nichts mit der Umsetzung zu tun hat. Mit der damit verbundenen Korruption zum Beispiel. Augen zu, heißt Ihre Devise. Das ist beschämend. Sie sollten endlich in Rente gehen. Sie will niemand mehr lesen. Nur für Ihr Ego brauchen wir das Tagebuch nicht mehr, das einmal meine Lieblingslektüre war.
Ich bin sauer und vor allem enttäuscht.
Deutschland ist furchtbar geworden. Der Bürger wird immer weniger wert. Er wird nicht geschützt, siehe Corona. Die Kinder wissentlich der schweren Erkrankung ausgesetzt, nicht mal Luftfilter waren drin. Oft zumindest. Die Freiheit der FDP zerstört alles, Egoismus und das gnadenlose Unterstützen der Konzerne auf Kosten der Bürger. Tankrabatt, der Milliarden Steuergeld in die Konzernlassen spült, derweil die Leute nicht wissen, wie Wohnen die ne Essen zu bezahlen sind. Longcovid als Armutsrisiko. Alles unwichtig. Hauptsache, die Reichen und Konzerne profitieren.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Nabelschau

von Dr.Diefenbach am 07.06.2022 um 15:23 Uhr

Lieber Herr Müller,in der Vergangenheit schrieben Sie oft Dinge,die nachvollziehbar waren.Wem nutzen jetzt derartige Beiträg wie dieser?TAGEBUCH heisst doch auch die WIEDERGABE der Dinge,die sich
in der entsprechenden Woche abspielten!!Insofern kann man sehr wohl Etliches aus Herrn Ditzels Infoworten für sich entnehmen.Ich möchte nicht auf das Tagebuch verzichten.Wie stehen Sie denn zu den sanften Worten der Kommentare in der PZ?? Da war doch stets jegliche Form von Provokation verpönt-bis man dieses subventionierte Blättchen wirklich nicht mehr in die Hand nahm.ODER nennen Sie mir doch eine Gazette die regelmässig die(Un )taten des Marktes derart
auflistet wie das Tagebuch?Die DAZ kann nun wirklich nichts dafür, dass die Politik den Stand so schräg behandelt wie es der Fall ist.Viel schlimmer ist die Struktur der Gesamtorganisation,dieser heilige Gral darf ja nicht mal auch nur rhetorisch angesprochen werden,ohne dass die schwerpunktmässig Herren aus der Kammeretage so allergisch reagieren, dass man erst recht erkennt ,dass die Kritik HIER richtig ist.Fragen Sie mal in Berlin was aus der QS ,die die ABDA vor Jahren installierte, geworden ist.DANN sehen wir doch gerne weiter...DA stimmts nämlich infomässig nicht!!!Auch wenn in Corona Zeiten sehr gut gearbeitet wurde.Jetzt sind neue Zeiten auf dem Markt

Tagebuch

von Gert Müller am 05.06.2022 um 16:10 Uhr

Die Kommentare überschlagen sich ja förmlich.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Tagebuch

von Reinhard Rodiger am 05.06.2022 um 21:04 Uhr

Das ist kein Wunder,es unterbleibt jeder Reizpunkt."His Masters Voice" regt halt nicht an, das war mal anders.
Aber, es fehlen auch die, die die Defizite fassbar machen wollten.Sie fanden keine diskursive Resonanz.Bei solch hoffnungsloser Lage für 75% eigentlich unverständlich.Aber Standespolitik zahlt sich eben aus.Und hier werden eben nur die 25% angesorochen.Die brauchen aber nicht zu debattieren.Jetzt wäre die Notwendigkeit, die desaströse Verhandlungseröffnung anzusprechen.Doch kein Wort.
So ist das eben.

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