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21. Juni 2022
Es gibt mehrere dieser Arzneimittellieferdienste, die ihren Nutzern versprechen, in nur kurzer Zeit Arzneimittelbestellungen von einer Apotheke nach Hause zu liefern, z. B. Mayd, First A, Kurando und Cure. Als Start-ups gegründet bemühen sie sich, zunächst in Großstädten Fuß zu fassen. Mein liebes Tagebuch, diese Unternehmen zum Laufen zu bringen, scheint allerdings nicht so einfach zu sein, wie sich die Jungunternehmer das anfangs vorgestellt haben. Da gibt es noch ungeklärte rechtliche Fragen, z. B. ob mit dem provisionsbasierten Preismodell gegen apothekenrechtliche Normen verstoßen wird. Auch das Interesse an diesen Diensten in der Bevölkerung ist, sagen wir mal, nicht unbedingt überwältigend. Und wenn dann noch die Investoren schwächeln und nicht ausreichend Kapital für den Start zur Verfügung zu stellen, kann’s eng werden. So zum Beispiel beim Berliner Lieferdienst Kurando, der bereits ein Insolvenzverfahren einleiten musste.
Endlich sagt’s mal einer laut und deutlich: Die Apotheken brauchen einen Inflationsausgleich beim Festzuschlag. Das fordert Kai-Peter Siemsen, Präsident der Apothekerkammer Hamburg. Sein Credo: „Wer nichts fordert, wird auch nichts erhalten.“ Mein liebes Tagebuch, wie recht er hat. Und so hat seine Kammerversammlung gleich einen entsprechenden Antrag zum kommenden Deutschen Apothekertag beschlossen: Man wolle für die Zeit ab 2004 einen Inflationsausgleich fordern. Hintergrund: Überall würden die Preise massiv steigen, nur nicht in den Apotheken. Die Hauptertragsquelle der Apotheke liege seit zwei Jahrzehnten auf gleichem Niveau. Mein liebes Tagebuch, es ist wirklich erstaunlich, dass unsere Berufsvertretung dieses Thema nicht viel vehementer angegangen ist – für Ärzte wäre es ein Unding, wenn sich ihre Berufsvertretung noch mit dem Honorarniveau von vor zwanzig Jahren zufrieden geben würde. Aber unsere Standesvertreter zeigten sich immer verständnisvoll, immer habe es Gründe und Ausflüchte gegeben, so Siemsen, warum Honorarforderungen gerade nicht passend seien. Mein liebes Tagebuch, das Thema Honoraranpassung verlangt dringend nach höchster Priorität – da sollten sich unsere Funktionäre auch nicht davon einlullen lassen, dass wir doch immer wieder mit Zusatzvergütungen wie dem Nachtdienstfonds, den Maskenverkäufen oder nun den pharmazeutischen Dienstleistungen kleine Zubrote erhalten. Unsere Basis, das Apothekenhonorar auf Basis der Packungsabgaben ist nicht mehr zeitgemäß! Letztlich müssen Apotheken ihren Mitarbeiterinnen und -mitarbeitern ein zeitgemäßes Gehalt bezahlen können – mit dem jetzigen Apothekenhonorar wird das eng, sehr eng. Und letztlich wirkt sich das auch auf den Personalmangel in den Apotheken aus: Es hat sich herumgesprochen, dass andere Betriebe (z. B. die Industrie) zeitgemäßere Gehälter zahlen als die Apotheken.
8 Kommentare
darf ich heute wieder langweilen zu eRezept?
von Karl Friedrich Müller am 26.06.2022 um 17:18 Uhr
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AW: darf ich heute wieder langweilen zu
von Karl Friedrich Müller am 27.06.2022 um 6:55 Uhr
AW: darf ich heute wieder langweilen zu
von Jürgen Weinberg am 27.06.2022 um 16:52 Uhr
Nachwuchs
von Dr. Radman am 26.06.2022 um 12:19 Uhr
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Arbeitskreise helfen nicht bei PTAs!
von Ulrich Ströh am 26.06.2022 um 9:09 Uhr
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AW: Arbeitskreise helfen nicht bei PTAs
von Dr.Diefenbach am 26.06.2022 um 10:07 Uhr
AW: Arbeitskreise helfen nicht bei PTAs
von Conny am 26.06.2022 um 11:07 Uhr
Inflationsausgleich
von Torben Schreiner am 26.06.2022 um 8:16 Uhr
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