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29. Juni 2020
„Effizienzreserven“ – ein Wort, das zum Reizwort für uns Apothekers geworden ist. Bundesgesundheitsminister Lauterbach will nach Effizienzreserven bei Apotheken suchen lassen. Für ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening ist die Sache klar: „Die Apotheken sind jetzt schon hoch effizient, da gibt es keine Effizienzreserven mehr“, erklärte sie in einer Stellungnahme und ergänzte: „An den Apotheken nun noch zusätzlich sparen zu wollen, ist dramatisch, es ist falsch und es ist unfair“. Die Apothekerschaft sei entsetzt, dass ausgerechnet sie herangezogen werden soll, um Finanzlöcher in der Gesetzlichen Krankenversicherung zu stopfen. Sie stellte auch heraus, dass der Anteil der Apotheken an den Ausgaben der GKV in den vergangenen Jahren immer weiter gesunken sei. Auch die Freie Apothekerschaft protestiert gegen die Lauterbachschen Pläne. Daniela Hänel, erste Vorsitzende dieses Verbands, weist in einem Schreiben an Lauterbach darauf hin, zunächst innerhalb der GKV nach Effizienzreserven zu suchen. Sie schlägt vor, die steigenden Kosten bei Verwaltung und Managergehälter inklusive Prämien, Werbeausgaben, Sponsoring von Sportgroßveranstaltungen auf den Prüfstand zu stellen. Mein liebes Tagebuch, gute Idee, dem ist nichts hinzuzufügen. Es ist einfach absurd, bei Apotheken nach Einsparmöglichkeiten zu suchen – Lauterbach sollte besser überlegen, wie er bei seinem Finanzminister eine längst überfällige Anpassung des Apothekenhonorars durchsetzen kann.
Das Corona-Virus freut sich, es wird in Zukunft wohl weniger häufig entdeckt werden. Die neue Testverordnung, die ab 30. Juni 2022 gilt, bietet Bürgertests zu neuen Bedingungen, die vermutlich nicht unbedingt die Testbereitschaft stärken. Mit der neuen Coronavirus-Testverordnung gibt es zwar noch Bürgertests, aber die Bürger müssen dafür bezahlen. Nur ein bestimmter Kreis von Anspruchsberechtigten bekommt sie noch gratis. Alle anderen müssen mindestens 3 Euro Eigenbeteiligung bezahlen, wenn sie zu einer bestimmten Personengruppe gehören. Änderungen gibt es auch für diejenigen, die testen: Sie werden in Zukunft weniger vergütet bekommen. Dafür steigt der Kontrollaufwand. So ist das, mein liebes Tagebuch. Ob sich unser Land damit einen guten Dienst erweist, an den Bürgertests zu sparen? Für Apotheken, die unter den neuen Bedingungen noch Tests anbieten wollen, wird der Kontrollaufwand steigen. Vor allem: Wie lässt sich kontrollieren, was eigentlich nicht wirklich kontrollierbar ist? Zum Beispiel hat man Anspruch auf einen 3 Euro-Test, wenn man zu einer Person ab 60 Jahren oder einer Person mit einer Vorerkrankung mit einem hohen Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken, am selben Tag Kontakt haben wird. Oder wenn man auf eine private Familienfeier geht oder aufs Volksfest? Lässt sich das zweifelsfrei nachweisen? Ein Riesenaufwand für – nur noch 7 Euro für den Abstrich und 2,50 Euro fürs Material. Mein liebes Tagebuch, da muss man hochmotiviert sein, um hier mitzumachen.
6 Kommentare
"Effizienzreserven"
von Thomas Beck am 03.07.2022 um 19:30 Uhr
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Bei den Tatsachen bleiben ...
von Reinhard Herzog am 03.07.2022 um 16:48 Uhr
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GKV hat kein Defizit
von Reinhard Rodiger am 03.07.2022 um 12:09 Uhr
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Relevant? Nö !
von Ulrich Ströh am 03.07.2022 um 9:06 Uhr
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AW: Relevant? N
von Dr.Diefenbach am 03.07.2022 um 9:52 Uhr
.
von Beldowitz am 03.07.2022 um 9:01 Uhr
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