Dr. Markus Zieglmeier, Apotheker, studierte Pharmazie an der LMU in München, war von 1989 bis 2020 in der Apotheke des Klinikums Bogenhausen und ist heute in den Dr. Grünberg Apotheken Erding/Ebersberg/München tätig; Promotion zum Dr. rer. biol. hum.; Fachapotheker für Klinische Pharmazie, Zusatzbezeichnungen: Medikationsmanager BA KlinPharm, Ernährungsberatung und Geriatrische Pharmazie. Seit 2002 ist er verstärkt als Referent und Autor tätig.
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Die KV Hessen wehrt sich weiterhin vehement gegen die pharmazeutischen Dienstleistungen. Viele Ärztinnen und Ärzte haben jedoch erkannt, dass der pharmazeutische Blick sie und ihre Patienten vor manch einer Falle bewahren kann. So zum Beispiel der Gliflozin-Diuretika-Falle, die aber auch Apothekerinnen und Apotheker im Auge haben müssen.
Auf die Gliflozin-Diuretika-Falle weist Apotheker Dr. Markus Zieglmeier in der aktuellen DAZ hin. Zwar würden Fachinformationen der bei Typ-2-Diabetes und Herzinsuffizienz zugelassenen SGLT2-Inhibitoren Dapagliflozin und Empagliflozin explizit auf das Risiko von Volumenmangel und Hypotonie hinweisen, insbesondere bei Kombination mit anderen diuretisch wirksamen Substanzen.
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Doch gleich zwei Fallbeispiele aus seiner apothekerlichen Praxis zeigen, dass diesen Warnhinweisen in der täglichen Verordnungspraxis nicht immer genügend Rechnung getragen wird. Er plädiert dafür, bei Medikationsanalysen verstärkt auf diese Zusammenhänge zu achten. Der DAZ-Beitrag sensibilisiert für die Problematik und macht noch einmal eindrücklich klar, dass nicht nur Diuretika die Diurese beeinflussen.
Riskantes Verschreibungsverhalten
Zieglmeier erklärt und mahnt: „Es ist nicht neu, dass Ärzte im Rahmen einer Zulassung(serweiterung) und der dazugehörigen, durchaus eindrucksvollen Studienergebnisse intensiv über die Chancen, aber zu wenig über die Risiken der neuen Therapie informiert werden. In der Klinik hieß dieser Effekt früher ‚Zustand nach Vertreterbesuch’. Dass die Euphorie über neue Therapieprinzipien und ihre in Studien belegte Mortalitätsreduktion auch zu einem riskanten Verschreibungsverhalten führen können, ist ebenfalls kein neues Phänomen. Nach 1999 stieg beispielsweise aufgrund der RALES-Studie die Verordnungshäufigkeit von Spironolacton steil an. Die Studie hatte nachgewiesen, dass der Aldosteron-Antagonist in einer niedrigen Dosierung von 12,5 bis 25 mg/Tag die Mortalität von schwer herzinsuffizienten Patienten signifikant senkt. Im Alltag der massenhaften Verordnungen kam es zur Missachtung von Kontraindikationen und zu fehlendem Monitoring von Nierenfunktion und Serumkaliumspiegel. In der Folge konnte eine signifikant erhöhte Inzidenz von Hospitalisierungen aufgrund von Hyperkaliämien und eine damit verbundene erhöhte Mortalität festgestellt werden [vgl. Stahl, V: Risiko Spironolacton, DAZ 2013, Nr. 29, S. 50]. Wir sollten sorgfältig darauf achten, dass wir bei den Gliflozinen nicht eine ähnliche Entwicklung erleben.“
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Bezugnehmend auf die Aktivitäten der KV Hessen und deren Aufforderung an die ärztlichen Kollegen, Fehler der Apotheker zu dokumentieren, warnt Zieglmeier jedoch davor, seinen Beitrag zur Gliflozin-Diuretika-Falle so zu interpretieren, dass die Apothekerschaft nun ihrerseits beginnt, „inkompetentes Verschreibungsverhalten“ von Ärzten zu dokumentieren. Ein solcher Krieg würde keine Sieger kennen, und der größte Verlierer wäre der Patient.
Minenfeld Medikationsplan
Sein Artikel trage „die Falle“ nicht zufällig im Titel. „Ein Medikationsplan, insbesondere ein komplexer, ist ein Minenfeld, ein mit Fallen verschiedenster Art gespicktes Terrain. Irgendjemand wird immer in eine dieser Fallen tappen, sei es bei der Verschreibung oder bei der Medikationsanalyse. Wir müssen Wege finden, damit umzugehen“, so sein Appell. In einem Kommentar nimmt er dazu die Sicherheitsmechanismen der Luftfahrt in den Fokus.
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