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30. August 2022
Die Konnektoren in den Arztpraxen sind zurzeit das Sorgenkind der Telematikinfrastruktur. Sie müssen ausgetauscht werden, da das Sicherheitszertifikat abläuft, sagt die Gematik. Kosten für die Krankenkassen rund 300 Millionen und jede Menge Elektronikschrott. IT-Experten des Computermagazins „c’t“ bezweifeln allerdings die Notwendigkeit des teuren Austausches. Das brachte die Gematik dann doch zum Nachdenken, aber nur ein wenig, und zum Ergebnis: Nur Geräte, deren Sicherheitszertifikat Ende August 2023 abläuft, müssen ausgetauscht werden. Aber ist dem wirklich so? AWA-Chefredakteur Dr. Hubert Ortner hat sich das näher angesehen und schon mal einen persönlichen Nachruf auf 300 Mio. Euro in Form einer Glosse geschrieben.
Mein liebes Tagebuch, einen Lichtblick gibt es für die Konnektoren in unseren Apotheken: Sie werden wohl erstmal eine Zeitlang am Netz bleiben können. Denn sie wurden erst ab 2019 „ausgerollt“ – hier würde ein Hardwaretausch erst ab 2024 relevant. Mein liebes Tagebuch, vielleicht sollten wir in unsere neue Ausbildungsordnung das Fach Telematik mit aufnehmen und ein Digitalisierungspraktikum vorschreiben.
Wie kommt das E-Rezept am einfachsten und bequemsten aus der Arztpraxis in die Hand des Patienten und dann zur Apotheke vor Ort? Nein, nicht per Gematik-App, denn dafür braucht der Patient ein modernes NFC-fähiges Handy (haben die meisten noch nicht) und eine PIN von den Krankenkassen (bekommen die noch nicht gebacken). Geht’s dann vielleicht ganz einfach per Papierausdruck? Nein, ist zwar einfach, aber den Ärzten zu teuer (Drucker- und Papierkosten) und nicht wirklich digital. Aber ja, da gibt’s doch noch die elektronische Gesundheitskarte (eGK)! In der Arztpraxis wird das E-Rezept aufs Kärtchen gespeichert und in der Apotheke ausgelesen – ginge wirklich einfach. Warum hat die Gematik diese Lösung eigentlich nicht von Anfang an favorisiert? Mein liebes Tagebuch, ich kann mich erinnern, dass das Speichern eines E-Rezepts auf der Gesundheitskarte vor vielen Jahren, als die Gesundheitskarte „erfunden“ wurde, als Datenträger fürs E-Rezept schon angedacht war. Aber aus unerfindlichen Gründen hat sich die App-Lösung vorgedrängt. Schade, ich kann mir gut vorstellen, dass wir mit dem E-Rezept schon weiter wären, wenn man die elektronische Gesundheitskarte als erstes Trägermedium auserkoren hätte, quasi die Brot-und-Butter-Lösung fürs E-Rezept. Nun endlich kommt das grüne Licht von der Gematik, die Einlösung via eGK als dritte Option zu eröffnen. Wann dann die ersten E-Rezepte über die eGK abgerufen werden können, steht noch in den Sternen, sobald wie möglich, hieß es. Nochmal, schade, wirklich schade, dass dieser Weg erst jetzt geebnet wird. Bei aller Liebe zu Apps: Einfacher als mit der eGK geht es nicht.
1 Kommentar
Böhmermann
von Dr.Diefenbach am 04.09.2022 um 9:42 Uhr
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