Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

04.09.2022, 07:15 Uhr

Endlich mal ein anderes Thema: Wollen wir ein neues Apotheken-Logo? (Foto: Alex Schelbert)

Endlich mal ein anderes Thema: Wollen wir ein neues Apotheken-Logo? (Foto: Alex Schelbert)


2. September 2022

Im Bundesrat scheint der Widerstand gegen das GVK-Finanzstabilisierungsgesetz und damit auch gegen den erhöhten Kassenabschlag für Apotheken angekommen zu sein, Brandenburg hat bereits im Gesundheitsausschuss des Bundesrats den Antrag eingebracht, die entsprechende Regelung zu streichen. Mein liebes Tagebuch, dass mag im ersten Moment hoffnungsfroh stimmen und man könnte meinen, vielleicht setzt sich ja doch noch Vernunft durch. Doch die  Vorstöße einzelner Länder sagen letztlich noch wenig darüber aus, wie der Gesundheitsausschuss und wie das Plenum über die Ausschussempfehlungen entscheiden werden. Und selbst wenn der Bundesrat sich den Empfehlungen des Gesundheitsausschusses anschließen sollte, muss das noch lange nichts heißen. Denn der Einfluss der Länder ist bei vielen Gesetzen begrenzt und auch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz ist nicht zustimmungspflichtig.

 

Zytostatika-herstellende Apotheken wurden Ende August mit folgenschweren Beschlüssen konfrontiert. In einem Schiedsverfahren zur Hilfstaxe hat die Schiedsstelle in einem anhängigen Schiedsverfahren entschieden, die Verfahren zur Festsetzung neuer Arbeitspreise und zur Festlegung neuer erhöhter Rabatte für verschiedene Wirkstoffe zu trennen. Die Rabatte, die der GKV nun gewährt werden müssen, sind massiv angehoben worden, der Arbeitspreis wurde allerdings bisher nicht angepasst. Apotheker Dr. Stadler hat sich die Beschlüsse angesehen. Er kommentiert: „Das Gesamtsystem hat bisher nur deswegen funktioniert, weil große Teile des Deckungsbeitrags sich aus erzielbaren Einkaufsvorteilen gespeist haben.“ Diese Deckungsbeiträge seien nun komplett entfallen. Stadlers Fazit: „Ohne eine schnelle und deutliche Erhöhung des Arbeitspreises werden vermutlich viele Zytostatika herstellende Apotheken gezwungen sein, den kostspieligen Betrieb eines Reinraums einzustellen.“ Mein liebes Tagebuch, erleben wir da gerade die Zerschlagung eines bisher noch funktionierenden Systems der flächendeckenden Versorgung mit Zytostatika-Zubereitungen? Was wird dies für onkologische Praxen und für Krebspatientinnen und -patienten bedeuten?

 

Und wenn Ihnen, liebe Tagebuchleserin und -leser, die Themen rund um die Wirren des E-Rezepts, die ständig sinkenden Apothekenzahlen, der geplante Kassenabschlag und all die anderen Belastungen wie Inflation, steigende Personal- und Energiekosten noch nicht genug sind, wenn sie diese Themen so gar nicht mehr hören können, dann hätten wir hier noch mal was ganz anderes, etwas, das wirklich wichtig ist: Denken Sie doch bitte mal darüber nach, ob Ihnen unser One-and-only-Apothekenlogo, das wunderschöne gotische „Fraktur-A“ mit Kelch und Äskulapschlange noch gefällt. Oder brauchen wir etwa ein neues Apotheken-Logo? Der Moderator und Satiriker Jan Böhmermann hat da mal kräftig recherchiert, wie er glaubt, und sich in seinem Podcast „Fest & Flauschig“ zusammen mit Musiker Olli Schulz unser heiliges Logo vorgeknöpft (im Podcast etwa ab 16 min:22 sek). Mein liebes Tagebuch, wir ahnen nichts Gutes. Und genauso ist Böhmermanns Kritik ausgefallen. Sein vernichtendes Urteil: ‚Dieses Logo wurde von den Nazis eingeführt.“ Und dieses Logo sei in seinen Augen „eine ästhetische, gestalterische Beleidigung“. Mein liebes Tagebuch, hat er Recht, haben die Nazis das Logo eingeführt? Nicht wirklich. Das Fraktur-A geht auf einen Entwurf des Grafikers Paul Weise aus dem Jahr 1936 zurück, der ein rotes „A“ in Frakturschrift mit einem weißen Schweizer Kreuz kombinierte. Das gefiel dem damaligen Reichsapothekerführer Albert Schmierer allerdings so gar nicht – er ließ statt des weißen Kreuzes ein germanisches Schriftzeichen, eine „Lebensrune“ einbauen. Allerdings, auch die Frakturschrift war so überhaupt nicht nach dem Geschmack der Nazis: Hitler selbst fällte 1941 die Entscheidung, die gotischen Schriften aufzugeben und sämtliche Druckerzeugnisse auf die „Normal-Schrift“ (Antiqua) umzustellen. Nach dem Krieg haben die Apotheken das Runenzeichen flugs übermalt oder überklebt. Zufrieden war man damit allerdings nicht. Ein Wettbewerb für ein neues Logo brachte dann 1951 das heutige Apotheken-A zutage, die Kombi aus dem roten gotischen Apotheken-A, leicht umgestaltet, und einem Arzneikelch mit Schlange. Ein „Nazizeichen“, wie Böhmermann es nennt, ist es somit wohl wirklich nicht. Mein liebes Tagebuch, ob es allerdings aus heutiger Sicht der große Wurf war? Grafisch und ästhetisch ein Highlight? Da gehen die Meinungen auseinander. Sagen wir mal so: Schön geht anders und einen Designpreis gäb's heute nicht dafür. Was auffällt: Das Apotheken-A hat im Lauf der Jahre so gut wie keine Änderung erfahren. Während andere große Marken, nennen wir mal Nivea oder Coca-Cola, ihre Logos immer wieder zumindest leicht und behutsam modernisiert haben, ist unser eckiges Apotheken-A mit Schlange und Kelch unverändert geblieben. Klar, das Logo ist eine Marke, es hat sich eingeprägt, und Markenzeichen ändert man möglichst nicht oder nur ungern. Aber verbindet man mit unserem Apotheken-A auch eine moderne Apotheke? Und weil wir sonst keine anderen Sorgen haben, mein liebes Tagebuch, dann können wir ja mal ausführlich darüber diskutieren. Oder von einem neuen Logo träumen. Oder lieber doch nicht!



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Böhmermann

von Dr.Diefenbach am 04.09.2022 um 9:42 Uhr

….sollte sich mal auf einen gewissen Zustand hin im oberen Körperbereich untersuchen lassen.Gerade die Damen und Herren im öffentlich rechtlichen Bereich sind ja in letzter Zeit-nicht nur RBB-durchaus an vielen Orten zu kritisieren.Und solche Satiriker haben halt auch verlernt,Satire und Beleidigung auseinanderzuhalten.UND:Das Land hat andere Sorgen ,die hier nicht genannt werden müssen,weil bekannt,aber der gemachte Vergleich ist dumm,daneben und eigentlich ein Grund,Böhmermann als Männchen zurückzustutzen und abzuschalten.Denn WIR finanzieren mit viel Geld solche Figuren.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.