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Nach Gambia und Indonesien
Weitere mit (Di-)Ethylenglykol verunreinigte Erkältungssirupe in Usbekistan identifiziert
Die Meldungen über minderwertige, mit Diethylenglykol und/oder Ethylenglykol verunreinigte Erkältungssäfte reißen nicht ab. Nun sind auch in Usbekistan solche Produkte identifiziert worden. Und wieder sollen Kinder daran zu Tode gekommen sein.
In der Pharmaziegeschichte gibt es seit der Sulfanilamidkatastrophe 1937 immer wieder Vorfälle von mit Diethylenglykol oder Ethylenglykol verunreinigten Arzneimitteln. In letzter Zeit häuft sich deren Auftreten: Erst im Oktober 2022 hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einer internationalen Warnmeldung auf vier Erkältungssirupe der indischen Firma Maiden Pharmaceuticals Limited hingewiesen, die in Gambia identifiziert worden waren. Medienberichten zufolge kosteten diese Sirupe mindestens 69 Kinder das Leben. Bereits im November 2022 folgte die nächste WHO-Warnmeldung. Weitere acht Produkte von vier indonesischen Herstellern waren in Indonesien entdeckt worden, auch hier kamen viele Kinder zu Tode. Nun warnt die WHO erneut, dieses Mal vor zwei in Usbekistan identifizierten Produkten.
Betroffen sind die Erkältungssirupe
- „Ambronol“ (Wirkstoff Ambroxol) und
- „Dok-1 Max“ (Wirkstoffe: Paracetamol, Guaifenesin und Phenylephrin)
des indischen Herstellers Marion Biotech, die in russischer Aufmachung auf dem usbekischen Markt waren.
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Analysen des nationalen Kontrolllabors unter dem usbekischen Gesundheitsministerium fanden in den untersuchten Proben nicht akzeptable Mengen der Kontaminanten Diethylenglykol und Ethylenglykol. Beide Substanzen werden durch die Alkohol-Dehydrogenase zu den sehr reaktiven Metaboliten Glycolaldehyd, Glyoxal und Glyoxylsäure verstoffwechselt, die Vergiftungssymptome wie Erbrechen, Harnverhalt und Kopfschmerzen sowie schwere Nierenschäden verursachen. Im schlimmsten Fall kann es zu einem akuten Nierenversagen mit Todesfolge kommen. So wird auch der Tod von mindestens 18 usbekischen Kindern mit der Einnahme der kontaminierten Produkte in Verbindung gebracht.
Verunreinigte Ausgangssubstanzen als Ursache?
Wie die Kontaminanten in die Sirupe gekommen sind? Möglicherweise über den Einsatz verunreinigter Hilfsstoffe. Die WHO bittet daher auch Hersteller, die flüssige Darreichungsformen produzieren, die von ihnen eingekauften Ausganssubstanzen Propylenglykol, Polyethylenglykol, Sorbitol, Glycerin und Glycerol auf die Anwesenheit von Verunreinigungen zu prüfen, bevor diese für die Herstellung von Arzneimitteln verwendet werden.
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Gemäß Berichten der Medienagentur Reuters ist die Herstellungslizenz von Marion Biotech mittlerweile ausgesetzt und die Produktion gestoppt worden. Im Zuge der usbekischen Ermittlungen soll es auch schon zu vier Festnahmen und mehreren Entlassungen gekommen sein. Gegenüber dem britischen Nachrichtensender BBC gab Marion Biotech an, 20.000 Flaschen des Produktes „Dok-1 Max“ nach Usbekistan exportiert und auf den Rückruf hin nur 1.500 Flaschen zurückbekommen zu haben. Da die betroffenen Produkte gemäß Etiketten erst in den Jahren 2024 oder sogar 2025 verfallen, ist zu hoffen, dass die Warnmeldung möglichst viele Patient:innen und medizinisches Fachpersonal erreicht, sodass die verbleibenden Flaschen nicht noch weiteren Schaden anrichten.
1 Kommentar
Ganz einfach - Geiz ist geil und tödlich
von ratatosk am 20.01.2023 um 9:19 Uhr
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