Neue ABDA-Nachwuchs-Kampagne

„How to sell drugs offline (fast)“

Stuttgart - 22.01.2024, 10:45 Uhr

Eine Netflix-Serie dient als Vorlage für die neue Kampagne der ABDA. (Foto: imago-images / Future Image)

Eine Netflix-Serie dient als Vorlage für die neue Kampagne der ABDA. (Foto: imago-images / Future Image)


Am 1. Februar startet die ABDA ihre neue Nachwuchs-Kampagne. Titel: „How to sell drugs offline (fast)“.  Zielgruppe sind 15- bis 18-Jährige, also Jugendliche, die vor der Berufswahl stehen. Pate für den Namen stand die Netflix-Serie „How to Sell Drugs Online (Fast)“ 

Wie kann man junge Menschen für Berufe in der Apotheke begeistern? Diese Frage stellt sich die Apothekerschaft seit langem. Der Personalmangel ist seit Jahren eines der großen Problemfelder. Auch die Standesvertretung ist aktiv. Seit dem vergangenen Jahr läuft eine groß angelegte Kampagne, zu der unter anderem eine virtuelle Apotheke gehört. Am 1. Februar startet nun der nächste Teil.

Dazu habe man in die Zielgruppe, also Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren, hineingehorcht, ihre Kommunikationspräferenzen und Ansprüche bei der Berufswahl analysiert, und daraus eine Nachwuchskampagne entwickelt, die sich von anderen Recruiting-Kampagnen abhebe, heißt es. 

Mit dem Claim „How to Sell Drugs Offline (fast)“ soll die Kampagne eben diese Zielgruppe ansprechen und für Apothekenberufe begeistern. Der Name ist an die erfolgreiche deutsche Netflix-Serie „How to sell drugs online (fast)“ angelegt, die auf der wahren Geschichte eines 18-Jährigen beruht, der unter dem Decknamen „Shiny Flakes“ von 2013 bis 2015 aus seinem Jugendzimmer in Leipzig einen florierenden Online-Drogenhandel betrieben hatte. Der Titel spiele mit der Doppelbedeutung des englischen Begriffs „Drugs“, der je nach Kontext sowohl Drogen als auch Arzneimittel bedeuten könne, heißt es.

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Zudem besteht die Kampagne aus einer sogenannten Mockumentary-Serie namens „Die Apotheke“. Auch hier standen Serien Pate, in diesem Fall „Die Discounter“, „Stromberg“ und „The Office“. Die Reihe umfasst zehn Folgen à drei bis vier Minuten in denen auf überspitzte Art der Arbeitsalltag in der Apotheke gezeigt wird.

Und auch einen ernsten Teil gibt es: die Videoreihe „How to“. In sechs Folgen werden Apothekenberufe gezeigt und was in der Apotheke vor Ort passiert. 

Ausgespielt werden die Clips auf der Kampagnenseite der ABDA und dort, „wo die jungen Leute unterwegs sind“, also TicToc und SnapChat. Außerdem gibt es Geofencing. So wird in bestimmten Umfeldern die Kampagne zum Beispiel über den Instagram-Kanal ausgespielt. Zudem sollen Google Adds genutzt werden, so dass bei gewissen Suchbegriffen die Serie sofort angezeigt wird. 

Apotheken können Plakate und Postkarten ab dem 1. Februar vier Wochen lang unter www.apothekenkampagne.de bestellen. Sieben Plakat- und vier Postkartenmotive soll es geben. Letztere spielen mit der Doppeldeutigkeit „Drugs“/Drogen/Arzneimittel.

  • „Deine Oma kauft ihren Stoff bei mir!“
  • „Bock zu ticken!“
  • „Drogenkunde gehört bei uns in den Lehrplan“
  • „Bei uns gibt es nur das gute Zeug!“

In den sozialen Netzwerken wird die Kampagne über die die ABDA vergangenen Freitag informiert hat, bereits heftig diskutiert. Nicht alle sind begeistert. Auf den Gegenwind war man bei der ABDA aber offenbar vorbereitet. So kündigte BAK-Präsident Thomas Benkert im Zuge seiner Eröffnungsrede beim Pharmacon in Schladming die Kampagne an, gab aber auch gleich zu Bedenken, dass die im Beruf stehenden Apotheker*innen nicht die Zielgruppe seien.  


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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6 Kommentare

Wir haben nichts in der Hand

von Dr. House am 23.01.2024 um 9:43 Uhr

Eine klägliche und peinliche Kampagne ist ein weiterer Indikator dafür, dass es diesem Beruf an Selbstwertgefühl fehlt.
Wie auch sonst lässt sich das ewige Krötenschlucken ohne Gegenwehr erklären. Wie auch sonst kann eine Frau O. mit einer Neujahrsansprache durchkommen, in der sie uns rät, im Jahr des stärksten Apothekenrückgangs in einem Jahrzehnt Apothekensterben, auf die Erfolge zu blicken. Gewonnene Schlachten bedeuten nichts, wenn man dabei ist den Krieg zu verlieren. Unser Weg führt schnurstracks in die Bedeutungslosigkeit. Da können wir doch wenigstens so nett sein und die Jugend NICHT mit in diesen Abgrund reißen.

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Lockruf in die Wolfsgrube

von Frustapotheker am 22.01.2024 um 21:29 Uhr

Nach einer langen, erbärmlichen "Karriere" kann ich als Fazit ziehen: Das Pharmazie-Studium hat sich weder monetär noch sonst irgendwie gelohnt! Zwischen Ausbildung und Berufstättigkeit liegen unüberbrückbare Abgründe! Es gibt wesentlich lukrativere Berufe, als sich in der Apotheke gegen bescheidene Entlohnung von Krankenkassen-Bürokraten endlos drangsalieren zu lassen. Im Grunde genommen ist es unverantwortlich, Jugendliche, die heute in zahlreichen (zukunftsträchtigen!) Branchen händeringend gesucht werden, in eine derartige Wolfsgrube ohne vernünftige Perspektive zu locken!

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AW: Lockruf in die Wolfsgrube

von Martin Didunyk am 22.01.2024 um 22:35 Uhr

Ganz so negativ würde ich trotz aller Umstände die Apotheken Tätigkeit nicht sehen.

Ja, es gibt auf vielen Ebenen, insbesondere berufspolitisch erheblich viel zu lösen!!!!

Die Institution Apotheke ist vielleicht in der Krise, aber deren Zukunft und Notwendigkeit besser & höher denn je.

Wirklich ein Thema der medialen Priorität?

von Martin Didunyk am 22.01.2024 um 13:42 Uhr

Hätten wir den Nachwuchs nicht auch mit klassischen Werten der Apothekerschaft gewinnen können?

An diesen sollten wir arbeiten, damit sie auch Gültigkeit behalten und/oder wieder gewinnen.

Selbständige Kollegen, Kolleginnen, die die Beiträge aller Organisationen stemmen, würden sich über eine hohe mediale Präsenz und smarte Aktionen in anderen Bereichen mehr freuen.

Unter aktuellen Bedingungen, kann sich kein rational denkender junger Mensch (ohne Apotheken Background) für die eigene Zukunft in der Apotheke entscheiden.

Bereits ein Blick auf die Tarifgehälter wird die Begeisterung stoppen.

Zuerst ist die Arbeit an der wirtschaftlichen Zukunft der Apotheke angesagt.

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Zwei Anmerkungen

von Michael Mischer am 22.01.2024 um 11:57 Uhr

Eine kontroverse Kampagne kann immerhin für Aufmerksamkeit sorgen - und Aufmerksamkeit tut uns sicher gut.
Ich hoffe aber inständig, dass vorab alle Fragen des Urheberrechts geklärt wurden!

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