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Apothekerkammer Niedersachsen
Burs: „Wir fordern keinen Dank, sondern eine Honorarerhöhung“
Der Staat entledigt sich aktuell seiner Verantwortung für die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung in Deutschland. Das sagte Niedersachsens Kammerpräsidentin Cathrin Burs am heutigen Mittwoch in Hannover. Statt GKV und DAV über das Apothekenhonorar verhandeln zu lassen, fordert sie von der Politik eine Erhöhung des Fixums – denn von warmen Worten kann die Branche nicht leben.
Bekenntnisse zur Apotheke vor Ort gehen Politikerinnen und Politikern spätestens seit den Erfahrungen in der Pandemie leicht über die Lippen. Das erlebt auch Cathrin Burs in Gesprächen: An Wertschätzung mangelt es nicht, berichtete die Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen am heutigen Mittwoch bei der Kammerversammlung in Hannover. „Nur kosten darf es nichts.“
Geht es um das liebe Geld, ist offenbar schon deutlich weniger Unterstützung zu spüren. Und nicht nur das – die aktuellen Entwicklungen auf Bundesebene zum Apothekenhonorar findet Burs bedenklich. Erst vor einiger Zeit war bekannt geworden, dass die Zuständigkeit vom Bundeswirtschafts- ins Bundesgesundheitsministerium wechseln soll. „Der Wirtschaftsminister stiehlt sich aus der Verantwortung“, kritisierte die Präsidentin.
Und der Blick in die Eckpunkte zur Apothekenreform verrät: Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will diese Aufgabe zumindest teilweise weiter delegieren. Konkret sollen der Deutsche Apothekerverband (DAV) und der GKV-Spitzenverband ab dem Jahr 2027 den Festzuschlag jährlich neu aushandeln. Für Burs ist das ein Unding. „Der Staat entledigt sich seiner Verantwortung für die institutionalisierte Sicherung der Arzneimittelversorgung“, fasste sie zusammen. Die Apothekerinnen und Apotheker seien Problemlöser und als solche während der Pandemie ganz besonders in Erscheinung getreten. Der Umgang der Politik mit der Branche sei vor diesem Hintergrund enttäuschend. Statt warmer Worte möchte die Kammerchefin den Berufsstand in harter Währung für seinen Einsatz – im Alltag wie im Besonderen – entlohnt wissen. „Wir fordern keinen Dank, sondern eine Honorarerhöhung“, sagte sie. An einer Erhöhung des Fixums führt aus ihrer Sicht kein Weg vorbei.
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Spielereien wie der geplanten Absenkung der 3-Prozent-Marge auf 2 Prozent und einer Erhöhung des Fixums um den frei werdenden Betrag erteilte Burs eine klare Absage. Sie deutete an, dass es den Parlamentariern offenbar ein Dorn im Auge sei, dass die Apotheken an hochpreisigen Arzneimitteln vermeintlich kräftig mitverdienten. „Hier müssen wir hartnäckig Aufklärung betreiben“, betonte sie. Vielen Politikerinnen und Politikern sei nicht klar, wie wenig davon am Ende bei den Inhaberinnen und Inhabern hängen bleibe.
Skonti: Ball liegt bei der Politik
Zur in den Eckpunkten umrissenen Apothekenreform, die laut Burs „wie ein Damoklesschwert“ über den Apotheken hängt, gesellte sich kürzlich noch ein juristischer Paukenschlag: Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) von Anfang Februar 2024 sind Skonti für eine vorfristige Zahlung unzulässig, wenn mit ihnen der Großhandels-Mindestpreis unterschritten wird. Damit bleibt einzig die prozentuale Großhandelsmarge als Spielraum, um Apotheken einen Nachlass zu gewähren. „Dieses Urteil hat die Kolleginnen und Kollegen stark verunsichert“, berichtete Burs. Zwar habe der BGH nur seinen Job gemacht – das Ergebnis sei jedoch politisch nicht beabsichtigt. Nun liege der Ball bei der Politik, die Vorschriften nachzubessern und den Apotheken „kaufmännisches Handeln wieder zu ermöglichen“, so die Präsidentin. Schnelles Handeln sei jetzt gefragt, denn die fehlende Planungssicherheit setze dem Berufsstand zu und sorge für viel Frust.
Doch auch die Kolleginnen und Kollegen rief Burs auf, aktiv zu werden. Sie verstehe nicht, weshalb viele darauf verzichten, sich mit den pharmazeutischen Dienstleistungen stärker als bisher als Heilberufler zu profilieren. Es gehe bei diesem Angebot schließlich um die Weiterentwicklung des Berufsbilds und nicht um eine kaufmännische Vollkostenrechnung. „Was ist das für ein Signal an Politik und Patienten?“, fragte sie. Die pharmazeutischen Dienstleistungen seien „keine Kür, sondern Pflicht, wenn es um die Zukunft der Apotheken geht“.
4 Kommentare
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