Randomisierte klinische Studie

D-Mannose versagt in der Prävention von Harnwegsinfektionen

10.06.2024, 17:50 Uhr

Häufiger Harndrang ist ein typisches Symptom eines Harnwegsinfekts. (Foto: aerogondo / AdobeStock)

Häufiger Harndrang ist ein typisches Symptom eines Harnwegsinfekts. (Foto: aerogondo / AdobeStock)


Ist D-Mannose in der Prophylaxe von Harnwegsinfektionen wirksam? In einer aktuellen Studie ging man dieser Frage nach.

Harnwegsinfektionen gehören zu den häufigsten Erkrankungen des Harntrakts und beeinträchtigen die Lebensqualität. Insbesondere Frauen sind häufig betroffen. Laut Leitlinie kann bei rezidivierender unkomplizierter Zystitis bei Frauen in der Prämenopause beispielsweise D-Mannose eingesetzt werden, um möglicherweise eine antibiotische Langzeittherapie zu vermeiden.

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In einer randomisierten klinischen Studie wurde nun untersucht, ob D-Mannose wiederkehrende Harnwegsinfekte reduzieren kann. Diese wurde multizentrisch im Vereinigten Königreich durchgeführt. Insgesamt nahmen 598 Frauen im Alter von 18 bis 93 Jahren teil, welche in den letzten sechs Monaten zwei oder im vergangenen Jahr drei Harnwegsinfektionen erlitten hatten. Dabei bekamen 303 Frauen 2 g D-Mannose täglich als Pulver und 295 Fructose. Untersucht wurde primär, wie viele Frauen innerhalb von sechs Monaten mindestens eine weitere Episode einer klinisch vermuteten Harnwegsinfektion erlitten und deshalb eine ambulante Versorgung in Anspruch nahmen (einschließlich primärer Versorgung, Notaufnahmen, Krankenhäuser, Rettungsdienste und außerschulische Versorgung).

D-Mannose im Blick

D-Mannose ist ein Mono­saccharidisomer von Glucose, das in geringen Mengen in einigen Früchten und Gemüsesorten vorkommt. Es wird im oberen Gastrointestinaltrakt absorbiert und über den Urin ausgeschieden. Eventuell hemmt D-Mannose die Adhäsion von Bakterien an Uroepithelzellen durch Bindung an bakterielle Fimbrien, durch welche die Erreger an Zellen anheften. In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass Mannose Harnwegsinfektionen verhindert. Präparate mit D-Mannose sind als Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt und nicht verordnungsfähig.

Es konnte gezeigt werden, dass die tägliche Einnahme von D-Mannose nicht signifikant dazu beitrug, dass weniger Frauen wiederkehrende Harnwegs­infektionen erlitten. Von 294 Frauen in der D-Mannose-Gruppe und 289 in der Placebo-Gruppe hatten 150 (51%) bzw. 161 (55,7%) eine weitere Episode einer klinisch vermuteten Harnwegsinfektion, für die sie eine ambulante Versorgung in Anspruch nahmen (relatives Risiko [RR] = 0,92; 95%-Konfidenzintervall [KI] = 0,80 bis 1,05). Die Studie wies einige Stärken auf, darunter ein placebokontrolliertes Design und eine repräsentative Stichprobe. Allerdings gab es auch einige Einschränkungen, wie mögliche Unter­dosierung und mangelnde Adhärenz.

Weitere Forschung notwendig

Die Ergebnisse legen nahe, dass D-Mannose allein möglicherweise nicht ausreicht, um wiederkehrende Harnwegsinfektionen bei Frauen wirksam zu verhindern. Auch in einem Cochrane-Review von 2022 kam man zu dem Ergebnis, dass es kaum bis keine Evidenz für den Einsatz von D-Mannose bei Harnwegsinfektionen gibt. Allerdings besteht ein Bedarf an alternativen präventiven Ansätzen. Denn eine konventionelle Therapie mit Antibiotika birgt Risiken wie Antibiotikaresistenzen und unerwünschte Wirkungen. Weitere Forschung ist notwendig, um die Effektivität alternativer Ansätze zu bewerten.

Literatur

Hayward, G. D-Mannose for Prevention of Recurrent Urinary Tract Infection Among Women: A Randomized Clinical Trial. JAMA Intern Med. 2024, 2024, doi:10.1001/jamainternmed.2024.0264


Lega Al-Amin


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1 Kommentar

hXEygslcLdKRuPx

von fmhqpreUxJj am 13.06.2024 um 4:30 Uhr

VkBSsdtW

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