Thüringens Gesundheitsministerin

„Der Protest hat etwas gebracht“

Berlin - 26.08.2024, 14:00 Uhr

Stellte sich im Podcast „Dein Rezept fürs Leben“ den Fragen der Landesapothekerkammer Thüringen: Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Partei die Linke). (Foto: IMAGO / Jacob Schröter)

Stellte sich im Podcast „Dein Rezept fürs Leben“ den Fragen der Landesapothekerkammer Thüringen: Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Partei die Linke). (Foto: IMAGO / Jacob Schröter)


Protest, Nachwuchsprobleme und wofür eigentlich Gesundheitskioske? Unter anderem darum ging es im Podcast der Landesapothekerkammer Thüringen, als die Gesundheitsministerin des Bundeslandes, Heike Werner (Die Linke) zu Gast war. Ihr Vorwurf an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD): Er versteht nicht den Anspruch, den Apothekerinnen und Apotheker an ihren Beruf haben.

An diesem Mittwoch werden in Erfurt Apothekenteams aus ganz Thüringen auf die Straße gehen, um gegen die Apothekenreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu demonstrieren. Unterstützt werden sie von Kolleginnen und Kollegen aus weiteren Bundesländern. Parallel dazu läuft auch eine Demo in Dresden, beide Veranstaltungen werden miteinander verknüpft.

Protestieren, ja oder nein? Diese Frage kam in den vergangenen Monaten innerhalb der Apothekerschaft immer wieder auf. Die Thüringer Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, Heike Werner (Partei die Linke), sagt: „Der Protest hat etwas gebracht“. Im Podcast „Dein Rezept fürs Leben“ der Landesapothekerkammer Thüringen (LAKT) sagte die seit 2014 amtierende Ministerin dem LAKT-Geschäftsführer Danny Neidel, das sehe man daran, dass das Gesetz noch immer nicht im Bundeskabinett gewesen ist.

Die Apotheken hätten sich lange zurückgehalten, da sie ihre Aufgabe der Arzneimittelversorgung sehr ernst nähmen. Am Ende sei die Not aber so groß geworden, dass sie aktiv geworden seien, so Werner, sie verstehe das.

Als einen der Hauptgründe für die dramatisch sinkende Zahl der Apotheken nannte sie das stagnierende Honorar. Apotheken hätten eine hoheitliche Aufgabe und sollten die flächendeckende Arzneimittelversorgung sichern. Wenn der Staat solche Aufgaben übergebe, dann müsse er auch dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Diese hätten sich aber in den vergangenen Jahren verschlechtert, so Werner.

Der Versandhandel sei ein weiteres „Grundproblem“. Er hätte laut Werner unterbunden werden können, wie Beispiele aus der EU zeigten. Als weiteres Problem benannte die Ministerin die Unsicherheit des Nachwuchses. Dieser würde sich in dem gegenwärtigen wirtschaftlichen Umfeld Alternativen zur Vor-Ort-Apotheke suchen.

Lauterbach versteht Apotheker nicht

Mit Blick auf die Lösungsvorschläge aus dem Bundesgesundheitsministerium sagte Werner, Lauterbach habe nicht verstanden, was der Anspruch der Apothekerinnen und Apotheker ist: „Menschen gut zu beraten und bestmöglich im Krankheitsfall aber eben auch in Problemsituationen die Beratung und Unterstützung angedeihen zu lassen.“ Eine Arzneimittelabgabestelle könne das nicht gewährleisten.

Bezüglich der Zuständigkeiten erklärte Werner, sie sei da „manchmal sehr frustriert“. In diesem Zusammenhang verwies sie aber auf die Ministerpräsidenten und die Landesgesundheitsminister und sagte, dass die Länder in ihrer Haltung zu den Apotheken „sehr klar“ seien. Die inhabergeführte Apotheke sei etwas Besonderes und müsse erhalten bleiben.

Dabei kritisierte sie nicht nur den Umgang Lauterbachs mit den Apotheken, sondern betonte, dass auch andere Akteure nicht in die Erarbeitung von sie betreffenden Gesetzen miteinbezogen würden. Als Beispiel nannte sie das Krankenhausgesetz.

Beruf der Apotheker attraktiver machen

Auf die Frage, warum die Zahl der Pharmaziestudienplätze nicht längst erhöht worden sei, obwohl dies im Programm der Partei die Linke steht und Werner nun seit 2014 den Posten der Gesundheitsministerin bekleide, sagte sie, dass dies leider nicht in ihren Zuständigkeitsbereich falle. Man müsse das im Auge behalten, genauso wie die Aufgabe, den Beruf der Apothekerin oder des Apothekers allgemein attraktiver zu machen.

Neidel kritisierte, dass Thüringen bei der Anerkennung von Apothekerinnen und Apothekern aus Drittstaaten keine gute Figur gemacht habe und fragte, woran das gelegen habe. Werner sagte, dass sie das „maßlos“ geärgert habe und sich in der Zwischenzeit vieles zum Besseren verändert habe.

Als Gründe für die Verschleppung gab sie an, dass es zum Teil zu wenig Personal für die Anerkennung gebe. Zum anderen habe es wohl in Einzelfällen auch nicht das Bewusstsein gegeben, „wie existenziell“ die Entscheidung für die einzelne Apotheke sein könne.

Gesundheitskioske für Teilhabe

Die Gesundheitskioske – auch wenn sie derzeit in keinem Gesetzentwurf vorgesehen sind – verteidigte Werner. Beispielsweise falle es vielen älteren Menschen schwer, einen Termin beim Facharzt zu bekommen. Hier könnten die Kioske als erster Kontakt helfen. Es gehe um den Aufbau eines Netzwerkes, damit die Menschen wieder teilhaben können. Für die Zukunft gebe es Ideen, auch Telemedizin anzubieten. Vorsicht sei geboten, „dass man sich nicht kannibalisiert“ und deswegen stehe man in Kontakt mit den Hausärzten. Es gehe darum, diese zu entlasten und nicht ihnen etwas wegzunehmen.


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


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