Acetylsalicylsäure und Darmkrebsrisiko

ASS punktet bei ungesundem Lebensstil

15.10.2024, 09:15 Uhr

Rauchen und Übergewicht sind zwei wesentliche Risikofaktoren für die Entstehung von Darmkrebs. (Foto: batuhan toker/AdobeStock)

Rauchen und Übergewicht sind zwei wesentliche Risikofaktoren für die Entstehung von Darmkrebs. (Foto: batuhan toker/AdobeStock)


Menschen mit einem ungesunden Lebensstil profitieren von einer ASS-Einnahme zur Reduktion ihres Darmkrebsrisikos. So war einer US-amerikanischen Kohortenstudie zufolge der präventive Effekt einer regelmäßigen Einnahme von Acetylsalicylsäure bei Personen mit ungesundem Lebensstil ausgeprägter als bei gesünder lebenden Menschen.

In mehreren Studien wurde bereits untersucht, ob die regelmäßige Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) das Risiko senken kann, an einem kolorektalen Karzinom zu erkranken. Obwohl die Daten einen protektiven Effekt von ASS bestätigen, limitieren potenzielle Risiken eine generelle Empfehlung zur Einnahme. Nun wurde untersucht, ob Personen mit bestimmten Risikofaktoren von einer gezielten Primärprävention profitieren.

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Von der Tatsache ausgehend, dass Bewegung, gesunde Ernährung, kein Übergewicht und der Verzicht auf Zigaretten das Risiko für Dickdarmkrebs senken, wurde im Umkehrschluss untersucht, ob Menschen mit einem ungesunden Lebensstil von einer Prävention mit ASS profitieren. Als Datengrundlage der prospektiven Kohortenstudie dienten die Nurses’ Health Study (1980 bis 2018) und die Health Professionals Follow-Up Study (1986 bis 2018). Im Rahmen dieser Studien hatten die Teilnehmenden wiederholt Angaben zu ihrem Lebensstil gemacht – auch zu Lebensstilfaktoren, die mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko assoziiert sind. 

Für alle 107.655 Studienteilnehmer (63.957 Frauen, 43.698 Männer; durchschnittliches Alter bei Studienbeginn 49 Jahre) wurde ein Lebensstil-Score errechnet, in den der Body-Mass-Index (BMI), körperliche Aktivität, Ernährung, Rauchen und Alkoholkonsum einflossen. Der Score umfasste fünf Punkte, wobei die höchste Punktzahl für einen sehr gesunden Lebensstil vergeben wurde. Als regelmäßige ASS-Einnahme galten zwei oder mehr Tabletten mit 325 mg ASS pro Woche. Im Verlauf von mehr als drei Millionen Personenjahren wurden 2544 Darmkrebserkrankungen festgestellt. Mithilfe einer Multivarianzanalyse wurden die kumulative Zehn-Jahres-Inzidenz eines kolorektalen Karzinoms, die absolute Risiko­reduktion und die NNT (number needed to treat) ermittelt.

Je ungesünder, desto größer der Nutzen 

Unter einer regelmäßigen ASS-Einnahme lag die kumulative Zehn-Jahres-Darmkrebs-Inzidenz bei 1,98%. Wurde ASS nicht regelmäßig eingenommen, betrug sie 2,95%. Das entspricht einer absoluten Risikoreduktion von 0,97%. Wurde zusätzlich der Lebensstil berücksichtigt, ergab sich folgendes Bild: Bei einem ungesunden Lebensstil (Score 0 oder 1) war die Risikoreduk­tion durch die regelmäßige ASS-Einnahme am höchsten (Abnahme um 1,28%), bei gesundem Lebensstil nahm die absolute Risikoreduktion weiter ab (Reduktion nur noch um 0,11% bei einem Score von 4 oder 5). Das heißt, bei einem gesunden Lebensstil hatte die regelmäßige ASS-Einnahme nur noch einen marginalen protektiven Effekt. 

Betrachtet man die NNT, so mussten 78 Menschen mit einem Score von 0 bis 1 zehn Jahre lang regelmäßig ASS einnehmen, um eine Darmkrebserkrankung zu verhindern. Lag ein Score von 2 vor, erhöhte sich die NNT auf 164, bei einem Score von 3 auf 154 und bei einem Score von 4 und 5 stieg die NNT bis auf 909 an. Betrachtet man den Einfluss der einzelnen Komponenten des Gesamtscores, so hatten BMI und Rauchen den größten Einfluss auf die absolute Risikoreduktion mit ASS. Diese Ergebnisse zeigen, dass der Benefit einer ASS-Einnahme zur Prävention eines kolorektalen Karzinoms vom individuellen Lebensstil abhängt – je ungesünder, desto größer der Nutzen. 

Literatur

Sikavi DR et al. Aspirin Use and Incidence of Colorectal Cancer According to Lifestyle Risk. JAMA Oncol 2024:e242503


Dr. Petra Jungmayr, Apothekerin
redaktion@daz.online


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