Es gibt aber einen Lichtblick

Noventi-Chef nimmt Apothekenreform auseinander

Berlin - 23.10.2024, 12:15 Uhr

Der Noventi-Vorstandsvorsitzende Mark Böhm. (Foto: Noventi)

Der Noventi-Vorstandsvorsitzende Mark Böhm. (Foto: Noventi)


„Eines ist klar: Vielen Apotheken droht ohne die nötige Unterstützung das Aus.“ Das schreibt Noventi-Chef Mark Böhm in einem Kommentar für „Tagesspiegel Background“. Viel Hoffnung verbindet er mit der geplanten Apothekenreform nicht. Aber die Digitalisierung könnte seiner Meinung nach Entlastung für die Apotheken bringen.

Eine Apothekenreform ist dringend nötig. Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante aber könnte die prekäre Lage der Branche noch weiter verschärfen. Das schreibt Noventi-Chef Mark Böhm in einem Kommentar für „Tagesspiegel Background“. Die neuen Regelungen würden zu kurz oder gar nicht greifen und könnten zu mehr Instabilität führen.

So sei die „Apotheke light“ eine „Mogelpackung“: Die angestrebten Kosteinsparungen würden zulasten der Versorgungsqualität gehen. Die zusätzlichen Vergütungen für Dienstleistungen wie das Impfen hingegen reichten nicht aus, um die steigenden Betriebskosten zu decken.

„Eines ist klar: Vielen Apotheken droht ohne die nötige Unterstützung das Aus“, schreibt Böhm. Es bräuchte eine Erhöhung des Fixhonorars auf 12 oder besser 14 Euro, darüber hinaus „echte Wertschätzung des Berufsstands, Entlastung bei bürokratischen Aufgaben und gleiche Bedingungen im Wettbewerb mit ausländischen Versandapotheken“.

Mehr zum Thema

Gewinnprognose und neuer Aufsichtsratsvorsitzender 

Erfolgreiche Neuausrichtung bei Noventi

Einen Lichtblick sieht Böhm allerdings in der Digitalisierung. Sie könne Apotheken entlasten und die Versorgungsqualität steigern. Sie dürfe jedoch nicht zum „Bürokratiemonster“ werden. Der Ausbau der Telematikinfrastruktur, die Einführung des E-Rezepts und die Förderung verlässlicher Hard- und Software seien Schritte in die richtige Richtung.

Mit Blick auf Künstliche Intelligenz fordert der Noventi-Chef von der Politik klar Regeln. Die Apothekerinnen und Apotheker hingegen dürften sich dem Fortschritt nicht verschließen.


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

So nicht

von Rainer W. am 25.10.2024 um 10:52 Uhr

Durch die aktuellen Ausprägungen der Digitalisierung entstehen vor allem mehr Kosten und mehr Arbeit - bisher ohne eine entsprechende Anpassung der Vergütung.

Das eRezept ist schlecht gemacht, die Technik veraltet, die Prozesse nicht praxistauglich.

Der Mehraufwand und die zusätzlichen Kosten für Personal und Technik wurden bisher nur ungenügend berücksichtigt. Einen kleinen Teil der Mehrkosten übernehmen die Krankenkassen, die zusätzlichen Gebühren der Softwarehäuser, die zusätzlichen Arbeitsstunden, wenn das System mal wieder Streikt oder aus anderen Gründen Probleme bereitet, der Kommunikationsaufwand mit den Patienten, all das gehört dem Apothekenhonorar oben drauf geschlagen.

Wer glaubt, durch Digitalisierung werde alles billiger hat die Rechnung ohne Gematik und Softwareanbieter gemacht und allgemein wohl noch nie mit staatlich verordneter Digitalisierung zu tun gehabt.

Nur eine der vielen Baustellen im Apothekenwesen, die endlich angegangen gehören. Ich frage mich, wie es sein kann dass trotz der horrenden Summen, die Staat und GKVen in Gematik und eRezept gesteckt haben die Qualität so hinter dem Bedarf zurückbleibt. Vielleicht, weil man, wie bei der Maut, das Rad neu erfinden wollte? Es gibt im Ausland viele bewährte, gut laufende Lösungen, das deutsche System hat trotz fast 20 Jahren Entwicklung immer noch massive Kinderkrankheiten und Mängel in der Alltags- und Praxistauglichkeit.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Kommentar abgeben

 

Ich akzeptiere die allgemeinen Verhaltensregeln (Netiquette).

Ich möchte über Antworten auf diesen Kommentar per E-Mail benachrichtigt werden.

Sie müssen alle Felder ausfüllen und die allgemeinen Verhaltensregeln akzeptieren, um fortfahren zu können.