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Arbeitsniederlegung und Protest am 12. November
Apothekenangestellte in den Niederlanden treten in den landesweiten Streik
In vielen Ländern Europas kämpfen die Apotheken ums Überleben. Nachdem in diesem Jahr bereits in Frankreich, dem Vereinigten Königreich und Deutschland Apothekenteams ihren Protest in die Öffentlichkeit getragen haben, kündigen nun die Apothekenangestellten in den Niederlanden einen Streik an. Hier ist die Front zu den Apothekenbetreibern verhärtet.
Für den 12. November kündigen die Gewerkschaften FNV und CNV sowie die Apothekervereinigung KNMP landesweite Arbeitsniederlegungen in den Apotheken in den Niederlanden an, berichtet die „NL Times“ an diesem Donnerstag. Die Apothekenangestellten fordern rückwirkend zum 1. Juli sechs Prozent mehr Gehalt und die Erhöhung des Mindestlohns auf 16 Euro. Die Gewerkschaften erwarten, dass sich tausende Angestellte am Streik beteiligen werden. In den Niederlanden sind die meisten Apotheken nicht unabhängig, das heißt sie operieren in einer Kette, als Franchise-Nehmer oder haben sich einem „Versorgungs-Makler“ angeschlossen.
Der FNV-Vorsitzende Ralph Smeets beklagte bisher fehlende Kompromissbereitschaft der Apothekenbetreiber: „Seit sechs Wochen sind wir im Arbeitskampf, und in dieser Zeit haben wir von den Arbeitgebern keine Botschaften erhalten. Ehrlich gesagt, finde ich das ungehörig und unhöflich. Sie lassen ihre Leute eiskalt im Stich.“
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Laut einer gemeinsamen Erklärung von FNV und CNV verdienen die am schlechtesten bezahlten Apothekenangestellten in den Niederlanden 27.746 Euro brutto im Jahr. Die Spitzengehälter liegen bei 45.078 Euro für nicht leitende Angestellte. Angestellte in Führungspositionen verdienen zwischen 40.622 und 57.066 Euro im Jahr, heißt es.
In Den Haag soll am 12. November eine zentrale Kundgebung veranstaltet werden. Zudem seien für die kommenden Wochen mehrere regionale Streiks geplant. Bereits in den vergangenen Wochen hatten in einzelnen Regionen des Landes Apothekenangestellte ihre Arbeit niedergelegt.
Apotheken-Krise: Ein europäisches Problem
Im Juni dieses Jahres waren in Frankreich die Apothekenteams zu landesweiten Protesten auf die Straße gegangen. Laut der Apothekenvereinigung FSPF nahmen daran insgesamt 30.000 Apothekenangestellte und -Inhaber teil – 18.000 Apotheken schlossen ihre Türen, fast 90 Prozent des Landes. Auch die Arzneimittelengpässe und die mangelhafte Regulierung der Arzneimittelversender waren in Frankreich ein wichtiger Aufhänger der Proteste. Vor allem aber ging es auch hier um notwendige Honorarerhöhungen für die Apotheken.
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Im Vereinigten Königreich sehen Apotheken schwarz
Wenige Wochen später legten die Apotheken im Vereinigten Königreich nach. Sie verdunkelten ihre Offizinen und trugen schwarze Kleidung, um auf ihre düstere Lage aufmerksam zu machen. Auch im Vereinigten Königreich kämpft man mit einem sich beschleunigenden Apothekensterben. Allein in England schlossen in den letzten zehn Jahren 1.400 Apotheken – zum Zeitpunkt des Protests schlossen hier etwa zehn pro Woche.
Lieferengpässe und stark gestiegene Arzneimittelpreise machen den Apotheken des Landes zu schaffen – aber auch eine mangelhafte staatliche Finanzierung wird beklagt. Als Hauptproblem wurde im Vorfeld der Proteste die zu geringe Honorierung der Arzneimittelabgabe von der Apothekenvereinigung NPA benannt.
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Auch in Deutschland demonstrierten im August Apothekenteams. Bei Kundgebungen in Erfurt und Dresden stand vor allem die Verhinderung der Apothekenreformpläne des Bundesgesundheitsministeriums auf der Tagesordnung. Für den 6. November ist neuer Protest der Apotheken in Hannover geplant.
Ob in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich oder dem Vereinigten Königreich: Staatliche Unterfinanzierung, wirtschaftliche Schieflage und die schlechte Bezahlung des Fachpersonals werden immer mehr zu europäischen Problemen. Deshalb schreitet nicht nur in Deutschland das Apothekensterben voran.
In den Niederlanden wird die Krise durch den Konflikt zwischen Apothekenangestellten und -Betreibern verschärft, während in Frankreich, Deutschland und dem Vereinigten Königreich die Apothekenteams offenbar stärker an einem Strang ziehen.
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