Risikofaktoren und Diagnose
Verschiedene Faktoren erhöhen das Risiko eines MNS: z. B. Depotpräparate, intravenöse Verabreichung oder schnelle Dosissteigerungen. Geringe, konstante orale Dosen sind risikoärmer, aber auch hier wurden MNS-Fälle beobachtet. Das Risiko steigt weiter, wenn mehrere neuroleptische und/oder serotonerge Wirkstoffe kombiniert werden. Im perioperativen Umfeld können die Einnahme von Antidepressiva oder Prokinetika, schnelle Medikamentenänderungen, Flüssigkeitsmangel, Stress und Hitze MNS begünstigen – besonders bei Patienten mit MNS in der Vorgeschichte.
Die Diagnosestellung basiert auf der typischen klinischen Symptomatik unter Antipsychotika oder Dopamin-Rezeptorblockern, nachdem andere Ursachen ausgeschlossen wurden. Labortests (z. B. erhöhte Kreatinkinase, Leukozytose) und Bildgebung unterstützen die Diagnose. Eine gründliche Differenzialdiagnose ist entscheidend, ähnliche Erkrankungen sind das Serotonin-Syndrom, das zentrale anticholinerge Syndrom, maligne Hyperthermie, Infektionen, Autoimmunerkrankungen, Salicylatvergiftung, Hirntrauma, Schlaganfall und Hitzschlag.
Arzneimittel sofort absetzen
Das maligne neuroleptische Syndrom ist ein akuter medizinischer Notfall, der schnelles Absetzen des vermutlich auslösenden Wirkstoffs und intensive Überwachung erfordert. Daneben sollte die Körpertemperatur gesenkt, die Vitalfunktion gesichert und ausreichend Flüssigkeit zugeführt werden, um einen durch Rhabdomyolyse ausgelösten Nierenschaden zu verhindern. Zusätzlich sollten die Elektrolyte kontrolliert und eine Thromboseprophylaxe durchgeführt werden. In den meisten unkomplizierten Fällen tritt innerhalb von ein bis zwei Wochen nach Absetzen der oralen Antipsychotika eine Besserung ein. Schwere Fälle erfordern intensivmedizinische Betreuung mit Überwachung auf kardiorespiratorisches Versagen, Nierenversagen und Gerinnungsstörungen. Darüber hinaus kann es erforderlich sein, den Patienten zu beatmen oder an ein Dialysegerät anzuschließen. Mittel der Wahl ist Dantrolen, ein schnell wirkendes Muskelrelaxans, das innerhalb weniger Minuten zu einer Abnahme des Rigors führt, Herz- und Atemfrequenz sowie das Fieber senkt. Bei Patienten mit Leberschäden kann der D2-Agonist Bromocriptin anstatt dem hepatotoxischen Dantrolen eingesetzt werden. Die Wirkung von Bromocriptin tritt allerdings erst nach einem Tag ein. Es kann zu einem Blutdruckabfall kommen, und es muss langsam ausgeschlichen werden, um ein Aufflammen des MNS zu verhindern. Vereinzelt werden auch andere Wirkstoffe wie Amantadin und Benzodiazepine eingesetzt, ein klarer Wirknachweis dafür wurde jedoch bislang nicht erbracht. Positive Effekte konnten dagegen mit Elektrokrampftherapie erzielt werden. Bei einem raschen Entzug dopaminerger Arzneimittel ist das Auftreten eines malignen L-Dopa-Entzugssyndroms möglich, das klinisch dem MNS ähnelt, diesem aber nicht gleichzusetzen ist und anders therapiert werden muss. Hier ist Amantadin indiziert, und die zuvor abrupt abgesetzten Medikamente müssen wieder eingesetzt werden. |
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