Apotheker helfen Flüchtlingen: Tipps und Beispiele

Die große Zahl an Flüchtlingen, die in den vergangenen Wochen nach Deutschland gekommen ist und weiterhin kommt, hat auch unter Apothekerinnen und Apotheker zu einer Welle der Hilfsbereitschaft geführt.

Hier auf DAZ.online und in der DAZ und AZ haben wir von vielen Beispielen berichtet – und immer wieder Tipps und Hilfestellungen gegeben.

Sind Sie ebenfalls in der Versorgung von Flüchtlingen aktiv? Melden Sie sich gern bei uns! Wir berichten gern über Ihre Initiative:

Schreiben Sie uns! Nicola Kuhrt

Redaktion_daz.online@deutsche-apotheker-zeitung.de  

Apotheker in der Flüchtlingsversorgung: Die Geschichten auf DAZ.online

In Berlin-Wilmersdorf wurde das alte Rathaus zur Notunterkunft für Flüchtlinge umfunktioniert. Mehrere hundert Helfer kümmern sich um rund 800 Flüchtlinge. Mittendrin die Apothekerin Dorothee Giese.


Mit „deutscher Flexibilität“ helfen: Die Adler-Apotheke aus Hamburg ist in der medizinischen und pharmazeutischen Versorgung von Flüchlingen aktiv – ein Erfahrungsbericht aus der Hansestadt.

„Deutschland ist ein Traumland“ – DAZ-Herausgeber Peter Ditzel hat einen syrischen Apotheker getroffen, der nach Deutschland geflohen ist. Sein berührendes Porträt.

Verständigung

Ein großes Problem ist die Verständigung mit den neu angekommenen Flüchtlingen, die noch kein Deutsch, oft auch kein Englisch sprechen. Die folgende Aufstellung gibt einen (unvollständigen) Überblick über Hilfsmittel bei Sprachproblemen:


Online-Wörterbücher

Langenscheidt-Arabisch. Der Langenscheidt-Verlag stellt seine Online-Wörterbücher, darunter auch Arabisch, kostenlos zur Verfügung.  

Kauderwelsch-Sprachführer. Der Reise-Know-How-Verlag stellt allen Menschen, die in der Flüchtlingsarbeit tätig sind, folgende Sprachführer kostenfrei als Download und mp3-Download zur Verfügung: Palästinensisch-Syrisch-Arabisch, Irakisch-Arabisch, Libysch-Arabisch, Dari für Afghanistan, Paschto für Afghanistan & Pakistan, Kosovo-Albanisch, Bosnisch, Romani, Kurdisch.  

Google-Translator. In der Desktop-Version funktioniert er ähnlich wie ein Online-Wörterbuch. Allerdings können hier auch ganze Sätze übersetzt und das Ergebnis abgespielt und angehört werden. In der App-Version (kostenlos für iOS und Android) gibt es auch eine Spracheingabe. Allerdings ist das Ergebnis oft unbefriedigend.

Refugees Phrasebook. Ein offenes Wörterbuch für Flüchtlinge, das sich im Aufbau befindet. Es ist untergliedert in drei Bereiche: Orientierung, Gesundheit und Recht. Derzeit umfasst es 28 Sprachen, darunter Englisch, Französisch und Arabisch, aber auch seltenere Sprachen wie Farsi. Es darf von allen lokalen Initiativen, die Flüchtlinge unterstützen, angepasst, gedruckt und verbreitet werden.

Was sonst noch hilft


Die Übersetzungshilfe für Abgabehinweise an ausländische Kunden können Sie hier als pdf downloaden.

Piktogramm-Programm. Die International Pharmaceutical Federation (FIP) stellt auf ihrer Homepage kostenlos ein Programm zum Download zur Verfügung, mit dem sich Infos zu Arzneimitteln als Piktogramm erstellen lassen. Bilder zu Indikation, Einnahmehinweisen und Nebenwirkungen lassen sich individuell für jedes Arzneimittel und jeden Patienten zusammenstellen. Ein YouTube-Tutorial erklärt Installation und Anwendung. 

Beratungsvideos

Die Verlagsgruppe Deutscher Apotheker Verlag bietet über apotheken.de mehrsprachige Beratungsvideos (Deutsch, Arabisch, Englisch, Türkisch und Russisch) an, in denen zum Beispiel die Anwendung von Brausetabletten, verschiedenen Inhalatoren, Augentropfen oder Antibiotikasäften erklärt wird. Hier können Sie die Videos auf Arabisch kostenlos aufrufen, um sie zum Beispiel in der Apotheke zu zeigen.

Rezept-Abrechnung

Viel Unsicherheit herrscht in Apotheken darüber, wie Rezepte von Flüchtlingen abgerechnet werden. Die medizinische Versorgung der Flüchtlinge ist im Asylbewerberleistungsgesetz bundeseinheitlich geregelt. Die konkrete Duurchführung übernehmen allerdings die Bundesländer und Kommunen, die auch die Kostenträger sind. Deswegen gibt es von Bundesland zu Bundesland unterschiedliche Regelungen.

Die Rezeptabrechner AvPund NARZ haben eine Übersicht veröffentlicht, die ständig aktualisiert wird.

Versicherungsschutz für Helfer

Wie sieht es mit dem Versicherungsschutz aus, wenn sich ein Helfer verletzt und selber Hilfe braucht? Die AZ hat darauf hingewiesen, dass Ehrenamtliche, die im Auftrag von Gemeinde, Stadt, Land oder Bund tätig sind, dabei gesetzlich unfallversichert sind. Gleiches gilt für Ehrenamtliche in Vereinen wie Rotem Kreuz oder Caritas. Der Unfallschutz ist dabei genauso geregelt wie der gesetzliche Unfallschutz von Arbeitnehmern, das heißt auch der Weg von und zur „Arbeit“ ist versichert Für nicht-organisierte Helfer sind die Landesunfallkassen oder privaten Sammelversicherungen der Länder zuständig.

Wer ganz auf eigene Faust hilft – also z.B. eine Kleiderspende zu einer Unterkunft bringt – ist auch nur über seine eigenen Versicherungen abgesichert, also z.B. über die private Unfallversicherung, sofern vorhanden.

Arzneimittel-Listen

Sehr eindrücklichen hat die Adler Apotheke Hamburg in der DAZ geschildert, was die professionelle Hilfe durch eine Apotheke in einer Erstaufnahmeeinrichtung bewirken kann. Die Adler Apotheke stellt auf ihrer Website auch die von ihr erstellte Arzneimittel-Liste und eine Liste weiterer Produkte zur Verfügung. Die Liste wird laufend aktualisiert.

Tipps für Jedermann, der helfen will, hat die Stiftung Warentest zusammen mit dem Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen erstellt.


"Ratgeber Gesundheit für Asylsuchende in Deutschland"

Das Bundesministerium für Gesundheit hat am 15. Januar 2016 gemeinsam mit dem Ethno-Medizinische Zentrum e.V. einen Ratgeber für Asylsuchende und Helfer veröffentlicht. Beteiligt waren zudem die zuständigen Behörden aus Bund und Bundesländern. Der Ratgeber informiert Asylsuchende über wichtige Grundzüge der Gesundheitsversorgung in Deutschland und das Verhalten im Falle einer Erkrankung. Er gibt Hinweise zum Schutz der eigenen Gesundheit sowie zur notwendigen und verpflichtenden Erstuntersuchung nach der Ankunft in Deutschland. Gleichzeitig dient er Behörden und medizinischem Personal vor Ort als Hilfestellung und enthält einen mehrsprachigen, herausnehmbaren Impfausweis.

Der Gesundheitsratgeber erscheint in Deutsch, Englisch, Arabisch, Kurdisch (Kurmanci) und Paschto. Damit ist er in den Sprachen erhältlich, die Asylsuchende am häufigsten sprechen. Der Ratgeber wird u.a. an Ministerien in den Ländern, Migrantenorganisationen und Wohlfahrtsverbände versandt.

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