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Angestelltengehalt für Apothekenleiter

Zur betriebswirtschaftlichen Lage der Apotheken

POTSDAM (diz). Höherer Kassenabschlag, stagnierende OTC-Umsätze, geringere Großhandelsrabatte und weitere Spareffekte durch das AMNOG haben dazu geführt, dass der Rohgewinn der "typischen Apotheke" 2011 gegenüber dem Vorjahr absolut um 4000 Euro zurückgegangen ist. Wie Dr. Frank Diener, Generalbevollmächtigter der Steuerberatungsgesellschaft Treuhand Hannover GmbH in seinem Vortrag auf dem Wirtschaftsforum des Deutschen Apothekerverbands ausführte, ist das Betriebsergebnis der "typischen Apotheke" letztlich um 6000 Euro auf nunmehr 69.000 Euro gesunken.
Dr. Frank Diener konnte auf dem DAV-Wirtschaftsforum keine erfreulichen Zahlen zur betriebswirtschaftlichen Lage der Apotheken nennen. Foto: DAZ/diz

Als "typische Apotheke" bezeichnet man eine Apotheke, die in der häufigsten Umsatzklasse liegt (relative Häufigkeit der Betriebe). Im vergangenen Jahr lagen 15,4% aller Apotheken in der Umsatzklasse zwischen 1,25 und 1,5 Mio. Euro. Der Gesamtumsatz dieser typischen Apotheke lag bei 1,303 Mio. Euro (ohne Umsatzsteuer). Wie Diener zeigen konnte, hatte sich der Rohgewinn um 0,4%-Punkte in 2011 verschlechtert, er lag bei 25,5% des Netto-Umsatzes. Wesentliche Ursache dafür waren der auf 2,05 Euro erhöhte Kassenabschlag und verschlechterte Einkaufskonditionen. Eine Stagnation zeigte sich im HV-Umsatz. Absolut gesehen lag der Rohgewinn für die typische Apotheke 2011 bei 332.000 Euro und damit 4000 Euro unter dem des Vorjahrs.

Während die Personalkosten leicht gestiegen waren (0,2%-Punkte auf 11,4%, absolut von 146.000 auf 148.000 Euro), stellte man bei den übrigen Kosten einen kleinen Rückgang fest, was Diener auf ein erfolgreiches Management und das Ausnützen von Rationalisierungsreserven zurückführte. Insgesamt fiel das Betriebsergebnis der typischen Apotheke jedoch von 5,8 auf 5,3 Prozentpunkte. Rückblickend lässt sich feststellen, dass sich im 5-Jahres-Zeitraum seit 2006 die Umsatzrendite der typischen Apotheken um 23% reduziert hat. In absoluten Zahlen ergab sich ein Betriebsergebnis von 69.000 Euro – ein Rückgang zu 2010 um rund 6000 Euro.


Tab. 1: Vom Betriebsergebnis vor Steuern zum Jahres-Verfügungsbetrag

2010
Tsd. Euro
2011
Tsd. Euro
Betriebsergebnis vor Steuern
75,3
69,3
./. ESt und Soli
22,8
19,9
+ GewSt-Anrechnung (§35 EStG)
7,6
6,9
./. Apo-Versorgung, KV
21,0
21,0
= Verfügungsbetrag p.a.
39,1
35,3

Erneut gesunken, von 39.100 auf 35.300 Euro (- 10,5% gegenüber dem Vorjahr), ist auch der Jahres-Verfügungsbetrag des Apothekenleiters, der sich aus dem Betriebsergebnis abzüglich aller Steuern und Beiträge zu den Sozialversicherungen ergibt. Laut Diener hat damit das Nettogehalt eines angestellten Approbierten (höchste Tarifgruppe zzgl. 15%) in 2011 fast schon den Verfügungsbetrag des Inhabers einer typischen Apotheke erreicht (Tab. 1). Ausgehend von den bereits erkennbaren Entwicklungen in diesem Jahr lässt sich eine Simulationsrechnung für das Gesamtjahr 2012 erstellen (Tab. 2). Danach zeigt sich, dass bei anhaltend ungünstigen Bedingungen mit einem weiter sinkenden Betriebsergebnis zu rechnen ist.


Tab 2: Simulation Gesamtjahr 2012 (Stand 20. April 2012)

Ergebnis 2011
Tds. Euro
Simulation für 2012
Unteres
Szenario Tds. Euro
oberes
Szenario
Tds. Euro
Nettoumsatz
1.303100,0%
1.329100,0%
+ 2% ggü. VJ
1.355 100,0%
+ 4% ggü. VJ
Rohgewinn
 33225,5%
 33124,9%
 33724,9%
Betriebswirtschaftliches Ergebnis vor Steuern
 695,3%
  634,7%
 69 5,1%
Verfügungsbetrag
 352,7%
  312,3%
 362,7%



DAZ 2012, Nr. 18, S. 22


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